Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.Perser, Freund des Bartja und Darius; endlich aber er- Psamtik stieg die Stufen hinab, den Ankömmlingen Ein Theil des Volkes strömte den Fremdlingen nach; "Willst Du dem geputzten Grasaffen und den andern "Jch sage Dir, Puhor, und auch der Oberpriester hat Perſer, Freund des Bartja und Darius; endlich aber er- Pſamtik ſtieg die Stufen hinab, den Ankömmlingen Ein Theil des Volkes ſtrömte den Fremdlingen nach; „Willſt Du dem geputzten Grasaffen und den andern „Jch ſage Dir, Puhor, und auch der Oberprieſter hat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="62"/> Perſer, Freund des Bartja und Darius; endlich aber er-<lb/> ſchien der ſchlanke, bleiche Sohn des Kröſus, Gyges, der,<lb/> nachdem er in ſeinem vierten Jahre ſtumm geworden war,<lb/> durch die Todesangſt, welche er bei der Einnahme von<lb/> Sardes um ſeinen Vater ausgeſtanden, die Sprache zurück-<lb/> erlangt hatte <hi rendition="#sup">106</hi>).</p><lb/> <p>Pſamtik ſtieg die Stufen hinab, den Ankömmlingen<lb/> entgegen. Sein gelbliches, ſtrenges Angeſicht bemühte ſich<lb/> freundlich zn lächeln. Die Würdenträger, welche ihm<lb/> folgten, verneigten ſich beinahe bis zur Erde vor den<lb/> Fremden, indem ſie die Arme ſchlaff herunter hängen lie-<lb/> ßen. Die Perſer kreuzten die Hände über der Bruſt und<lb/> warfen ſich vor dem Thronerben nieder. Als die erſten<lb/> Förmlichkeiten vorüber waren, küßte Bartja, nach der<lb/> Sitte ſeiner Heimat, zur Verwunderung des, ſolchen<lb/> Anblicks ungewohnten Volkes die gelbe Wange des ägyp-<lb/> tiſchen Königsſohnes, und begab ſich mit ſeinen Führern<lb/> zu den harrenden Sänften, um ſich in die, für ihn und<lb/> ſeine Begleiter beſtimmte Wohnung im Königsſchloſſe von<lb/> Sais tragen zu laſſen.</p><lb/> <p>Ein Theil des Volkes ſtrömte den Fremdlingen nach;<lb/> die meiſten Zuſchauer verharrten aber auf ihren Plätzen,<lb/> denn ſie wußten, daß noch mancher nie geſehene Anblick<lb/> ihrer wartete.</p><lb/> <p>„Willſt Du dem geputzten Grasaffen und den andern<lb/> Kindern des Typhon nachlaufen?“ fragte der mißvergnügte<lb/> Tempeldiener ſeinen Nachbar, einen ehrſamen ſaitiſchen<lb/> Schneidermeiſter.</p><lb/> <p>„Jch ſage Dir, Puhor, und auch der Oberprieſter hat<lb/> es geſagt, dieſe Eindringlinge werden dem ſchwarzen<lb/> Lande nichts als Unheil bringen! Da lob’ ich mir die<lb/> alte gute Zeit, wo kein Fremdling, der ſein Leben lieb<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0080]
Perſer, Freund des Bartja und Darius; endlich aber er-
ſchien der ſchlanke, bleiche Sohn des Kröſus, Gyges, der,
nachdem er in ſeinem vierten Jahre ſtumm geworden war,
durch die Todesangſt, welche er bei der Einnahme von
Sardes um ſeinen Vater ausgeſtanden, die Sprache zurück-
erlangt hatte 106).
Pſamtik ſtieg die Stufen hinab, den Ankömmlingen
entgegen. Sein gelbliches, ſtrenges Angeſicht bemühte ſich
freundlich zn lächeln. Die Würdenträger, welche ihm
folgten, verneigten ſich beinahe bis zur Erde vor den
Fremden, indem ſie die Arme ſchlaff herunter hängen lie-
ßen. Die Perſer kreuzten die Hände über der Bruſt und
warfen ſich vor dem Thronerben nieder. Als die erſten
Förmlichkeiten vorüber waren, küßte Bartja, nach der
Sitte ſeiner Heimat, zur Verwunderung des, ſolchen
Anblicks ungewohnten Volkes die gelbe Wange des ägyp-
tiſchen Königsſohnes, und begab ſich mit ſeinen Führern
zu den harrenden Sänften, um ſich in die, für ihn und
ſeine Begleiter beſtimmte Wohnung im Königsſchloſſe von
Sais tragen zu laſſen.
Ein Theil des Volkes ſtrömte den Fremdlingen nach;
die meiſten Zuſchauer verharrten aber auf ihren Plätzen,
denn ſie wußten, daß noch mancher nie geſehene Anblick
ihrer wartete.
„Willſt Du dem geputzten Grasaffen und den andern
Kindern des Typhon nachlaufen?“ fragte der mißvergnügte
Tempeldiener ſeinen Nachbar, einen ehrſamen ſaitiſchen
Schneidermeiſter.
„Jch ſage Dir, Puhor, und auch der Oberprieſter hat
es geſagt, dieſe Eindringlinge werden dem ſchwarzen
Lande nichts als Unheil bringen! Da lob’ ich mir die
alte gute Zeit, wo kein Fremdling, der ſein Leben lieb
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |