Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.aus dem verachteten Gefäße gemacht, in das ihr speiet "Sie fielen nieder Alle, Alle. Mein Ansehen war "Die griechischen Söldner umgaben mich stets. Jch "Jch theilte das ganze Land zweckmäßig ein 115), be- aus dem verachteten Gefäße gemacht, in das ihr ſpeiet „Sie fielen nieder Alle, Alle. Mein Anſehen war „Die griechiſchen Söldner umgaben mich ſtets. Jch „Jch theilte das ganze Land zweckmäßig ein 115), be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0087" n="69"/> aus dem verachteten Gefäße gemacht, in das ihr ſpeiet<lb/> und in dem man euch die Füße wuſch. Jch ſelbſt war einſt-<lb/> mals ein ſolches Gefäß; die Gottheit aber, welche beſſer<lb/> und ſchneller als ein Goldſchmid zu formen verſteht, hat<lb/> mich zu eurem Könige gemacht. So fallet vor mir nie-<lb/> der und betet an. Wer ungehorſam iſt oder der Ehrfurcht,<lb/> welche er dem Könige ſchuldet, fürderhin vergißt, der iſt<lb/> des Todes ſchuldig!</p><lb/> <p>„Sie fielen nieder Alle, Alle. Mein Anſehen war<lb/> gerettet; meine Freunde aber hatte ich verloren. Nun be-<lb/> durfte ich eine andere feſte Stütze. Jch machte die Helle-<lb/> nen dazu. Ein Grieche iſt an Kriegstüchtigkeit mehr werth<lb/> als fünf Aegypter; das wußte ich wohl, und darauf<lb/> fußend, wagte ich durchzuſetzen, was ich für heilſam er-<lb/> achtete.</p><lb/> <p>„Die griechiſchen Söldner umgaben mich ſtets. Jch<lb/> lernte von ihnen ihre Sprache, ſie führten mir den<lb/> edelſten Menſchen zu, dem ich jemals begegnet bin, den<lb/> Pythagoras. Jch bemühte mich griechiſche Kunſt und grie-<lb/> chiſche Sitten bei uns einzuführen, denn ich hatte erkannt,<lb/> daß es thöricht ſei, an hergebrachtem Schlechten eigenſin-<lb/> nig zu hängen, wo Beſſeres am Boden lag, und nur da-<lb/> rauf wartete, in ägyptiſchen Acker geſäet zu werden.</p><lb/> <p>„Jch theilte das ganze Land zweckmäßig ein <hi rendition="#sup">115</hi>), be-<lb/> ſtellte die beſte Sicherheitsbehörde in der ganzen Welt und<lb/> ſetzte Vieles durch; mein höchſtes Ziel jedoch, griechiſchen<lb/> Geiſt, griechiſchen Formenſinn, griechiſche Lebensluſt und<lb/> freie helleniſche Kunſt in dieſe bunten und doch ſo finſte-<lb/> ren Lande einzuführen, ſcheiterte an der Klippe, welche<lb/> mich, ſo oft ich etwas Neues erſtrebe, mit Sturz und Un-<lb/> tergang bedroht. Die Prieſter ſind meine Hemmſchuhe,<lb/> meine Gegner, meine Meiſter. — Sie, die am Herge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0087]
aus dem verachteten Gefäße gemacht, in das ihr ſpeiet
und in dem man euch die Füße wuſch. Jch ſelbſt war einſt-
mals ein ſolches Gefäß; die Gottheit aber, welche beſſer
und ſchneller als ein Goldſchmid zu formen verſteht, hat
mich zu eurem Könige gemacht. So fallet vor mir nie-
der und betet an. Wer ungehorſam iſt oder der Ehrfurcht,
welche er dem Könige ſchuldet, fürderhin vergißt, der iſt
des Todes ſchuldig!
„Sie fielen nieder Alle, Alle. Mein Anſehen war
gerettet; meine Freunde aber hatte ich verloren. Nun be-
durfte ich eine andere feſte Stütze. Jch machte die Helle-
nen dazu. Ein Grieche iſt an Kriegstüchtigkeit mehr werth
als fünf Aegypter; das wußte ich wohl, und darauf
fußend, wagte ich durchzuſetzen, was ich für heilſam er-
achtete.
„Die griechiſchen Söldner umgaben mich ſtets. Jch
lernte von ihnen ihre Sprache, ſie führten mir den
edelſten Menſchen zu, dem ich jemals begegnet bin, den
Pythagoras. Jch bemühte mich griechiſche Kunſt und grie-
chiſche Sitten bei uns einzuführen, denn ich hatte erkannt,
daß es thöricht ſei, an hergebrachtem Schlechten eigenſin-
nig zu hängen, wo Beſſeres am Boden lag, und nur da-
rauf wartete, in ägyptiſchen Acker geſäet zu werden.
„Jch theilte das ganze Land zweckmäßig ein 115), be-
ſtellte die beſte Sicherheitsbehörde in der ganzen Welt und
ſetzte Vieles durch; mein höchſtes Ziel jedoch, griechiſchen
Geiſt, griechiſchen Formenſinn, griechiſche Lebensluſt und
freie helleniſche Kunſt in dieſe bunten und doch ſo finſte-
ren Lande einzuführen, ſcheiterte an der Klippe, welche
mich, ſo oft ich etwas Neues erſtrebe, mit Sturz und Un-
tergang bedroht. Die Prieſter ſind meine Hemmſchuhe,
meine Gegner, meine Meiſter. — Sie, die am Herge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |