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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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Fünftes Kapitel.


Wie die goldene Morgenröthe Regentage bringt; so
ist die frohe Erwartung nicht selten eine Vorbotin trüber
Ereignisse.

Nitetis hatte sich so herzlich auf diesen Brief gefreut,
welcher bittere Wermuthstropfen in ihr süßes Glück zu
träufeln bestimmt war.

Wie mit einem Zauberschlage hatte derselbe einen
schönen Theil ihres Daseins, die frohe Rückerinnerung an
die liebe Heimat und an die Genossen des reinen Glücks
ihrer Kindheit, vernichtet.

Während sie in ihren Purpurkleidern weinend dasaß,
dachte sie an nichts, als an den Gram ihrer Mutter, das
Unglück ihres Vaters und die Krankheit ihrer Schwester.
Die frohe Zukunft, welche ihr lächelnd mit Glück und Macht
und Liebe winkte, entschwand ihren Blicken. Die bevor-
zugte Braut des Kambyses vergaß des harrenden Gelieb-
ten, die zukünftige Königin von Persien dachte an nichts
als an das Unglück des ägyptischen Herrscherhauses.

Die Sonne hatte längst die Mittagshöhe erreicht, als
Mandane, ihre Zofe, wieder in das Zimmer trat, um die
letzte Hand an den Schmuck ihrer Herrin zu legen.

Fünftes Kapitel.


Wie die goldene Morgenröthe Regentage bringt; ſo
iſt die frohe Erwartung nicht ſelten eine Vorbotin trüber
Ereigniſſe.

Nitetis hatte ſich ſo herzlich auf dieſen Brief gefreut,
welcher bittere Wermuthstropfen in ihr ſüßes Glück zu
träufeln beſtimmt war.

Wie mit einem Zauberſchlage hatte derſelbe einen
ſchönen Theil ihres Daſeins, die frohe Rückerinnerung an
die liebe Heimat und an die Genoſſen des reinen Glücks
ihrer Kindheit, vernichtet.

Während ſie in ihren Purpurkleidern weinend daſaß,
dachte ſie an nichts, als an den Gram ihrer Mutter, das
Unglück ihres Vaters und die Krankheit ihrer Schweſter.
Die frohe Zukunft, welche ihr lächelnd mit Glück und Macht
und Liebe winkte, entſchwand ihren Blicken. Die bevor-
zugte Braut des Kambyſes vergaß des harrenden Gelieb-
ten, die zukünftige Königin von Perſien dachte an nichts
als an das Unglück des ägyptiſchen Herrſcherhauſes.

Die Sonne hatte längſt die Mittagshöhe erreicht, als
Mandane, ihre Zofe, wieder in das Zimmer trat, um die
letzte Hand an den Schmuck ihrer Herrin zu legen.

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[[98]/0100] Fünftes Kapitel. Wie die goldene Morgenröthe Regentage bringt; ſo iſt die frohe Erwartung nicht ſelten eine Vorbotin trüber Ereigniſſe. Nitetis hatte ſich ſo herzlich auf dieſen Brief gefreut, welcher bittere Wermuthstropfen in ihr ſüßes Glück zu träufeln beſtimmt war. Wie mit einem Zauberſchlage hatte derſelbe einen ſchönen Theil ihres Daſeins, die frohe Rückerinnerung an die liebe Heimat und an die Genoſſen des reinen Glücks ihrer Kindheit, vernichtet. Während ſie in ihren Purpurkleidern weinend daſaß, dachte ſie an nichts, als an den Gram ihrer Mutter, das Unglück ihres Vaters und die Krankheit ihrer Schweſter. Die frohe Zukunft, welche ihr lächelnd mit Glück und Macht und Liebe winkte, entſchwand ihren Blicken. Die bevor- zugte Braut des Kambyſes vergaß des harrenden Gelieb- ten, die zukünftige Königin von Perſien dachte an nichts als an das Unglück des ägyptiſchen Herrſcherhauſes. Die Sonne hatte längſt die Mittagshöhe erreicht, als Mandane, ihre Zofe, wieder in das Zimmer trat, um die letzte Hand an den Schmuck ihrer Herrin zu legen.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. [98]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/100>, abgerufen am 21.11.2024.