Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.Eine Viertelstunde später boten die Frauen des Königs Wie von Thau benetzte Rosen lagen sie still, nicht Seidene Decken wurden über die schönen, müden Glie- Trotz der Wächter war es aber selten so still als Eine volle Stunde mochten sie schweigend verträumt Die ruhenden Gestalten sprangen von ihren Polstern Eine Viertelſtunde ſpäter boten die Frauen des Königs Wie von Thau benetzte Roſen lagen ſie ſtill, nicht Seidene Decken wurden über die ſchönen, müden Glie- Trotz der Wächter war es aber ſelten ſo ſtill als Eine volle Stunde mochten ſie ſchweigend verträumt Die ruhenden Geſtalten ſprangen von ihren Polſtern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0110" n="108"/> <p>Eine Viertelſtunde ſpäter boten die Frauen des Königs<lb/> einen dem beſchriebenen vollkommen entgegengeſetzten An-<lb/> blick dar.</p><lb/> <p>Wie von Thau benetzte Roſen lagen ſie ſtill, nicht<lb/> ſchlafend, aber träumend auf weichen Polſtern, welche die<lb/> langen Wände eines rieſigen Saales umgaben. Das wohl-<lb/> riechende Naß hing noch immer in ihren aufgelösten un-<lb/> getrockneten Haaren, während hurtige Sclavinnen auch die<lb/> leiſeſte Spur der tief in die Poren dringenden Feuchtigkeit<lb/> mit weichen Säckchen aus Kameelshaaren von den zarten<lb/> Körpern abrieben.</p><lb/> <p>Seidene Decken wurden über die ſchönen, müden Glie-<lb/> der gebreitet, und eine Schaar von Eunuchen ſorgte dafür,<lb/> daß keine muthwillige oder zankſüchtige Einzelne die Ruhe<lb/> des träumenden Weiberheeres ſtöre.</p><lb/> <p>Trotz der Wächter war es aber ſelten ſo ſtill als<lb/> heute in jenem dem Badeſchlummer gewidmeten Saale;<lb/> denn wer heute die Friedensſtörerin ſpielte, mußte fürchten,<lb/> zur Strafe von dem großen Schmauſe ausgeſchloſſen zu<lb/> werden.</p><lb/> <p>Eine volle Stunde mochten ſie ſchweigend verträumt<lb/> haben, als der Schall eines geſchlagenen Metalls dem<lb/> Schauſpiele ein neues Anſehen gab.</p><lb/> <p>Die ruhenden Geſtalten ſprangen von ihren Polſtern<lb/> auf, ein Heer von Sclavinnen drang in die Halle, Salben<lb/> und Wohlgerüche wurden über die Schönen ausgegoſſen,<lb/> üppige Haare künſtlich geflochten und mit Edelſteinen ver-<lb/> ziert, koſtbare Schmuckſachen, ſeidene und wollene Gewän-<lb/> der in allen Farben des Regenbogens herbeigebracht, von<lb/> Perlen und Edelſteinen ſteife Schuhe an zarte Füße gebun-<lb/> den, und reiche, goldene Gürtel um die Hüften der Ange-<lb/> kleideten befeſtigt <hi rendition="#sup">81</hi>).</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [108/0110]
Eine Viertelſtunde ſpäter boten die Frauen des Königs
einen dem beſchriebenen vollkommen entgegengeſetzten An-
blick dar.
Wie von Thau benetzte Roſen lagen ſie ſtill, nicht
ſchlafend, aber träumend auf weichen Polſtern, welche die
langen Wände eines rieſigen Saales umgaben. Das wohl-
riechende Naß hing noch immer in ihren aufgelösten un-
getrockneten Haaren, während hurtige Sclavinnen auch die
leiſeſte Spur der tief in die Poren dringenden Feuchtigkeit
mit weichen Säckchen aus Kameelshaaren von den zarten
Körpern abrieben.
Seidene Decken wurden über die ſchönen, müden Glie-
der gebreitet, und eine Schaar von Eunuchen ſorgte dafür,
daß keine muthwillige oder zankſüchtige Einzelne die Ruhe
des träumenden Weiberheeres ſtöre.
Trotz der Wächter war es aber ſelten ſo ſtill als
heute in jenem dem Badeſchlummer gewidmeten Saale;
denn wer heute die Friedensſtörerin ſpielte, mußte fürchten,
zur Strafe von dem großen Schmauſe ausgeſchloſſen zu
werden.
Eine volle Stunde mochten ſie ſchweigend verträumt
haben, als der Schall eines geſchlagenen Metalls dem
Schauſpiele ein neues Anſehen gab.
Die ruhenden Geſtalten ſprangen von ihren Polſtern
auf, ein Heer von Sclavinnen drang in die Halle, Salben
und Wohlgerüche wurden über die Schönen ausgegoſſen,
üppige Haare künſtlich geflochten und mit Edelſteinen ver-
ziert, koſtbare Schmuckſachen, ſeidene und wollene Gewän-
der in allen Farben des Regenbogens herbeigebracht, von
Perlen und Edelſteinen ſteife Schuhe an zarte Füße gebun-
den, und reiche, goldene Gürtel um die Hüften der Ange-
kleideten befeſtigt 81).
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