Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.fürchtete sich vor ihm, und dennoch sehnte sich ihr weiblich Auf ihrem Angesichte wechselten, -- wie Licht und Das strenge Angesicht des Beherrschers der halben Jetzt sprang er selbst von seinem Hengst. Jm glei- fürchtete ſich vor ihm, und dennoch ſehnte ſich ihr weiblich Auf ihrem Angeſichte wechſelten, — wie Licht und Das ſtrenge Angeſicht des Beherrſchers der halben Jetzt ſprang er ſelbſt von ſeinem Hengſt. Jm glei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="11"/> fürchtete ſich vor ihm, und dennoch ſehnte ſich ihr weiblich<lb/> unterwürfiges Herz danach, wie eine Rebe an den Ulmen-<lb/> ſtamm, ſich an dieſen ſtarken Menſchen klammern zu dür-<lb/> fen. Sie wußte nicht, ob ſie ſich alſo den Vater alles<lb/> Böſen, den furchtbaren Typhon, oder den Geber alles<lb/> Lichts, den großen Ammon, vorgeſtellt habe.</p><lb/> <p>Auf ihrem Angeſichte wechſelten, — wie Licht und<lb/> Schatten, — wenn ſich zur Mittagszeit der Himmel mit<lb/> Gewölk umzieht, hohe Röthe und tiefe Bläſſe. — Sie<lb/> vergaß der Lehren ihres väterlichen Freundes und dennoch<lb/> ſchaute ſie, als Kambyſes ſein unbändiges, ſchnaubendes<lb/> Roß zum Stillſtehen an der Seite ihres Wagens zwang,<lb/> athemlos in die flammenden Augen des Mannes, von dem<lb/> ſie wußte, daß er der König ſei, wenn es ihr auch nie-<lb/> mand geſagt hatte.</p><lb/> <p>Das ſtrenge Angeſicht des Beherrſchers der halben<lb/> Welt ward immer freundlicher, je länger ſie, von einem<lb/> wunderbaren Triebe gezwungen, ſeinen durchbohrenden<lb/> Blick ertrug. — Endlich winkte er ihr mit der Hand einen<lb/> Gruß des Willkommens entgegen und ritt auf ihre Be-<lb/> gleiter zu, welche von ihren Pferden geſprungen waren<lb/> und ſich theils vor dem Könige in den Staub geworfen<lb/> hatten, theils, ſich tief verneigend und nach perſiſcher Sitte,<lb/> die Hände in den Aermeln ihres Gewandes verbergend,<lb/> daſtanden.</p><lb/> <p>Jetzt ſprang er ſelbſt von ſeinem Hengſt. Jm glei-<lb/> chen Augenblicke ſchwangen ſich auch alle ſeine Begleiter<lb/> von ihren Pferden. Die ihm folgenden Teppichbreiter<lb/> legten, ſchnell, wie der Gedanke, eine ſchwere purpurne<lb/> Decke auf die Landſtraße, damit der Fuß des Königs den<lb/> Staub des Weges nicht zu berühren brauche, und wenige<lb/> Augenblicke ſpäter begrüßte Kambyſes ſeine Freunde<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0013]
fürchtete ſich vor ihm, und dennoch ſehnte ſich ihr weiblich
unterwürfiges Herz danach, wie eine Rebe an den Ulmen-
ſtamm, ſich an dieſen ſtarken Menſchen klammern zu dür-
fen. Sie wußte nicht, ob ſie ſich alſo den Vater alles
Böſen, den furchtbaren Typhon, oder den Geber alles
Lichts, den großen Ammon, vorgeſtellt habe.
Auf ihrem Angeſichte wechſelten, — wie Licht und
Schatten, — wenn ſich zur Mittagszeit der Himmel mit
Gewölk umzieht, hohe Röthe und tiefe Bläſſe. — Sie
vergaß der Lehren ihres väterlichen Freundes und dennoch
ſchaute ſie, als Kambyſes ſein unbändiges, ſchnaubendes
Roß zum Stillſtehen an der Seite ihres Wagens zwang,
athemlos in die flammenden Augen des Mannes, von dem
ſie wußte, daß er der König ſei, wenn es ihr auch nie-
mand geſagt hatte.
Das ſtrenge Angeſicht des Beherrſchers der halben
Welt ward immer freundlicher, je länger ſie, von einem
wunderbaren Triebe gezwungen, ſeinen durchbohrenden
Blick ertrug. — Endlich winkte er ihr mit der Hand einen
Gruß des Willkommens entgegen und ritt auf ihre Be-
gleiter zu, welche von ihren Pferden geſprungen waren
und ſich theils vor dem Könige in den Staub geworfen
hatten, theils, ſich tief verneigend und nach perſiſcher Sitte,
die Hände in den Aermeln ihres Gewandes verbergend,
daſtanden.
Jetzt ſprang er ſelbſt von ſeinem Hengſt. Jm glei-
chen Augenblicke ſchwangen ſich auch alle ſeine Begleiter
von ihren Pferden. Die ihm folgenden Teppichbreiter
legten, ſchnell, wie der Gedanke, eine ſchwere purpurne
Decke auf die Landſtraße, damit der Fuß des Königs den
Staub des Weges nicht zu berühren brauche, und wenige
Augenblicke ſpäter begrüßte Kambyſes ſeine Freunde
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