Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.und Verwandten, indem er ihnen den Mund zum Kusse Dann schüttelte er die Rechte des Krösus und befahl Die höchsten Würdenträger sprangen herbei und Krösus trabte neben Kambyses zur Seite des golde- "Sie ist schön und gefällt meinem Herzen," rief der Nitetis hatte diese Worte verstanden. Eine namen- Der sonst so ernste Mund des Kambyses lächelte. und Verwandten, indem er ihnen den Mund zum Kuſſe Dann ſchüttelte er die Rechte des Kröſus und befahl Die höchſten Würdenträger ſprangen herbei und Kröſus trabte neben Kambyſes zur Seite des golde- „Sie iſt ſchön und gefällt meinem Herzen,“ rief der Nitetis hatte dieſe Worte verſtanden. Eine namen- Der ſonſt ſo ernſte Mund des Kambyſes lächelte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="12"/> und Verwandten, indem er ihnen den Mund zum Kuſſe<lb/> darbot.</p><lb/> <p>Dann ſchüttelte er die Rechte des Kröſus und befahl<lb/> ihm, ſein Pferd von Neuem zu beſteigen, und ihn, als<lb/> Dolmetſcher, zum Wagen der Nitetis zu begleiten.</p><lb/> <p>Die höchſten Würdenträger ſprangen herbei und<lb/> hoben den König wiederum auf ſein Roß; dieſer winkte<lb/> und der Zug ſetzte ſich von Neuem in Bewegung.</p><lb/> <p>Kröſus trabte neben Kambyſes zur Seite des golde-<lb/> nen Wagens.</p><lb/> <p>„Sie iſt ſchön und gefällt meinem Herzen,“ rief der<lb/> Perſer dem lydiſchen Greiſe zu. „Jetzt überſetze mir treu-<lb/> lich, was ſie auf meine Fragen antworten wird, denn ich<lb/> verſtehe keine andere als die perſiſche und die aſſyriſche<lb/> Sprache, welche letztere ich, der Babylonier wegen, mit<lb/> großer Mühe, von meinem Vater gezwungen, erlernen<lb/> mußte.“</p><lb/> <p>Nitetis hatte dieſe Worte verſtanden. Eine namen-<lb/> loſe Wonne zog in ihr Herz, und ehe noch Kröſus dem<lb/> Könige antworten konnte, ſprach ſie mit leiſer Stimme und<lb/> hocherröthend in gebrochenem Perſiſch: „Wie ſoll ich den<lb/> Göttern danken, welche mich Gnade vor Deinen Augen<lb/> finden ließen. Jch bin nicht unkundig der Sprache meines<lb/> Herrn, denn dieſer edle Greis hat mich auf unſerer lan-<lb/> gen Reiſe in der perſiſchen Mundart unterrichtet. Verzeihe,<lb/> wenn ich Dir nur in gebrochenen Sätzen antworten kann.<lb/> Meine Lehrzeit war ſo kurz, und meine Faſſungsgabe iſt<lb/> ja nur die einer armen, ungelehrten Jungfrau! <hi rendition="#sup">12</hi>)“</p><lb/> <p>Der ſonſt ſo ernſte Mund des Kambyſes lächelte.<lb/> Seine Eitelkeit fühlte ſich durch den Eifer der Nitetis,<lb/> ſein Wohlgefallen zu erringen, geſchmeichelt und der ſtreb-<lb/> ſame Fleiß eines Weibes erſchien dem Perſer, welcher ge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0014]
und Verwandten, indem er ihnen den Mund zum Kuſſe
darbot.
Dann ſchüttelte er die Rechte des Kröſus und befahl
ihm, ſein Pferd von Neuem zu beſteigen, und ihn, als
Dolmetſcher, zum Wagen der Nitetis zu begleiten.
Die höchſten Würdenträger ſprangen herbei und
hoben den König wiederum auf ſein Roß; dieſer winkte
und der Zug ſetzte ſich von Neuem in Bewegung.
Kröſus trabte neben Kambyſes zur Seite des golde-
nen Wagens.
„Sie iſt ſchön und gefällt meinem Herzen,“ rief der
Perſer dem lydiſchen Greiſe zu. „Jetzt überſetze mir treu-
lich, was ſie auf meine Fragen antworten wird, denn ich
verſtehe keine andere als die perſiſche und die aſſyriſche
Sprache, welche letztere ich, der Babylonier wegen, mit
großer Mühe, von meinem Vater gezwungen, erlernen
mußte.“
Nitetis hatte dieſe Worte verſtanden. Eine namen-
loſe Wonne zog in ihr Herz, und ehe noch Kröſus dem
Könige antworten konnte, ſprach ſie mit leiſer Stimme und
hocherröthend in gebrochenem Perſiſch: „Wie ſoll ich den
Göttern danken, welche mich Gnade vor Deinen Augen
finden ließen. Jch bin nicht unkundig der Sprache meines
Herrn, denn dieſer edle Greis hat mich auf unſerer lan-
gen Reiſe in der perſiſchen Mundart unterrichtet. Verzeihe,
wenn ich Dir nur in gebrochenen Sätzen antworten kann.
Meine Lehrzeit war ſo kurz, und meine Faſſungsgabe iſt
ja nur die einer armen, ungelehrten Jungfrau! 12)“
Der ſonſt ſo ernſte Mund des Kambyſes lächelte.
Seine Eitelkeit fühlte ſich durch den Eifer der Nitetis,
ſein Wohlgefallen zu erringen, geſchmeichelt und der ſtreb-
ſame Fleiß eines Weibes erſchien dem Perſer, welcher ge-
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