Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864."Mein Knabe! Um Dein Leben zu retten, verwirkte Diese Worte erweckten einen neuen Sturm des Wi- Abermals blieb Darius dem allgemeinen Ungestüm So sehr sich die Freunde von nun an bemühten, das „Mein Knabe! Um Dein Leben zu retten, verwirkte Dieſe Worte erweckten einen neuen Sturm des Wi- Abermals blieb Darius dem allgemeinen Ungeſtüm So ſehr ſich die Freunde von nun an bemühten, das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0180" n="178"/> <p>„Mein Knabe! Um Dein Leben zu retten, verwirkte<lb/> ich, wenige Minuten iſt es her, das meine. Als ich er-<lb/> fuhr, daß Kambyſes euern Tod in der That befohlen<lb/> habe, eilte ich zu ihm, beſtürmte ihn mit Bitten und ver-<lb/> maß mich, als mein Flehen nicht fruchtete, dem gereizten<lb/> Manne bittre Vorwürfe zu machen. Da riß das dünne<lb/> Gewebe ſeiner Geduld, und tobend befahl er den Traban-<lb/> ten, mein Haupt ſofort zu fällen. Der Peitſchenträger<lb/> Oberſt Giw verhaftete mich, ſchenkte mir aber bis morgen<lb/> das Leben. Er iſt mir verpflichtet und wird den Aufſchub<lb/> der Hinrichtung verheimlichen können. Jch freue mich,<lb/> daß ich euch, meine Söhne, nicht zu überleben brauche und<lb/> ſterbe unſchuldig, neben euch, den Schuldigen.“</p><lb/> <p>Dieſe Worte erweckten einen neuen Sturm des Wi-<lb/> derſpruchs.</p><lb/> <p>Abermals blieb Darius dem allgemeinen Ungeſtüm<lb/> gegenüber gemeſſen und ruhig. Er erzählte dem Greiſe<lb/> von Neuem den ganzen Verlauf des Abends, die Unmög-<lb/> lichkeit der Schuld des Bartja beweiſend. Dann forderte<lb/> er den der Treuloſigkeit Angeklagten zum Reden auf.<lb/> Bartja wies jedes Einverſtändniß mit Nitetis ſo kurz,<lb/> ſchlagend und entſchieden zurück und bekräftigte ſeine Aus-<lb/> ſage mit einem ſo furchtbaren Eidſchwure, daß die Ueber-<lb/> zeugung des Kröſus erſt zu ſchwanken, endlich zu ſchwin-<lb/> den begann und er, als Bartja ſeine Rede ſchloß, denſel-<lb/> ben hoch aufathmend, als habe man ſeine Bruſt von einer<lb/> ſchweren Laſt befreit, in ſeine Arme ſchloß.</p><lb/> <p>So ſehr ſich die Freunde von nun an bemühten, das<lb/> Vorgefallene zu erklären, ſo erfolglos blieb ihr Sinnen<lb/> und Erwägen. Uebrigens waren alle der feſten Anſicht,<lb/> Nitetis liebe Bartja und habe jenen Brief an denſelben<lb/> in ſchlimmer Abſicht geſchrieben.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [178/0180]
„Mein Knabe! Um Dein Leben zu retten, verwirkte
ich, wenige Minuten iſt es her, das meine. Als ich er-
fuhr, daß Kambyſes euern Tod in der That befohlen
habe, eilte ich zu ihm, beſtürmte ihn mit Bitten und ver-
maß mich, als mein Flehen nicht fruchtete, dem gereizten
Manne bittre Vorwürfe zu machen. Da riß das dünne
Gewebe ſeiner Geduld, und tobend befahl er den Traban-
ten, mein Haupt ſofort zu fällen. Der Peitſchenträger
Oberſt Giw verhaftete mich, ſchenkte mir aber bis morgen
das Leben. Er iſt mir verpflichtet und wird den Aufſchub
der Hinrichtung verheimlichen können. Jch freue mich,
daß ich euch, meine Söhne, nicht zu überleben brauche und
ſterbe unſchuldig, neben euch, den Schuldigen.“
Dieſe Worte erweckten einen neuen Sturm des Wi-
derſpruchs.
Abermals blieb Darius dem allgemeinen Ungeſtüm
gegenüber gemeſſen und ruhig. Er erzählte dem Greiſe
von Neuem den ganzen Verlauf des Abends, die Unmög-
lichkeit der Schuld des Bartja beweiſend. Dann forderte
er den der Treuloſigkeit Angeklagten zum Reden auf.
Bartja wies jedes Einverſtändniß mit Nitetis ſo kurz,
ſchlagend und entſchieden zurück und bekräftigte ſeine Aus-
ſage mit einem ſo furchtbaren Eidſchwure, daß die Ueber-
zeugung des Kröſus erſt zu ſchwanken, endlich zu ſchwin-
den begann und er, als Bartja ſeine Rede ſchloß, denſel-
ben hoch aufathmend, als habe man ſeine Bruſt von einer
ſchweren Laſt befreit, in ſeine Arme ſchloß.
So ſehr ſich die Freunde von nun an bemühten, das
Vorgefallene zu erklären, ſo erfolglos blieb ihr Sinnen
und Erwägen. Uebrigens waren alle der feſten Anſicht,
Nitetis liebe Bartja und habe jenen Brief an denſelben
in ſchlimmer Abſicht geſchrieben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |