Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.der Nitetis festgesetzten Tageszeit, als sich ein Reisezug in "Gemach, mein Sohn," gab der Hauptmann zurück. "Einen vornehmen Herrn, der einen Freipaß des "Hm, das Gefolge sieht nicht eben königlich aus!" "Was geht's Dich an? Der Freipaß --" "Jch muß denselben sehen, eh' ich euch in die Stadt Während der persisch gekleidete Mann in dem Aermel der Nitetis feſtgeſetzten Tageszeit, als ſich ein Reiſezug in „Gemach, mein Sohn,“ gab der Hauptmann zurück. „Einen vornehmen Herrn, der einen Freipaß des „Hm, das Gefolge ſieht nicht eben königlich aus!“ „Was geht’s Dich an? Der Freipaß —“ „Jch muß denſelben ſehen, eh’ ich euch in die Stadt Während der perſiſch gekleidete Mann in dem Aermel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="199"/> der Nitetis feſtgeſetzten Tageszeit, als ſich ein Reiſezug in<lb/> großer Schnelligkeit dem Thore näherte. Erſt kam eine<lb/> ſogenannte Harmamaxa, welche von vier Pferden gezogen<lb/> wurde, dann ein zweirädriger Karren, endlich ein mit<lb/> Maulthieren beſpannter Laſtwagen. — Jn erſterem Fuhr-<lb/> werke ſaß ein ſchöner, ſtattlicher Mann von etwa fünfzig<lb/> Jahren, in perſiſcher Hoftracht und ein Greis in langen,<lb/> weißen Gewändern, während mehrere Sklaven in ſchlichten<lb/> Hemden, und breitkrämpige Filzhüte auf den kurz geſcho-<lb/> renen Haaren tragend, den Karren inne hatten. Neben<lb/> demſelben ritt ein älterer Mann in perſiſcher Dienertracht.<lb/> Der Lenker des erſten Geſpanns hatte große Mühe, ſich<lb/> für ſeine mit Quaſten und Glöckchen behängten Pferde<lb/> einen Weg durch die Volksmenge zu bahnen. Dicht vor<lb/> dem Thore mußte er ſtillhalten und einige Peitſchenträger<lb/> herbeirufen. „Mach’ uns Platz!“ ſchrie er einem Haupt-<lb/> manne der Sicherheitswächter zu, welcher ſich mit ſeinen<lb/> Leuten dem Fuhrwerk näherte; „die königliche Poſt hat<lb/> keine Zeit zu verlieren, und ich fahre einen vornehmen<lb/> Herrn, der dich jede Minute Aufſchub büßen laſſen wird!“</p><lb/> <p>„Gemach, mein Sohn,“ gab der Hauptmann zurück.<lb/> „Du ſiehſt, daß es heute leichter iſt, aus Babylon heraus,<lb/> als hinein zu kommen. Wen fährſt Du?“</p><lb/> <p>„Einen vornehmen Herrn, der einen Freipaß des<lb/> Königs beſitzt. Schnell, mach’ uns Platz!“</p><lb/> <p>„Hm, das Gefolge ſieht nicht eben königlich aus!“</p><lb/> <p>„Was geht’s Dich an? Der Freipaß —“</p><lb/> <p>„Jch muß denſelben ſehen, eh’ ich euch in die Stadt<lb/> laſſe!“ — Dieſe Worte richtete er halb an die Reiſenden,<lb/> welche er aufmerkſam und mißtrauiſch anſchaute, halb an<lb/> den Kutſcher.</p><lb/> <p>Während der perſiſch gekleidete Mann in dem Aermel<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0201]
der Nitetis feſtgeſetzten Tageszeit, als ſich ein Reiſezug in
großer Schnelligkeit dem Thore näherte. Erſt kam eine
ſogenannte Harmamaxa, welche von vier Pferden gezogen
wurde, dann ein zweirädriger Karren, endlich ein mit
Maulthieren beſpannter Laſtwagen. — Jn erſterem Fuhr-
werke ſaß ein ſchöner, ſtattlicher Mann von etwa fünfzig
Jahren, in perſiſcher Hoftracht und ein Greis in langen,
weißen Gewändern, während mehrere Sklaven in ſchlichten
Hemden, und breitkrämpige Filzhüte auf den kurz geſcho-
renen Haaren tragend, den Karren inne hatten. Neben
demſelben ritt ein älterer Mann in perſiſcher Dienertracht.
Der Lenker des erſten Geſpanns hatte große Mühe, ſich
für ſeine mit Quaſten und Glöckchen behängten Pferde
einen Weg durch die Volksmenge zu bahnen. Dicht vor
dem Thore mußte er ſtillhalten und einige Peitſchenträger
herbeirufen. „Mach’ uns Platz!“ ſchrie er einem Haupt-
manne der Sicherheitswächter zu, welcher ſich mit ſeinen
Leuten dem Fuhrwerk näherte; „die königliche Poſt hat
keine Zeit zu verlieren, und ich fahre einen vornehmen
Herrn, der dich jede Minute Aufſchub büßen laſſen wird!“
„Gemach, mein Sohn,“ gab der Hauptmann zurück.
„Du ſiehſt, daß es heute leichter iſt, aus Babylon heraus,
als hinein zu kommen. Wen fährſt Du?“
„Einen vornehmen Herrn, der einen Freipaß des
Königs beſitzt. Schnell, mach’ uns Platz!“
„Hm, das Gefolge ſieht nicht eben königlich aus!“
„Was geht’s Dich an? Der Freipaß —“
„Jch muß denſelben ſehen, eh’ ich euch in die Stadt
laſſe!“ — Dieſe Worte richtete er halb an die Reiſenden,
welche er aufmerkſam und mißtrauiſch anſchaute, halb an
den Kutſcher.
Während der perſiſch gekleidete Mann in dem Aermel
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