Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864."Wie kamst Du, ein Priester, dazu, dieß junge Weib "Jhre Eltern starben an derselben Pest, welche meine Der König wechselte mit Phanes einen Blick des Ein- "Als sie die Ohrringe *) erhalten hatte, hielt ich es "Hat sie, auch als erwachsenes Mädchen, Deinen "Ja, mein König. So oft mich Gaumata besuchte, "Wir wissen genug, sagte der König, indem er dem *) Siehe Anmerkung 20 des II. Theils.
„Wie kamſt Du, ein Prieſter, dazu, dieß junge Weib „Jhre Eltern ſtarben an derſelben Peſt, welche meine Der König wechſelte mit Phanes einen Blick des Ein- „Als ſie die Ohrringe *) erhalten hatte, hielt ich es „Hat ſie, auch als erwachſenes Mädchen, Deinen „Ja, mein König. So oft mich Gaumata beſuchte, „Wir wiſſen genug, ſagte der König, indem er dem *) Siehe Anmerkung 20 des II. Theils.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0226" n="224"/> <p>„Wie kamſt Du, ein Prieſter, dazu, dieß junge Weib<lb/> ſo auffallend zu begünſtigen?“</p><lb/> <p>„Jhre Eltern ſtarben an derſelben Peſt, welche meine<lb/> Brüder dahinraffte. Jhr Vater war ein ehrenwerther<lb/> Prieſter und ein Freund unſres Hauſes; darum nahmen<lb/> wir das Mägdlein zu uns, eingedenk der hohen Lehre:<lb/> ‚Gibſt Du dem reinen Manne und ſeinen Wittwen und<lb/> Waiſen nichts, dann wirſt Du fortgeſchleudert werden von<lb/> der reinen, unterwürfigen Erde zu ſtachelnden Neſſeln,<lb/> ſchmerzenden Leiden und den furchtbarſten Orten.‘ So wurde<lb/> ich ihr Pflegevater und ließ ſie mit meinem jüngſten Bru-<lb/> der auferziehen, bis derſelbe in die Prieſterſchule mußte.“</p><lb/> <p>Der König wechſelte mit Phanes einen Blick des Ein-<lb/> verſtändniſſes und fragte: „Warum behielteſt Du das<lb/> Mädchen, welches doch ſchön zu ſein ſcheint, nicht bei<lb/> Dir?“</p><lb/> <p>„Als ſie die Ohrringe <note place="foot" n="*)">Siehe Anmerkung 20 des <hi rendition="#aq">II.</hi> Theils.</note> erhalten hatte, hielt ich es<lb/> für paſſend, ſie, eine Jungfrau, aus meinem prieſterlichen<lb/> Hauſe zu entfernen und ihr eine ſelbſtſtändige Zukunft zu<lb/> gründen.“</p><lb/> <p>„Hat ſie, auch als erwachſenes Mädchen, Deinen<lb/> Bruder wiedergeſehn?“</p><lb/> <p>„Ja, mein König. So oft mich Gaumata beſuchte,<lb/> ließ ich ihn mit Mandane wie mit ſeiner Schweſter ver-<lb/> kehren; als ich aber ſpäter bemerkte, daß ſich in die kind-<lb/> liche Freundſchaft die Leidenſchaft der Jugend zu miſchen<lb/> beginne, wurde mein Beſchluß, das Mädchen fortzuſchicken,<lb/> immer feſter.“</p><lb/> <p>„Wir wiſſen genug, ſagte der König, indem er dem<lb/> Oberprieſter durch einen Wink zurückzutreten befahl. Dann<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0226]
„Wie kamſt Du, ein Prieſter, dazu, dieß junge Weib
ſo auffallend zu begünſtigen?“
„Jhre Eltern ſtarben an derſelben Peſt, welche meine
Brüder dahinraffte. Jhr Vater war ein ehrenwerther
Prieſter und ein Freund unſres Hauſes; darum nahmen
wir das Mägdlein zu uns, eingedenk der hohen Lehre:
‚Gibſt Du dem reinen Manne und ſeinen Wittwen und
Waiſen nichts, dann wirſt Du fortgeſchleudert werden von
der reinen, unterwürfigen Erde zu ſtachelnden Neſſeln,
ſchmerzenden Leiden und den furchtbarſten Orten.‘ So wurde
ich ihr Pflegevater und ließ ſie mit meinem jüngſten Bru-
der auferziehen, bis derſelbe in die Prieſterſchule mußte.“
Der König wechſelte mit Phanes einen Blick des Ein-
verſtändniſſes und fragte: „Warum behielteſt Du das
Mädchen, welches doch ſchön zu ſein ſcheint, nicht bei
Dir?“
„Als ſie die Ohrringe *) erhalten hatte, hielt ich es
für paſſend, ſie, eine Jungfrau, aus meinem prieſterlichen
Hauſe zu entfernen und ihr eine ſelbſtſtändige Zukunft zu
gründen.“
„Hat ſie, auch als erwachſenes Mädchen, Deinen
Bruder wiedergeſehn?“
„Ja, mein König. So oft mich Gaumata beſuchte,
ließ ich ihn mit Mandane wie mit ſeiner Schweſter ver-
kehren; als ich aber ſpäter bemerkte, daß ſich in die kind-
liche Freundſchaft die Leidenſchaft der Jugend zu miſchen
beginne, wurde mein Beſchluß, das Mädchen fortzuſchicken,
immer feſter.“
„Wir wiſſen genug, ſagte der König, indem er dem
Oberprieſter durch einen Wink zurückzutreten befahl. Dann
*) Siehe Anmerkung 20 des II. Theils.
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