Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864."Jch glaube Dir, Väterchen, und will Dir beweisen, "Die Wächter werden mich nicht zu den gefangenen "Nimm diese Ringe und drücke ihnen dieselben in die "Jch will versuchen." "Jch wußte ja, daß Du mich liebst, guter Sabaces! Der Greis entfernte sich, so eilig als er konnte. Thränenden Blickes nahm Atossa diese Gaben aus „Jch glaube Dir, Väterchen, und will Dir beweiſen, „Die Wächter werden mich nicht zu den gefangenen „Nimm dieſe Ringe und drücke ihnen dieſelben in die „Jch will verſuchen.“ „Jch wußte ja, daß Du mich liebſt, guter Sabaces! Der Greis entfernte ſich, ſo eilig als er konnte. Thränenden Blickes nahm Atoſſa dieſe Gaben aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0233" n="231"/> <p>„Jch glaube Dir, Väterchen, und will Dir beweiſen,<lb/> daß ich meinem alten, treuen Sabaces traue. Verſtecke<lb/> dieſe Blumen wohl und eile ſchnell in den Palaſt des<lb/> Königs. Sag’, Du brächteſt Früchte für die Tafel.<lb/> Neben der Wache der Unſterblichen werden mein ar-<lb/> mer Bruder Bartja und Darius, der Sohn des edlen<lb/> Hyſtaspes gefangen gehalten. Du ſorgſt dafür, daß den<lb/> Beiden dieſe Blumen ſogleich, aber hörſt Du, ſogleich mit<lb/> einem herzlichen Gruße von mir, übergeben werden.“</p><lb/> <p>„Die Wächter werden mich nicht zu den gefangenen<lb/> Herren laſſen.“</p><lb/> <p>„Nimm dieſe Ringe und drücke ihnen dieſelben in die<lb/> Hand. Man kann den Armen doch nicht verbieten, ſich<lb/> an Blumen zu erfreuen!“</p><lb/> <p>„Jch will verſuchen.“</p><lb/> <p>„Jch wußte ja, daß Du mich liebſt, guter Sabaces!<lb/> Jetzt mache ſchnell, daß Du fortkommſt und kehre bald<lb/> zurück!“</p><lb/> <p>Der Greis entfernte ſich, ſo eilig als er konnte.<lb/> Atoſſa ſchaute ihm gedankenvoll nach und murmelte vor<lb/> ſich hin: „Jetzt werden ſie Beide wiſſen, daß ich ſie bis<lb/> an ihr Ende geliebt habe. Die Roſe bedeutet: ‚ich liebe<lb/> Dich‘; die immer grüne Cypreſſe: ‚treu und unwandelbar‘.<lb/> Nach einer Stunde kam der Greis zurück und überbrachte<lb/> der Königstochter, welche ihm entgegen eilte, den Lieblings-<lb/> ring des Bartja und von Darius ein in Blut getränktes<lb/> indiſches Tuch.</p><lb/> <p>Thränenden Blickes nahm Atoſſa dieſe Gaben aus<lb/> der Hand des Alten, dann ſetzte ſie ſich mit den theuern<lb/> Angedenken unter einen breitäſtigen Platanenbaum, drückte<lb/> dieſelben abwechſelnd an ihre Lippen und murmelte: „Bart-<lb/> ja’s Ring bedeutet, daß er meiner gedenke; das blutge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [231/0233]
„Jch glaube Dir, Väterchen, und will Dir beweiſen,
daß ich meinem alten, treuen Sabaces traue. Verſtecke
dieſe Blumen wohl und eile ſchnell in den Palaſt des
Königs. Sag’, Du brächteſt Früchte für die Tafel.
Neben der Wache der Unſterblichen werden mein ar-
mer Bruder Bartja und Darius, der Sohn des edlen
Hyſtaspes gefangen gehalten. Du ſorgſt dafür, daß den
Beiden dieſe Blumen ſogleich, aber hörſt Du, ſogleich mit
einem herzlichen Gruße von mir, übergeben werden.“
„Die Wächter werden mich nicht zu den gefangenen
Herren laſſen.“
„Nimm dieſe Ringe und drücke ihnen dieſelben in die
Hand. Man kann den Armen doch nicht verbieten, ſich
an Blumen zu erfreuen!“
„Jch will verſuchen.“
„Jch wußte ja, daß Du mich liebſt, guter Sabaces!
Jetzt mache ſchnell, daß Du fortkommſt und kehre bald
zurück!“
Der Greis entfernte ſich, ſo eilig als er konnte.
Atoſſa ſchaute ihm gedankenvoll nach und murmelte vor
ſich hin: „Jetzt werden ſie Beide wiſſen, daß ich ſie bis
an ihr Ende geliebt habe. Die Roſe bedeutet: ‚ich liebe
Dich‘; die immer grüne Cypreſſe: ‚treu und unwandelbar‘.
Nach einer Stunde kam der Greis zurück und überbrachte
der Königstochter, welche ihm entgegen eilte, den Lieblings-
ring des Bartja und von Darius ein in Blut getränktes
indiſches Tuch.
Thränenden Blickes nahm Atoſſa dieſe Gaben aus
der Hand des Alten, dann ſetzte ſie ſich mit den theuern
Angedenken unter einen breitäſtigen Platanenbaum, drückte
dieſelben abwechſelnd an ihre Lippen und murmelte: „Bart-
ja’s Ring bedeutet, daß er meiner gedenke; das blutge-
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