Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.tränkte Tuch des Darius, daß er bereit sei, sein Herzblut Atossa lächelte bei diesen Worten, und vermochte von Wenige Stunden später verkündete ein Bote des Krö- Alsogleich schickte Kassandane auf die hängenden Gär- Und als die Sänfte mit der Freundin sich endlich Ohnmächtig wurde die Aegypterin in die Gemächer tränkte Tuch des Darius, daß er bereit ſei, ſein Herzblut Atoſſa lächelte bei dieſen Worten, und vermochte von Wenige Stunden ſpäter verkündete ein Bote des Krö- Alſogleich ſchickte Kaſſandane auf die hängenden Gär- Und als die Sänfte mit der Freundin ſich endlich Ohnmächtig wurde die Aegypterin in die Gemächer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0234" n="232"/> tränkte Tuch des Darius, daß er bereit ſei, ſein Herzblut<lb/> für mich zu vergießen.“</p><lb/> <p>Atoſſa lächelte bei dieſen Worten, und vermochte von<lb/> nun an, indem ſie an das Geſchick ihrer Freunde dachte,<lb/> bitterlich, aber ſtill, zu weinen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Wenige Stunden ſpäter verkündete ein Bote des Krö-<lb/> ſus den königlichen Frauen, daß die Unſchuld des Bartja<lb/> und ſeiner Freunde erwieſen, und auch Nitetis ſo gut als<lb/> gerechtfertigt ſei.</p><lb/> <p>Alſogleich ſchickte Kaſſandane auf die hängenden Gär-<lb/> ten, um Nitetis auffordern zu laſſen, vor ihr zu erſchei-<lb/> nen. Atoſſa lief, im Jubel eben ſo zügellos als im<lb/> Jammer, der Sänfte ihrer Freundin entgegen und flog<lb/> von Einer ihrer Dienerinnen zur Andern, um ihnen zuzu-<lb/> rufen: „Alle ſind unſchuldig; Alle, Alle ſollen uns erhalten<lb/> bleiben!“</p><lb/> <p>Und als die Sänfte mit der Freundin ſich endlich<lb/> näherte, als ſie die Geliebte, bleich wie den Tod, in der-<lb/> ſelben erblickte, da brach ſie in ein lautes Schluchzen aus,<lb/> fiel der Ausſteigenden um den Hals und bedeckte ſie ſo<lb/> lange mit Küſſen und Liebkoſungen, bis ſie bemerkte, daß<lb/> die Kniee der Erretteten wankten, und dieſelbe einer kräf-<lb/> tigeren Stütze, als ihrer ſchwachen Arme, bedürfe.</p><lb/> <p>Ohnmächtig wurde die Aegypterin in die Gemächer<lb/> der Mutter des Königs getragen. Als ſie die Augen<lb/> wiederum aufſchlug, ruhte ihr marmorbleiches Haupt im<lb/> Schooße der Blinden, fühlte ſie Atoſſa’s warme Lippen auf<lb/> ihrer Stirn, ſtand Kambyſes, der dem Rufe ſeiner Mutter<lb/> gefolgt war, an ihrem Lager.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [232/0234]
tränkte Tuch des Darius, daß er bereit ſei, ſein Herzblut
für mich zu vergießen.“
Atoſſa lächelte bei dieſen Worten, und vermochte von
nun an, indem ſie an das Geſchick ihrer Freunde dachte,
bitterlich, aber ſtill, zu weinen.
Wenige Stunden ſpäter verkündete ein Bote des Krö-
ſus den königlichen Frauen, daß die Unſchuld des Bartja
und ſeiner Freunde erwieſen, und auch Nitetis ſo gut als
gerechtfertigt ſei.
Alſogleich ſchickte Kaſſandane auf die hängenden Gär-
ten, um Nitetis auffordern zu laſſen, vor ihr zu erſchei-
nen. Atoſſa lief, im Jubel eben ſo zügellos als im
Jammer, der Sänfte ihrer Freundin entgegen und flog
von Einer ihrer Dienerinnen zur Andern, um ihnen zuzu-
rufen: „Alle ſind unſchuldig; Alle, Alle ſollen uns erhalten
bleiben!“
Und als die Sänfte mit der Freundin ſich endlich
näherte, als ſie die Geliebte, bleich wie den Tod, in der-
ſelben erblickte, da brach ſie in ein lautes Schluchzen aus,
fiel der Ausſteigenden um den Hals und bedeckte ſie ſo
lange mit Küſſen und Liebkoſungen, bis ſie bemerkte, daß
die Kniee der Erretteten wankten, und dieſelbe einer kräf-
tigeren Stütze, als ihrer ſchwachen Arme, bedürfe.
Ohnmächtig wurde die Aegypterin in die Gemächer
der Mutter des Königs getragen. Als ſie die Augen
wiederum aufſchlug, ruhte ihr marmorbleiches Haupt im
Schooße der Blinden, fühlte ſie Atoſſa’s warme Lippen auf
ihrer Stirn, ſtand Kambyſes, der dem Rufe ſeiner Mutter
gefolgt war, an ihrem Lager.
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