Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864."Man bringe Milch und hole meinen großen Arz- Atossa eilte in das Nebenzimmer; Kambyses aber "Das Gift, welches sie genossen, hat unfehlbaren Als der König diese Worte vernommen hatte, stieß Jn diesem Augenblick öffnete Nitetis ihre Augen, als Nach diesen Worten schloß sie ihre Augen und verfiel „Man bringe Milch und hole meinen großen Arz- Atoſſa eilte in das Nebenzimmer; Kambyſes aber „Das Gift, welches ſie genoſſen, hat unfehlbaren Als der König dieſe Worte vernommen hatte, ſtieß Jn dieſem Augenblick öffnete Nitetis ihre Augen, als Nach dieſen Worten ſchloß ſie ihre Augen und verfiel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0237" n="235"/> <p>„Man bringe Milch und hole meinen großen Arz-<lb/> neikaſten,“ befahl der Augenarzt. „Rufet auch Dienerin-<lb/> nen, um ſie fortzutragen, denn vor allen Dingen iſt ſie<lb/> der Ruhe bedürftig.“</p><lb/> <p>Atoſſa eilte in das Nebenzimmer; Kambyſes aber<lb/> fragte den Heilkünſtler, ohne ihn anzublicken: „Gibt es<lb/> keine Rettung?“</p><lb/> <p>„Das Gift, welches ſie genoſſen, hat unfehlbaren<lb/> Tod zur Folge.“</p><lb/> <p>Als der König dieſe Worte vernommen hatte, ſtieß<lb/> er den Arzt von der Kranken zurück und rief: „Sie ſoll<lb/> leben! Jch befehl’ es! Hierher Eunuch! Alle Aerzte in<lb/> Babylon werden aufgeboten, alle Prieſter und Mobeds<lb/> berufen! Sie ſoll leben, hört ihr, ſie muß leben, ich be-<lb/> fehl’ es, ich, der König!“</p><lb/> <p>Jn dieſem Augenblick öffnete Nitetis ihre Augen, als<lb/> wollte ſie dem Befehl’ ihres Gebieters Folge leiſten. Jhr<lb/> Angeſicht war dem Fenſter zugekehrt. Auf dem Cypreſ-<lb/> ſenbaume vor demſelben ſaß der Paradiesvogel mit dem<lb/> goldnen Kettlein am Fuße. — Die Blicke der Leidenden<lb/> fielen zuerſt auf den vor ihr niedergeſunkenen Geliebten,<lb/> der ſeine heißen Lippen auf ihre Rechte preßte. Lächelnd<lb/> murmelte ſie: „O dieſes Glück!“ Dann erblickte ſie den<lb/> Vogel, zeigte mit der Linken auf denſelben und rief: „O<lb/> ſehet, ſehet! Der Vogel des Ra, der Phönix!“</p><lb/> <p>Nach dieſen Worten ſchloß ſie ihre Augen und verfiel<lb/> bald darauf in ein heftiges Fieber.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [235/0237]
„Man bringe Milch und hole meinen großen Arz-
neikaſten,“ befahl der Augenarzt. „Rufet auch Dienerin-
nen, um ſie fortzutragen, denn vor allen Dingen iſt ſie
der Ruhe bedürftig.“
Atoſſa eilte in das Nebenzimmer; Kambyſes aber
fragte den Heilkünſtler, ohne ihn anzublicken: „Gibt es
keine Rettung?“
„Das Gift, welches ſie genoſſen, hat unfehlbaren
Tod zur Folge.“
Als der König dieſe Worte vernommen hatte, ſtieß
er den Arzt von der Kranken zurück und rief: „Sie ſoll
leben! Jch befehl’ es! Hierher Eunuch! Alle Aerzte in
Babylon werden aufgeboten, alle Prieſter und Mobeds
berufen! Sie ſoll leben, hört ihr, ſie muß leben, ich be-
fehl’ es, ich, der König!“
Jn dieſem Augenblick öffnete Nitetis ihre Augen, als
wollte ſie dem Befehl’ ihres Gebieters Folge leiſten. Jhr
Angeſicht war dem Fenſter zugekehrt. Auf dem Cypreſ-
ſenbaume vor demſelben ſaß der Paradiesvogel mit dem
goldnen Kettlein am Fuße. — Die Blicke der Leidenden
fielen zuerſt auf den vor ihr niedergeſunkenen Geliebten,
der ſeine heißen Lippen auf ihre Rechte preßte. Lächelnd
murmelte ſie: „O dieſes Glück!“ Dann erblickte ſie den
Vogel, zeigte mit der Linken auf denſelben und rief: „O
ſehet, ſehet! Der Vogel des Ra, der Phönix!“
Nach dieſen Worten ſchloß ſie ihre Augen und verfiel
bald darauf in ein heftiges Fieber.
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