Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.Herrscher der Welt, sendet mich Dir entgegen, o Königin, Nitetis dankte beiden Männern mit freundlichen Wor- Jhre Begleiter befahlen unterdessen eine Mahlzeit Jn gleicher Weise hatten sich dieselben auf der gan- Herrſcher der Welt, ſendet mich Dir entgegen, o Königin, Nitetis dankte beiden Männern mit freundlichen Wor- Jhre Begleiter befahlen unterdeſſen eine Mahlzeit Jn gleicher Weiſe hatten ſich dieſelben auf der gan- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0006" n="4"/> Herrſcher der Welt, ſendet mich Dir entgegen, o Königin,<lb/> damit ich Dein Herz mit dem Thau ſeiner Grüße erfriſche.<lb/> Er ſchickt Dir ferner, durch mich, ſeinen ärmſten Knecht,<lb/> die Gewänder der Perſerinnen, damit Du, wie es der Gattin<lb/> des größeſten aller Herrſcher ziemt, — in mediſchen Kleidern<lb/> der Pforte der Achämeniden nahen mögeſt. — Dieſe Wei-<lb/> ber, Deine Dienerinnen, warten Deiner Befehle. Aus<lb/> einem ägyptiſchen Edelſtein werden ſie Dich in eine per-<lb/> ſiſche Perle verwandeln.“ — Dann erſchien der Wirth der<lb/> Herberge und übergab der Fürſtin, als Gaſtgeſchenk, einen<lb/> höchſt geſchmackvoll geordneten Korb voller Früchte.</p><lb/> <p>Nitetis dankte beiden Männern mit freundlichen Wor-<lb/> ten, trat in das Haus, legte unter Thränen den Schmuck<lb/> ihrer Heimat ab, und ließ die volle Flechte an ihrer lin-<lb/> ken Seite, das Zeichen ägyptiſcher Fürſtentöchter <hi rendition="#sup">4</hi>),<lb/> auflöſen, um ſich nach mediſcher Weiſe von fremden Hän-<lb/> den ankleiden zu laſſen.</p><lb/> <p>Jhre Begleiter befahlen unterdeſſen eine Mahlzeit<lb/> aufzutragen. Hurtige Diener holten Stühle, Tiſche und<lb/> goldenes Geräth von den Wagen, die Köche tummelten ſich<lb/> und Einer war dem Andern ſo ſchnell und willig zur<lb/> Hand, daß gar bald eine köſtlich geſchmückte Tafel, auf<lb/> welcher nicht einmal die Blumen fehlten, wie durch Zau-<lb/> berei, die hungrigen Reiſenden erwartete.</p><lb/> <p>Jn gleicher Weiſe hatten ſich dieſelben auf der gan-<lb/> zen weiten Fahrt nicht das Geringſte abgehen laſſen, —<lb/> denn auf den ihnen folgenden Saumroſſen fand ſich jede<lb/> nur denkbare Bequemlichkeit, vom waſſerdichten golddurch-<lb/> wirkten Zelte, bis zum ſilbernen Fußſchemel; und in den<lb/> die Reiſenden begleitenden Wagen ſaßen, neben Bäckern,<lb/> Köchen, Schenken und Vorſchneidern, Salbenreiber, Kranz-<lb/> winder und Haarkräusler.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [4/0006]
Herrſcher der Welt, ſendet mich Dir entgegen, o Königin,
damit ich Dein Herz mit dem Thau ſeiner Grüße erfriſche.
Er ſchickt Dir ferner, durch mich, ſeinen ärmſten Knecht,
die Gewänder der Perſerinnen, damit Du, wie es der Gattin
des größeſten aller Herrſcher ziemt, — in mediſchen Kleidern
der Pforte der Achämeniden nahen mögeſt. — Dieſe Wei-
ber, Deine Dienerinnen, warten Deiner Befehle. Aus
einem ägyptiſchen Edelſtein werden ſie Dich in eine per-
ſiſche Perle verwandeln.“ — Dann erſchien der Wirth der
Herberge und übergab der Fürſtin, als Gaſtgeſchenk, einen
höchſt geſchmackvoll geordneten Korb voller Früchte.
Nitetis dankte beiden Männern mit freundlichen Wor-
ten, trat in das Haus, legte unter Thränen den Schmuck
ihrer Heimat ab, und ließ die volle Flechte an ihrer lin-
ken Seite, das Zeichen ägyptiſcher Fürſtentöchter 4),
auflöſen, um ſich nach mediſcher Weiſe von fremden Hän-
den ankleiden zu laſſen.
Jhre Begleiter befahlen unterdeſſen eine Mahlzeit
aufzutragen. Hurtige Diener holten Stühle, Tiſche und
goldenes Geräth von den Wagen, die Köche tummelten ſich
und Einer war dem Andern ſo ſchnell und willig zur
Hand, daß gar bald eine köſtlich geſchmückte Tafel, auf
welcher nicht einmal die Blumen fehlten, wie durch Zau-
berei, die hungrigen Reiſenden erwartete.
Jn gleicher Weiſe hatten ſich dieſelben auf der gan-
zen weiten Fahrt nicht das Geringſte abgehen laſſen, —
denn auf den ihnen folgenden Saumroſſen fand ſich jede
nur denkbare Bequemlichkeit, vom waſſerdichten golddurch-
wirkten Zelte, bis zum ſilbernen Fußſchemel; und in den
die Reiſenden begleitenden Wagen ſaßen, neben Bäckern,
Köchen, Schenken und Vorſchneidern, Salbenreiber, Kranz-
winder und Haarkräusler.
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