er selbst erzeugte. -- Jst eure Gottheit wie die unsre überall gegenwärtig, wohl, so fallt vor ihr nieder und betet zu ihr, wie wir es thun, an jeder Stelle, und ihr könnt gewiß sein, überall vernommen zu werden!"
"Der Gott Jsraels hört sein Volk an allen Orten," rief der hohe Priester. "Er hat uns vernommen, als wir in der Gefangenschaft des Pharao, fern von der Heimat, schmachteten, er hörte uns, als wir an den Wassern Ba- bels weinten! Er ersah Deinen Vater zum Werkzeuge unsrer Befreiung, und wird auch heute mein Gebet erhören und Dein Herz erweichen. O, großer König, gestatte Deinen Knechten eine gemeinsame Opferstelle für die zwölf getrennten Stämme ihres Volks, einen Altar, an dessen Stufen sie vereinigt beten, ein Haus, in welchem sie ge- meinsam ihre Festtage heiligen können, zu erbauen! Für diese Huld werden wir die Gnade des Herrn auf Dein Haupt und seinen Fluch auf Deine Feinde hernieder- flehen."
"Gestatte meinen Brüdern den Bau ihres Tem- pels!" bat auch Daniel, welchen die Babylonier Beltsazar nannten.
"Würdet ihr denn Frieden halten, wenn ich euern Bitten nachgeben wollte?" Fragte der König. -- "Mein Vater erlaubte euch das Werk zu beginnen und gewährte euch die Mittel zu seiner Vollendung. Einig und glücklich zoget ihr von Babylon in die Heimat zurück; beim Bau des Tempels aber kam Zwist und Hader unter euch. -- Zahlreiche Bittschreiben, von den angesehensten Syrern unterschrieben, bestürmten Kyros die Fortsetzung des Tem- pelbaus zu verbieten, und erst vor Kurzem bin auch ich von euern Landsleuten, den Samaritern, flehentlich ange- gangen worden, den Bau zu unterbrechen. -- Betet denn
er ſelbſt erzeugte. — Jſt eure Gottheit wie die unſre überall gegenwärtig, wohl, ſo fallt vor ihr nieder und betet zu ihr, wie wir es thun, an jeder Stelle, und ihr könnt gewiß ſein, überall vernommen zu werden!“
„Der Gott Jsraels hört ſein Volk an allen Orten,“ rief der hohe Prieſter. „Er hat uns vernommen, als wir in der Gefangenſchaft des Pharao, fern von der Heimat, ſchmachteten, er hörte uns, als wir an den Waſſern Ba- bels weinten! Er erſah Deinen Vater zum Werkzeuge unſrer Befreiung, und wird auch heute mein Gebet erhören und Dein Herz erweichen. O, großer König, geſtatte Deinen Knechten eine gemeinſame Opferſtelle für die zwölf getrennten Stämme ihres Volks, einen Altar, an deſſen Stufen ſie vereinigt beten, ein Haus, in welchem ſie ge- meinſam ihre Feſttage heiligen können, zu erbauen! Für dieſe Huld werden wir die Gnade des Herrn auf Dein Haupt und ſeinen Fluch auf Deine Feinde hernieder- flehen.“
„Geſtatte meinen Brüdern den Bau ihres Tem- pels!“ bat auch Daniel, welchen die Babylonier Beltſazar nannten.
„Würdet ihr denn Frieden halten, wenn ich euern Bitten nachgeben wollte?“ Fragte der König. — „Mein Vater erlaubte euch das Werk zu beginnen und gewährte euch die Mittel zu ſeiner Vollendung. Einig und glücklich zoget ihr von Babylon in die Heimat zurück; beim Bau des Tempels aber kam Zwiſt und Hader unter euch. — Zahlreiche Bittſchreiben, von den angeſehenſten Syrern unterſchrieben, beſtürmten Kyros die Fortſetzung des Tem- pelbaus zu verbieten, und erſt vor Kurzem bin auch ich von euern Landsleuten, den Samaritern, flehentlich ange- gangen worden, den Bau zu unterbrechen. — Betet denn
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er ſelbſt erzeugte. — Jſt eure Gottheit wie die unſre
überall gegenwärtig, wohl, ſo fallt vor ihr nieder und
betet zu ihr, wie wir es thun, an jeder Stelle, und ihr
könnt gewiß ſein, überall vernommen zu werden!“
„Der Gott Jsraels hört ſein Volk an allen Orten,“
rief der hohe Prieſter. „Er hat uns vernommen, als wir
in der Gefangenſchaft des Pharao, fern von der Heimat,
ſchmachteten, er hörte uns, als wir an den Waſſern Ba-
bels weinten! Er erſah Deinen Vater zum Werkzeuge
unſrer Befreiung, und wird auch heute mein Gebet erhören
und Dein Herz erweichen. O, großer König, geſtatte
Deinen Knechten eine gemeinſame Opferſtelle für die zwölf
getrennten Stämme ihres Volks, einen Altar, an deſſen
Stufen ſie vereinigt beten, ein Haus, in welchem ſie ge-
meinſam ihre Feſttage heiligen können, zu erbauen! Für
dieſe Huld werden wir die Gnade des Herrn auf Dein
Haupt und ſeinen Fluch auf Deine Feinde hernieder-
flehen.“
„Geſtatte meinen Brüdern den Bau ihres Tem-
pels!“ bat auch Daniel, welchen die Babylonier Beltſazar
nannten.
„Würdet ihr denn Frieden halten, wenn ich euern
Bitten nachgeben wollte?“ Fragte der König. — „Mein
Vater erlaubte euch das Werk zu beginnen und gewährte
euch die Mittel zu ſeiner Vollendung. Einig und glücklich
zoget ihr von Babylon in die Heimat zurück; beim Bau
des Tempels aber kam Zwiſt und Hader unter euch. —
Zahlreiche Bittſchreiben, von den angeſehenſten Syrern
unterſchrieben, beſtürmten Kyros die Fortſetzung des Tem-
pelbaus zu verbieten, und erſt vor Kurzem bin auch ich
von euern Landsleuten, den Samaritern, flehentlich ange-
gangen worden, den Bau zu unterbrechen. — Betet denn
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/72>, abgerufen am 16.02.2025.
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