Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.Kampflust die traurigsten Folgen haben könnte. Darauf Während dieser Rede sprach Zopyros mit den Freun- *) I. Theil Anmerk. 137. **) S. I. Theil Anmerk. 196.
Kampfluſt die traurigſten Folgen haben könnte. Darauf Während dieſer Rede ſprach Zopyros mit den Freun- *) I. Theil Anmerk. 137. **) S. I. Theil Anmerk. 196.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="105"/> Kampfluſt die traurigſten Folgen haben könnte. Darauf<lb/> wandte er ſich noch einmal an den Hauptmann und bat<lb/> denſelben, ſeine Bürgſchaft für den Gefangenen anzuneh-<lb/> men; dieſer aber wies jede Vermittlung ernſt zurück und<lb/> verſicherte, daß er ſein eignes Leben durch Nachſicht gegen<lb/> den Mörder verwirken werde; galt doch in Aegypten ein<lb/> Geſetz, das ſelbſt den Hehler eines Mordes mit der Todes-<lb/> ſtrafe bedrohte <hi rendition="#sup">64</hi>). Er müſſe, ſo verſicherte der Haupt-<lb/> mann, den Verbrecher ſofort nach Sais bringen und dort<lb/> dem Nomarchen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil Anmerk. 137.</note> zur Beſtrafung überantworten. „Er<lb/> hat,“ ſo ſchloß er ſeine Rede, „einen Aegypter gemordet<lb/> und muß darum von einem ägyptiſchen Obergerichte ver-<lb/> urtheilt werden. Jn jedem andern Falle ſteh’ ich Dir gern<lb/> zu Dienſten.“</p><lb/> <p>Während dieſer Rede ſprach Zopyros mit den Freun-<lb/> den und bat dieſelben, unbeſorgt um ihn zu ſein. „Jch<lb/> ſchwöre euch beim Mithra,“ rief er aus, als Bartja ihm<lb/> verſprechen wollte, ſich ſofort zu erkennen zu geben, um<lb/> ſeine Freiheit zu erwirken, „daß ich mir ohne Beſinnen<lb/> mein Schwert in’s Herz ſtoße, wenn ihr euch um meinet-<lb/> willen dieſen ägyptiſchen Hunden in die Hand gebt. Schon<lb/> iſt das Gerücht von dem nahenden Kriege in der ganzen<lb/> Stadt verbreitet. Sobald Pſamtik erfährt, was für koſt-<lb/> bare Vögel in ſeinem Garn ſitzen, wird er ſich nicht lange<lb/> beſinnen und das Netz zuſchlagen <note place="foot" n="**)">S. <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil Anmerk. 196.</note>, um euch als Geißeln<lb/> zu behalten. Auramazda ſchenke euch Heil und Segen und<lb/> Reinheit! Lebt wohl, ihr Freunde, und denkt manchmal<lb/> des luſtigen Zopyros, der für Kampf und Liebe gelebt<lb/> hat, und für Liebe und Kampf zum Tode geht!“ —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
Kampfluſt die traurigſten Folgen haben könnte. Darauf
wandte er ſich noch einmal an den Hauptmann und bat
denſelben, ſeine Bürgſchaft für den Gefangenen anzuneh-
men; dieſer aber wies jede Vermittlung ernſt zurück und
verſicherte, daß er ſein eignes Leben durch Nachſicht gegen
den Mörder verwirken werde; galt doch in Aegypten ein
Geſetz, das ſelbſt den Hehler eines Mordes mit der Todes-
ſtrafe bedrohte 64). Er müſſe, ſo verſicherte der Haupt-
mann, den Verbrecher ſofort nach Sais bringen und dort
dem Nomarchen *) zur Beſtrafung überantworten. „Er
hat,“ ſo ſchloß er ſeine Rede, „einen Aegypter gemordet
und muß darum von einem ägyptiſchen Obergerichte ver-
urtheilt werden. Jn jedem andern Falle ſteh’ ich Dir gern
zu Dienſten.“
Während dieſer Rede ſprach Zopyros mit den Freun-
den und bat dieſelben, unbeſorgt um ihn zu ſein. „Jch
ſchwöre euch beim Mithra,“ rief er aus, als Bartja ihm
verſprechen wollte, ſich ſofort zu erkennen zu geben, um
ſeine Freiheit zu erwirken, „daß ich mir ohne Beſinnen
mein Schwert in’s Herz ſtoße, wenn ihr euch um meinet-
willen dieſen ägyptiſchen Hunden in die Hand gebt. Schon
iſt das Gerücht von dem nahenden Kriege in der ganzen
Stadt verbreitet. Sobald Pſamtik erfährt, was für koſt-
bare Vögel in ſeinem Garn ſitzen, wird er ſich nicht lange
beſinnen und das Netz zuſchlagen **), um euch als Geißeln
zu behalten. Auramazda ſchenke euch Heil und Segen und
Reinheit! Lebt wohl, ihr Freunde, und denkt manchmal
des luſtigen Zopyros, der für Kampf und Liebe gelebt
hat, und für Liebe und Kampf zum Tode geht!“ —
*) I. Theil Anmerk. 137.
**) S. I. Theil Anmerk. 196.
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