Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde setzten, nach Pelusium und höre jetzt, daß Du dem Großkönige als Kriegsoberster dienst. -- Jch habe meinen Schwur gehalten und bin treu für die Hellenen in Aegypten eingetreten; jetzt ist die Reihe an Dir, dem alten Aristomachos zu helfen und ihm das Einzige zu verschaffen, wonach er sich sehnt: Rache an seinen Verfolgern!"
"Die sollst Du haben," rief der Athener und drückte die Hand des Greises. "Jch werde Dich an die Spitze der milesischen Schwerbewaffneten stellen und Dir anheim- geben, gegen unsere Feinde zu wüthen, wie es Dir beliebt! Aber damit hab' ich meinen Dank noch lange nicht abge- tragen, und ich preise die Götter, weil sie mir jetzt schon ge- statten, Dich durch ein einfaches Wort glücklich zu machen! -- Wisse, daß wenige Tage nach Deinem Verschwinden ein spartanisches Ehrenschiff, geführt von Deinem treff- lichen Sohne, nach Naukratis kam, um Dich, den Vater zweier olympischer Sieger, auf Befehl der Ephoren *) in die Heimat zurückzurufen."
Bei dieser Nachricht erbebten die Glieder des Greises, seine Augen füllten sich mit Thränen, und seine Lippen murmelten ein leises Gebet. Dann schlug er sich vor die Stirn, und rief mit zitternder Stimme: "Jetzt erfüllt es sich, -- jetzt wird es zur Wahrheit! -- Verzeihe mir, Phöbos Apollon, wenn ich an den Worten Deiner Priesterin zweifelte! Was verhieß das Orakel?
"Wenn einst die reisige Schaar von schneeigen Bergen herabsteigt, Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, -- Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde, Welches dem irrenden Fuß heimischen Frieden gewährt! Wenn einst die reisige Schaar von schneeigen Bergen herabsteigt, -- Schenkt Dir die richtende Fünf, was sie Dir lange versagt."
*) Siehe I. Theil. Anmerk. 82.
Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde ſetzten, nach Peluſium und höre jetzt, daß Du dem Großkönige als Kriegsoberſter dienſt. — Jch habe meinen Schwur gehalten und bin treu für die Hellenen in Aegypten eingetreten; jetzt iſt die Reihe an Dir, dem alten Ariſtomachos zu helfen und ihm das Einzige zu verſchaffen, wonach er ſich ſehnt: Rache an ſeinen Verfolgern!“
„Die ſollſt Du haben,“ rief der Athener und drückte die Hand des Greiſes. „Jch werde Dich an die Spitze der mileſiſchen Schwerbewaffneten ſtellen und Dir anheim- geben, gegen unſere Feinde zu wüthen, wie es Dir beliebt! Aber damit hab’ ich meinen Dank noch lange nicht abge- tragen, und ich preiſe die Götter, weil ſie mir jetzt ſchon ge- ſtatten, Dich durch ein einfaches Wort glücklich zu machen! — Wiſſe, daß wenige Tage nach Deinem Verſchwinden ein ſpartaniſches Ehrenſchiff, geführt von Deinem treff- lichen Sohne, nach Naukratis kam, um Dich, den Vater zweier olympiſcher Sieger, auf Befehl der Ephoren *) in die Heimat zurückzurufen.“
Bei dieſer Nachricht erbebten die Glieder des Greiſes, ſeine Augen füllten ſich mit Thränen, und ſeine Lippen murmelten ein leiſes Gebet. Dann ſchlug er ſich vor die Stirn, und rief mit zitternder Stimme: „Jetzt erfüllt es ſich, — jetzt wird es zur Wahrheit! — Verzeihe mir, Phöbos Apollon, wenn ich an den Worten Deiner Prieſterin zweifelte! Was verhieß das Orakel?
„Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, — Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde, Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt! Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, — Schenkt Dir die richtende Fünf, was ſie Dir lange verſagt.“
*) Siehe I. Theil. Anmerk. 82.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0161"n="151"/>
Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde ſetzten, nach<lb/>
Peluſium und höre jetzt, daß Du dem Großkönige als<lb/>
Kriegsoberſter dienſt. — Jch habe meinen Schwur gehalten<lb/>
und bin treu für die Hellenen in Aegypten eingetreten;<lb/>
jetzt iſt die Reihe an Dir, dem alten Ariſtomachos zu<lb/>
helfen und ihm das Einzige zu verſchaffen, wonach er ſich<lb/>ſehnt: Rache an ſeinen Verfolgern!“</p><lb/><p>„Die ſollſt Du haben,“ rief der Athener und drückte<lb/>
die Hand des Greiſes. „Jch werde Dich an die Spitze<lb/>
der mileſiſchen Schwerbewaffneten ſtellen und Dir anheim-<lb/>
geben, gegen unſere Feinde zu wüthen, wie es Dir beliebt!<lb/>
Aber damit hab’ ich meinen Dank noch lange nicht abge-<lb/>
tragen, und ich preiſe die Götter, weil ſie mir jetzt ſchon ge-<lb/>ſtatten, Dich durch ein einfaches Wort glücklich zu machen!<lb/>— Wiſſe, daß wenige Tage nach Deinem Verſchwinden<lb/>
ein ſpartaniſches Ehrenſchiff, geführt von Deinem treff-<lb/>
lichen Sohne, nach Naukratis kam, um Dich, den Vater<lb/>
zweier olympiſcher Sieger, auf Befehl der Ephoren <noteplace="foot"n="*)">Siehe <hirendition="#aq">I.</hi> Theil. Anmerk. 82.</note> in<lb/>
die Heimat zurückzurufen.“</p><lb/><p>Bei dieſer Nachricht erbebten die Glieder des Greiſes,<lb/>ſeine Augen füllten ſich mit Thränen, und ſeine Lippen<lb/>
murmelten ein leiſes Gebet. Dann ſchlug er ſich vor die<lb/>
Stirn, und rief mit zitternder Stimme: „Jetzt erfüllt es<lb/>ſich, — jetzt wird es zur Wahrheit! — Verzeihe mir,<lb/>
Phöbos Apollon, wenn ich an den Worten Deiner Prieſterin<lb/>
zweifelte! Was verhieß das Orakel?</p><lb/><lgtype="poem"><l>„Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt,</l><lb/><l>Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, —</l><lb/><l>Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde,</l><lb/><l>Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt!</l><lb/><l>Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, —</l><lb/><l>Schenkt Dir die richtende Fünf, was ſie Dir lange verſagt.“</l></lg><lb/></div></body></text></TEI>
[151/0161]
Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde ſetzten, nach
Peluſium und höre jetzt, daß Du dem Großkönige als
Kriegsoberſter dienſt. — Jch habe meinen Schwur gehalten
und bin treu für die Hellenen in Aegypten eingetreten;
jetzt iſt die Reihe an Dir, dem alten Ariſtomachos zu
helfen und ihm das Einzige zu verſchaffen, wonach er ſich
ſehnt: Rache an ſeinen Verfolgern!“
„Die ſollſt Du haben,“ rief der Athener und drückte
die Hand des Greiſes. „Jch werde Dich an die Spitze
der mileſiſchen Schwerbewaffneten ſtellen und Dir anheim-
geben, gegen unſere Feinde zu wüthen, wie es Dir beliebt!
Aber damit hab’ ich meinen Dank noch lange nicht abge-
tragen, und ich preiſe die Götter, weil ſie mir jetzt ſchon ge-
ſtatten, Dich durch ein einfaches Wort glücklich zu machen!
— Wiſſe, daß wenige Tage nach Deinem Verſchwinden
ein ſpartaniſches Ehrenſchiff, geführt von Deinem treff-
lichen Sohne, nach Naukratis kam, um Dich, den Vater
zweier olympiſcher Sieger, auf Befehl der Ephoren *) in
die Heimat zurückzurufen.“
Bei dieſer Nachricht erbebten die Glieder des Greiſes,
ſeine Augen füllten ſich mit Thränen, und ſeine Lippen
murmelten ein leiſes Gebet. Dann ſchlug er ſich vor die
Stirn, und rief mit zitternder Stimme: „Jetzt erfüllt es
ſich, — jetzt wird es zur Wahrheit! — Verzeihe mir,
Phöbos Apollon, wenn ich an den Worten Deiner Prieſterin
zweifelte! Was verhieß das Orakel?
„Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt,
Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, —
Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde,
Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt!
Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, —
Schenkt Dir die richtende Fünf, was ſie Dir lange verſagt.“
*) Siehe I. Theil. Anmerk. 82.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/161>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.