nämlich, daß Bartja den Thron des Kyros bestiegen habe und bereits von dem größesten Theile des Reichs aner- kannt worden sei.
Kambyses erschrak über diese Nachricht, wie Jemand, der einen Todten aus dem Grabe erstehen sieht. -- Trotz seines umnachteten Geistes wußte er jetzt ganz genau, daß Bartja auf seinen Befehl von Prexaspes ermordet worden sei. Er argwöhnte, daß der Botschafter ihn betrogen und dem Jünglinge das Leben geschenkt habe. Jndem er diesen schnell aufblitzenden Gedanken ungesäumt aussprach, warf er Prexaspes seine Verrätherei mit bitteren Worten vor und veranlaßte denselben dadurch, einen großen Eid zu schwören, daß der unglückliche Bartja von seiner eignen Hand getödtet und beerdigt worden sei.
Nun wurde der Bote des Oropastes gefragt, ob er den neuen König selbst gesehen habe. Derselbe verneinte dies und fügte hinzu, der angebliche Bruder des Kam- byses. habe seine Wohnung erst ein einziges Mal verlassen, um sich dem Volke von Ferne zu zeigen. Nunmehr durch- schaute Prexaspes das ganze Lügengewebe des Oberpriesters, erinnerte den König an jene unseligen Mißverständnisse, welche durch die wunderbare Aehnlichkeit Gaumata's mit Bartja herbeigeführt worden waren, und bot schließlich seinen Kopf zum Pfande, wenn sich seine Vermuthung als falsch erweisen sollte. Der geisteskranke König, dem diese Auslegung behagte, hatte von jetzt an nur noch den einen Gedanken, die Magier gefangen zu nehmen und zu tödten.
Das Heer mußte sich marschfertig machen. Aryan- des 168), ein Achämenide, wurde zum Satrapen von Aegyp- ten ernannt, und die Armee brach ohne Säumniß nach Persien auf. Von seinem neuen Jrrwahne getrieben,
nämlich, daß Bartja den Thron des Kyros beſtiegen habe und bereits von dem größeſten Theile des Reichs aner- kannt worden ſei.
Kambyſes erſchrak über dieſe Nachricht, wie Jemand, der einen Todten aus dem Grabe erſtehen ſieht. — Trotz ſeines umnachteten Geiſtes wußte er jetzt ganz genau, daß Bartja auf ſeinen Befehl von Prexaspes ermordet worden ſei. Er argwöhnte, daß der Botſchafter ihn betrogen und dem Jünglinge das Leben geſchenkt habe. Jndem er dieſen ſchnell aufblitzenden Gedanken ungeſäumt ausſprach, warf er Prexaspes ſeine Verrätherei mit bitteren Worten vor und veranlaßte denſelben dadurch, einen großen Eid zu ſchwören, daß der unglückliche Bartja von ſeiner eignen Hand getödtet und beerdigt worden ſei.
Nun wurde der Bote des Oropaſtes gefragt, ob er den neuen König ſelbſt geſehen habe. Derſelbe verneinte dies und fügte hinzu, der angebliche Bruder des Kam- byſes. habe ſeine Wohnung erſt ein einziges Mal verlaſſen, um ſich dem Volke von Ferne zu zeigen. Nunmehr durch- ſchaute Prexaspes das ganze Lügengewebe des Oberprieſters, erinnerte den König an jene unſeligen Mißverſtändniſſe, welche durch die wunderbare Aehnlichkeit Gaumata’s mit Bartja herbeigeführt worden waren, und bot ſchließlich ſeinen Kopf zum Pfande, wenn ſich ſeine Vermuthung als falſch erweiſen ſollte. Der geiſteskranke König, dem dieſe Auslegung behagte, hatte von jetzt an nur noch den einen Gedanken, die Magier gefangen zu nehmen und zu tödten.
Das Heer mußte ſich marſchfertig machen. Aryan- des 168), ein Achämenide, wurde zum Satrapen von Aegyp- ten ernannt, und die Armee brach ohne Säumniß nach Perſien auf. Von ſeinem neuen Jrrwahne getrieben,
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nämlich, daß Bartja den Thron des Kyros beſtiegen habe
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kannt worden ſei.
Kambyſes erſchrak über dieſe Nachricht, wie Jemand,
der einen Todten aus dem Grabe erſtehen ſieht. — Trotz
ſeines umnachteten Geiſtes wußte er jetzt ganz genau, daß
Bartja auf ſeinen Befehl von Prexaspes ermordet worden
ſei. Er argwöhnte, daß der Botſchafter ihn betrogen und
dem Jünglinge das Leben geſchenkt habe. Jndem er dieſen
ſchnell aufblitzenden Gedanken ungeſäumt ausſprach, warf
er Prexaspes ſeine Verrätherei mit bitteren Worten vor
und veranlaßte denſelben dadurch, einen großen Eid zu
ſchwören, daß der unglückliche Bartja von ſeiner eignen
Hand getödtet und beerdigt worden ſei.
Nun wurde der Bote des Oropaſtes gefragt, ob er
den neuen König ſelbſt geſehen habe. Derſelbe verneinte
dies und fügte hinzu, der angebliche Bruder des Kam-
byſes. habe ſeine Wohnung erſt ein einziges Mal verlaſſen,
um ſich dem Volke von Ferne zu zeigen. Nunmehr durch-
ſchaute Prexaspes das ganze Lügengewebe des Oberprieſters,
erinnerte den König an jene unſeligen Mißverſtändniſſe,
welche durch die wunderbare Aehnlichkeit Gaumata’s mit
Bartja herbeigeführt worden waren, und bot ſchließlich
ſeinen Kopf zum Pfande, wenn ſich ſeine Vermuthung als
falſch erweiſen ſollte. Der geiſteskranke König, dem dieſe
Auslegung behagte, hatte von jetzt an nur noch den
einen Gedanken, die Magier gefangen zu nehmen und
zu tödten.
Das Heer mußte ſich marſchfertig machen. Aryan-
des 168), ein Achämenide, wurde zum Satrapen von Aegyp-
ten ernannt, und die Armee brach ohne Säumniß nach
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/262>, abgerufen am 16.07.2024.
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