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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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Er war allen Achämeniden so anmuthig entgegengekommen,
hatte jedem Einzelnen so fein zu schmeicheln, durch hinge-
worfene Andeutungen auf einen großen Krieg, der nicht
ausbleiben könne, so viele Hoffnungen zu erregen und durch
trefflich erzählte, den Persern ganz neue Scherze so große
Heiterkeit zu erwecken verstanden, daß Alle, mit wenigen
Ausnahmen, das Erscheinen des Atheners freudig begrüß-
ten. -- Als sich derselbe von dem Jägerzuge getrennt hatte,
um mit dem Könige einen wilden Esel zu verfolgen, ge-
stand Einer dem Andern zu, noch niemals einen so voll-
kommenen Mann wie Phanes gesehen zu haben. Man
bewunderte die Klugheit, mit der er die Unschuld der
Gefangnen an den Tag gebracht, die Feinheit, mit welcher
er den König gewonnen, die Schnelligkeit, mit der er die
persische Sprache erlernt hatte. Dabei wurde er von
keinem der Achämeniden durch Schönheit und Ebenmaaß
der Gestalt übertroffen. Auf der Jagd bewährte er sich
als vollkommener Reiter, und im Kampfe mit einem Bären
als ausnehmend kühner und geschickter Jäger. -- Während
die Höflinge bei der Heimkehr all' diese Eigenschaften des
neuen Günstlings in den Himmel erhoben, rief der alte
Araspes: "Jch gebe gerne zu, daß dieser Hellene, welcher
sich übrigens auch schon im Kriege bestens bewährt hat,
ein seltener Mann ist; ihr würdet ihm aber nicht halb
soviel Lob zu Theil werden lassen, wenn er kein Fremder,
wenn er euch nichts Neues wäre!"

Phanes hatte diese Worte vernommen, denn er be-
fand sich, von dichtem Strauchwerk versteckt, in unmittel-
barer Nähe des Redners. -- Als derselbe schwieg, gesellte
er sich zu den Plaudernden und sagte lächelnd: "Jch habe
Dich verstanden und danke Dir für Deine freundliche Ge-
sinnung. Der zweite Theil Deiner Rede berührte mich

Er war allen Achämeniden ſo anmuthig entgegengekommen,
hatte jedem Einzelnen ſo fein zu ſchmeicheln, durch hinge-
worfene Andeutungen auf einen großen Krieg, der nicht
ausbleiben könne, ſo viele Hoffnungen zu erregen und durch
trefflich erzählte, den Perſern ganz neue Scherze ſo große
Heiterkeit zu erwecken verſtanden, daß Alle, mit wenigen
Ausnahmen, das Erſcheinen des Atheners freudig begrüß-
ten. — Als ſich derſelbe von dem Jägerzuge getrennt hatte,
um mit dem Könige einen wilden Eſel zu verfolgen, ge-
ſtand Einer dem Andern zu, noch niemals einen ſo voll-
kommenen Mann wie Phanes geſehen zu haben. Man
bewunderte die Klugheit, mit der er die Unſchuld der
Gefangnen an den Tag gebracht, die Feinheit, mit welcher
er den König gewonnen, die Schnelligkeit, mit der er die
perſiſche Sprache erlernt hatte. Dabei wurde er von
keinem der Achämeniden durch Schönheit und Ebenmaaß
der Geſtalt übertroffen. Auf der Jagd bewährte er ſich
als vollkommener Reiter, und im Kampfe mit einem Bären
als ausnehmend kühner und geſchickter Jäger. — Während
die Höflinge bei der Heimkehr all’ dieſe Eigenſchaften des
neuen Günſtlings in den Himmel erhoben, rief der alte
Araspes: „Jch gebe gerne zu, daß dieſer Hellene, welcher
ſich übrigens auch ſchon im Kriege beſtens bewährt hat,
ein ſeltener Mann iſt; ihr würdet ihm aber nicht halb
ſoviel Lob zu Theil werden laſſen, wenn er kein Fremder,
wenn er euch nichts Neues wäre!“

Phanes hatte dieſe Worte vernommen, denn er be-
fand ſich, von dichtem Strauchwerk verſteckt, in unmittel-
barer Nähe des Redners. — Als derſelbe ſchwieg, geſellte
er ſich zu den Plaudernden und ſagte lächelnd: „Jch habe
Dich verſtanden und danke Dir für Deine freundliche Ge-
ſinnung. Der zweite Theil Deiner Rede berührte mich

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[42/0052] Er war allen Achämeniden ſo anmuthig entgegengekommen, hatte jedem Einzelnen ſo fein zu ſchmeicheln, durch hinge- worfene Andeutungen auf einen großen Krieg, der nicht ausbleiben könne, ſo viele Hoffnungen zu erregen und durch trefflich erzählte, den Perſern ganz neue Scherze ſo große Heiterkeit zu erwecken verſtanden, daß Alle, mit wenigen Ausnahmen, das Erſcheinen des Atheners freudig begrüß- ten. — Als ſich derſelbe von dem Jägerzuge getrennt hatte, um mit dem Könige einen wilden Eſel zu verfolgen, ge- ſtand Einer dem Andern zu, noch niemals einen ſo voll- kommenen Mann wie Phanes geſehen zu haben. Man bewunderte die Klugheit, mit der er die Unſchuld der Gefangnen an den Tag gebracht, die Feinheit, mit welcher er den König gewonnen, die Schnelligkeit, mit der er die perſiſche Sprache erlernt hatte. Dabei wurde er von keinem der Achämeniden durch Schönheit und Ebenmaaß der Geſtalt übertroffen. Auf der Jagd bewährte er ſich als vollkommener Reiter, und im Kampfe mit einem Bären als ausnehmend kühner und geſchickter Jäger. — Während die Höflinge bei der Heimkehr all’ dieſe Eigenſchaften des neuen Günſtlings in den Himmel erhoben, rief der alte Araspes: „Jch gebe gerne zu, daß dieſer Hellene, welcher ſich übrigens auch ſchon im Kriege beſtens bewährt hat, ein ſeltener Mann iſt; ihr würdet ihm aber nicht halb ſoviel Lob zu Theil werden laſſen, wenn er kein Fremder, wenn er euch nichts Neues wäre!“ Phanes hatte dieſe Worte vernommen, denn er be- fand ſich, von dichtem Strauchwerk verſteckt, in unmittel- barer Nähe des Redners. — Als derſelbe ſchwieg, geſellte er ſich zu den Plaudernden und ſagte lächelnd: „Jch habe Dich verſtanden und danke Dir für Deine freundliche Ge- ſinnung. Der zweite Theil Deiner Rede berührte mich

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/52>, abgerufen am 27.11.2024.