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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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densjahren unter der Regierung des Kyros und Kambyses
durch Kunstfleiß und Betriebsamkeit soweit erholt, daß
Sardes wiederum als eine der reichsten Städte Klein-
Asiens, und somit der ganzen Welt, angesehen werden
konnte.

Obgleich Darius und Prexaspes an die Pracht einer
königlichen Hofhaltung gewöhnt waren, so erstaunten sie
dennoch über die Schönheit und den Glanz des Satrapen-
hauses. Absonderlich köstlich schien ihnen die künstliche
Marmorarbeit, welche sich weder zu Babylon, noch zu
Susa, noch zu Ekbatana vorfand 41). -- Gebrannte Ziegel
und Cedernholz mußten dort die glatten Blöcke des Ur-
kalks ersetzen.

Jn der großen Halle fanden die Ankömmlinge den
bleichen Bartja, welcher ihnen von dem Polster, auf dem
er lag, die Arme entgegenstreckte.

Nachdem die neuvereinten Freunde an der Tafel des
Satrapen geschmaust hatten, begaben sie sich, um einander
ungestört sprechen zu können, in das Gemach des Genesen-
den. Als sie sich dort niedergelassen, rief Darius, indem
er sich an Bartja wandte:

"Jetzt mußt Du mir zu allererst erzählen, wie Du
zu dieser bösen Krankheit gekommen bist."

"Kerngesund," begann der Königssohn, "reisten wir,
wie ihr wißt, von Babylon ab und kamen ohne Unter-
brechung bis nach Germa, einem kleinen am Sangarios
gelegenen Städtchen. -- Von dem angestrengten Ritte
ermüdet, verbrannt von der Sonne des Chordat *) und
vom Staube des Weges beschmutzt, sprangen wir von den
Pferden, warfen die Kleider ab und stürzten uns in die

*) Mai.
Ebers, Eine ägyptische Königstochter. III. 5

densjahren unter der Regierung des Kyros und Kambyſes
durch Kunſtfleiß und Betriebſamkeit ſoweit erholt, daß
Sardes wiederum als eine der reichſten Städte Klein-
Aſiens, und ſomit der ganzen Welt, angeſehen werden
konnte.

Obgleich Darius und Prexaspes an die Pracht einer
königlichen Hofhaltung gewöhnt waren, ſo erſtaunten ſie
dennoch über die Schönheit und den Glanz des Satrapen-
hauſes. Abſonderlich köſtlich ſchien ihnen die künſtliche
Marmorarbeit, welche ſich weder zu Babylon, noch zu
Suſa, noch zu Ekbatana vorfand 41). — Gebrannte Ziegel
und Cedernholz mußten dort die glatten Blöcke des Ur-
kalks erſetzen.

Jn der großen Halle fanden die Ankömmlinge den
bleichen Bartja, welcher ihnen von dem Polſter, auf dem
er lag, die Arme entgegenſtreckte.

Nachdem die neuvereinten Freunde an der Tafel des
Satrapen geſchmaust hatten, begaben ſie ſich, um einander
ungeſtört ſprechen zu können, in das Gemach des Geneſen-
den. Als ſie ſich dort niedergelaſſen, rief Darius, indem
er ſich an Bartja wandte:

„Jetzt mußt Du mir zu allererſt erzählen, wie Du
zu dieſer böſen Krankheit gekommen biſt.“

„Kerngeſund,“ begann der Königsſohn, „reisten wir,
wie ihr wißt, von Babylon ab und kamen ohne Unter-
brechung bis nach Germa, einem kleinen am Sangarios
gelegenen Städtchen. — Von dem angeſtrengten Ritte
ermüdet, verbrannt von der Sonne des Chordât *) und
vom Staube des Weges beſchmutzt, ſprangen wir von den
Pferden, warfen die Kleider ab und ſtürzten uns in die

*) Mai.
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 5
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[65/0075] densjahren unter der Regierung des Kyros und Kambyſes durch Kunſtfleiß und Betriebſamkeit ſoweit erholt, daß Sardes wiederum als eine der reichſten Städte Klein- Aſiens, und ſomit der ganzen Welt, angeſehen werden konnte. Obgleich Darius und Prexaspes an die Pracht einer königlichen Hofhaltung gewöhnt waren, ſo erſtaunten ſie dennoch über die Schönheit und den Glanz des Satrapen- hauſes. Abſonderlich köſtlich ſchien ihnen die künſtliche Marmorarbeit, welche ſich weder zu Babylon, noch zu Suſa, noch zu Ekbatana vorfand 41). — Gebrannte Ziegel und Cedernholz mußten dort die glatten Blöcke des Ur- kalks erſetzen. Jn der großen Halle fanden die Ankömmlinge den bleichen Bartja, welcher ihnen von dem Polſter, auf dem er lag, die Arme entgegenſtreckte. Nachdem die neuvereinten Freunde an der Tafel des Satrapen geſchmaust hatten, begaben ſie ſich, um einander ungeſtört ſprechen zu können, in das Gemach des Geneſen- den. Als ſie ſich dort niedergelaſſen, rief Darius, indem er ſich an Bartja wandte: „Jetzt mußt Du mir zu allererſt erzählen, wie Du zu dieſer böſen Krankheit gekommen biſt.“ „Kerngeſund,“ begann der Königsſohn, „reisten wir, wie ihr wißt, von Babylon ab und kamen ohne Unter- brechung bis nach Germa, einem kleinen am Sangarios gelegenen Städtchen. — Von dem angeſtrengten Ritte ermüdet, verbrannt von der Sonne des Chordât *) und vom Staube des Weges beſchmutzt, ſprangen wir von den Pferden, warfen die Kleider ab und ſtürzten uns in die *) Mai. Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 5

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/75>, abgerufen am 27.11.2024.