Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737.thut man sich gütlich mit Kuchen backen, und ladet Kürmes-Gäste von andern Orten ein, die Bettelleute siehet man selbigen Tag mit Hauffen um die Häuser streichen, und um Kürmes Kuchen bitten. Etliche Sonntage Abends, vor den Christ-Tage, schicken sich gewisse Weibs-Personen zu Christ-Kindeln, oder Heil. Christen, auch Kerlen zu Knecht Ruprechten, und geben sich bey Kindern dafür aus, indem sie ums Dorff gehen. Aber ich gestehe aufrichtig, diese Ceremonie gefället mir gar nicht, ich habe auch in verschiednen Schrifften gelesen, darinnen wieder diesen Mißbrauch des Göttlichen Nahmens geeyffert wird, derowegen müssen diese unnütze Umläuffer von meiner Wohnung bleiben; Das so genannte Christbeschehren ist nicht viel besser, andere Abergläubische Verrichtungen in der Christ-Nacht zu geschweigen. Vor diesen hörte man auch an den so genannten Hexen-Abenden, (wie sie der Pöbel nannte) als den Abenden vor Maria Reinigung, Verkündigung, Heimsuchung, Ostern, Pfingsten, Walpurgis, Weyhnachten, vieles Schiessen und Pulver verplatzen (ich weiß nicht ob die Hexen zu verjagen,) doch diese unnöthige Dinge kommen immer ins Abnehmen. XIV. Das Pfarr- und Schul Hauß. 1) Das Pfarr Hauß stehet zwischen der Kirchen und Schule. Hat unten eine Wohnstube, darneben ein Kämmerlein, worinnen der Backofen stehet, so dann die Küche. Auf der andern Seite ist ein Gewölbe, und neben an der Kuhestall, und untern Gewölbe ein Keller. Oben ist eine Stube, und darneben das Studier Stübel mit der Küche, gleich über sind die Kammern, oben sind 2. Böden übereinander. Der Hof ist mit Plancken und einen gar mäßigen Holtz-Schoppen umgeben. In diesen Hoffe nun stehet ein Wassertrog, aus welchen durch einen Ständer lebendig Röhr-Wasser leuft, welches Röhr-Wasser die Gemeine u. Kirche, von ihren Unkosten, der Pfarr zu gutte geführet und gebauet, im Jahre 1577. und thut man sich gütlich mit Kuchen backen, und ladet Kürmes-Gäste von andern Orten ein, die Bettelleute siehet man selbigen Tag mit Hauffen um die Häuser streichen, und um Kürmes Kuchen bitten. Etliche Sonntage Abends, vor den Christ-Tage, schicken sich gewisse Weibs-Personen zu Christ-Kindeln, oder Heil. Christen, auch Kerlen zu Knecht Ruprechten, und geben sich bey Kindern dafür aus, indem sie ums Dorff gehen. Aber ich gestehe aufrichtig, diese Ceremonie gefället mir gar nicht, ich habe auch in verschiednen Schrifften gelesen, darinnen wieder diesen Mißbrauch des Göttlichen Nahmens geeyffert wird, derowegen müssen diese unnütze Umläuffer von meiner Wohnung bleiben; Das so genannte Christbeschehren ist nicht viel besser, andere Abergläubische Verrichtungen in der Christ-Nacht zu geschweigen. Vor diesen hörte man auch an den so genannten Hexen-Abenden, (wie sie der Pöbel nannte) als den Abenden vor Maria Reinigung, Verkündigung, Heimsuchung, Ostern, Pfingsten, Walpurgis, Weyhnachten, vieles Schiessen und Pulver verplatzen (ich weiß nicht ob die Hexen zu verjagen,) doch diese unnöthige Dinge kommen immer ins Abnehmen. XIV. Das Pfarr- und Schul Hauß. 1) Das Pfarr Hauß stehet zwischen der Kirchen und Schule. Hat unten eine Wohnstube, darneben ein Kämmerlein, worinnen der Backofen stehet, so dann die Küche. Auf der andern Seite ist ein Gewölbe, und neben an der Kuhestall, und untern Gewölbe ein Keller. Oben ist eine Stube, und darneben das Studier Stübel mit der Küche, gleich über sind die Kammern, oben sind 2. Böden übereinander. Der Hof ist mit Plancken und einen gar mäßigen Holtz-Schoppen umgeben. In diesen Hoffe nun stehet ein Wassertrog, aus welchen durch einen Ständer lebendig Röhr-Wasser leuft, welches Röhr-Wasser die Gemeine u. 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Aber ich gestehe aufrichtig, diese Ceremonie gefället mir gar nicht, ich habe auch in verschiednen Schrifften gelesen, darinnen wieder diesen Mißbrauch des Göttlichen Nahmens geeyffert wird, derowegen müssen diese unnütze Umläuffer von meiner Wohnung bleiben; Das so genannte Christbeschehren ist nicht viel besser, andere Abergläubische Verrichtungen in der Christ-Nacht zu geschweigen.</p> <p>Vor diesen hörte man auch an den so genannten Hexen-Abenden, (wie sie der Pöbel nannte) als den Abenden vor Maria Reinigung, Verkündigung, Heimsuchung, Ostern, Pfingsten, Walpurgis, Weyhnachten, vieles Schiessen und Pulver verplatzen (ich weiß nicht ob die Hexen zu verjagen,) doch diese unnöthige Dinge kommen immer ins Abnehmen.</p> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#aq">XIV.</hi> Das Pfarr- und Schul Hauß.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <p>1) Das Pfarr Hauß stehet zwischen der Kirchen und Schule. 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thut man sich gütlich mit Kuchen backen, und ladet Kürmes-Gäste von andern Orten ein, die Bettelleute siehet man selbigen Tag mit Hauffen um die Häuser streichen, und um Kürmes Kuchen bitten.
Etliche Sonntage Abends, vor den Christ-Tage, schicken sich gewisse Weibs-Personen zu Christ-Kindeln, oder Heil. Christen, auch Kerlen zu Knecht Ruprechten, und geben sich bey Kindern dafür aus, indem sie ums Dorff gehen. Aber ich gestehe aufrichtig, diese Ceremonie gefället mir gar nicht, ich habe auch in verschiednen Schrifften gelesen, darinnen wieder diesen Mißbrauch des Göttlichen Nahmens geeyffert wird, derowegen müssen diese unnütze Umläuffer von meiner Wohnung bleiben; Das so genannte Christbeschehren ist nicht viel besser, andere Abergläubische Verrichtungen in der Christ-Nacht zu geschweigen.
Vor diesen hörte man auch an den so genannten Hexen-Abenden, (wie sie der Pöbel nannte) als den Abenden vor Maria Reinigung, Verkündigung, Heimsuchung, Ostern, Pfingsten, Walpurgis, Weyhnachten, vieles Schiessen und Pulver verplatzen (ich weiß nicht ob die Hexen zu verjagen,) doch diese unnöthige Dinge kommen immer ins Abnehmen.
XIV. Das Pfarr- und Schul Hauß.
1) Das Pfarr Hauß stehet zwischen der Kirchen und Schule. Hat unten eine Wohnstube, darneben ein Kämmerlein, worinnen der Backofen stehet, so dann die Küche. Auf der andern Seite ist ein Gewölbe, und neben an der Kuhestall, und untern Gewölbe ein Keller. Oben ist eine Stube, und darneben das Studier Stübel mit der Küche, gleich über sind die Kammern, oben sind 2. Böden übereinander. Der Hof ist mit Plancken und einen gar mäßigen Holtz-Schoppen umgeben. In diesen Hoffe nun stehet ein Wassertrog, aus welchen durch einen Ständer lebendig Röhr-Wasser leuft, welches Röhr-Wasser die Gemeine u. Kirche, von ihren Unkosten, der Pfarr zu gutte geführet und gebauet, im Jahre 1577. und
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