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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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mitunter einige Gleichgültigkeit ein, und wo wäre
derjenige, der die Gegenwart immer so zu schätzen
wüßte, wie sie es verdiente! --

Dieses alles erwähne ich besonders aus dem
Grunde, um die manchen bedeutenden Lücken zu
entschuldigen, die der Leser finden wird, im Fall
er etwa so geneigt seyn sollte, das Datum zu ver¬
folgen. In solche Lücken fällt manches unterlassene
Gute, so wie besonders manches günstige Wort,
was Goethe über seine weitverbreiteten Freunde,
so wie über die Werke dieses oder jenes lebenden
deutschen Autors gesagt hat, während sich Anderes
ähnlicher Art notirt findet. Doch wie gesagt:
Bücher haben ihre Schicksale schon während sie
entstehen.

Übrigens erkenne ich dasjenige, was in diesen
Bänden mir gelungen ist zu meinem Eigenthum zu
machen und was ich gewissermaßen als den Schmuck
meines Lebens zu betrachten habe, mit innigem
Dank gegen eine höhere Fügung; ja ich habe so¬
gar eine gewisse Zuversicht, daß auch die Welt
mir diese Mittheilung danken werde.

mitunter einige Gleichguͤltigkeit ein, und wo waͤre
derjenige, der die Gegenwart immer ſo zu ſchaͤtzen
wuͤßte, wie ſie es verdiente! —

Dieſes alles erwaͤhne ich beſonders aus dem
Grunde, um die manchen bedeutenden Luͤcken zu
entſchuldigen, die der Leſer finden wird, im Fall
er etwa ſo geneigt ſeyn ſollte, das Datum zu ver¬
folgen. In ſolche Luͤcken faͤllt manches unterlaſſene
Gute, ſo wie beſonders manches guͤnſtige Wort,
was Goethe uͤber ſeine weitverbreiteten Freunde,
ſo wie uͤber die Werke dieſes oder jenes lebenden
deutſchen Autors geſagt hat, waͤhrend ſich Anderes
aͤhnlicher Art notirt findet. Doch wie geſagt:
Buͤcher haben ihre Schickſale ſchon waͤhrend ſie
entſtehen.

Übrigens erkenne ich dasjenige, was in dieſen
Baͤnden mir gelungen iſt zu meinem Eigenthum zu
machen und was ich gewiſſermaßen als den Schmuck
meines Lebens zu betrachten habe, mit innigem
Dank gegen eine hoͤhere Fuͤgung; ja ich habe ſo¬
gar eine gewiſſe Zuverſicht, daß auch die Welt
mir dieſe Mittheilung danken werde.

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[IX/0015] mitunter einige Gleichguͤltigkeit ein, und wo waͤre derjenige, der die Gegenwart immer ſo zu ſchaͤtzen wuͤßte, wie ſie es verdiente! — Dieſes alles erwaͤhne ich beſonders aus dem Grunde, um die manchen bedeutenden Luͤcken zu entſchuldigen, die der Leſer finden wird, im Fall er etwa ſo geneigt ſeyn ſollte, das Datum zu ver¬ folgen. In ſolche Luͤcken faͤllt manches unterlaſſene Gute, ſo wie beſonders manches guͤnſtige Wort, was Goethe uͤber ſeine weitverbreiteten Freunde, ſo wie uͤber die Werke dieſes oder jenes lebenden deutſchen Autors geſagt hat, waͤhrend ſich Anderes aͤhnlicher Art notirt findet. Doch wie geſagt: Buͤcher haben ihre Schickſale ſchon waͤhrend ſie entſtehen. Übrigens erkenne ich dasjenige, was in dieſen Baͤnden mir gelungen iſt zu meinem Eigenthum zu machen und was ich gewiſſermaßen als den Schmuck meines Lebens zu betrachten habe, mit innigem Dank gegen eine hoͤhere Fuͤgung; ja ich habe ſo¬ gar eine gewiſſe Zuverſicht, daß auch die Welt mir dieſe Mittheilung danken werde.

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/15>, abgerufen am 02.05.2024.