nen zusammen das Wesen und führen zur Annä¬ herung der Wahrheit selber, und ich habe mich daher sowohl in diesen als ähnlichen Fällen wohl gehütet, dergleichen scheinbare Widersprüche, wie sie durch verschiedenartige Anlässe und den Verlauf ungleicher Jahre und Stunden hervorgerufen worden, bey dieser Herausgabe zu unterdrücken. Ich vertraue dabey auf die Einsicht und Übersicht des gebildeten Lesers, der sich durch etwas Einzelnes nicht irren lassen, sondern das Ganze im Auge halten und alles gehörig zurechtlegen und vereinigen werde.
Ebenso wird man vielleicht auf Manches sto¬ ßen, was beym ersten Anblick den Schein des Unbedeutenden hat. Sollte man aber tiefer bli¬ ckend bemerken, daß solche unbedeutende Anlässe oft Träger von etwas Bedeutendem sind, auch oft etwas Spätervorkommendes begründen, oder auch dazu beytragen, irgend einen kleinen Zug zur Characterzeichnung hinzuzuthun, so dürften sie, als eine Art von Nothwendigkeit, wo nicht geheiliget, doch entschuldiget werden.
Und somit sage ich nun diesem lange geheg¬
nen zuſammen das Weſen und fuͤhren zur Annaͤ¬ herung der Wahrheit ſelber, und ich habe mich daher ſowohl in dieſen als aͤhnlichen Faͤllen wohl gehuͤtet, dergleichen ſcheinbare Widerſpruͤche, wie ſie durch verſchiedenartige Anlaͤſſe und den Verlauf ungleicher Jahre und Stunden hervorgerufen worden, bey dieſer Herausgabe zu unterdruͤcken. Ich vertraue dabey auf die Einſicht und Überſicht des gebildeten Leſers, der ſich durch etwas Einzelnes nicht irren laſſen, ſondern das Ganze im Auge halten und alles gehoͤrig zurechtlegen und vereinigen werde.
Ebenſo wird man vielleicht auf Manches ſto¬ ßen, was beym erſten Anblick den Schein des Unbedeutenden hat. Sollte man aber tiefer bli¬ ckend bemerken, daß ſolche unbedeutende Anlaͤſſe oft Traͤger von etwas Bedeutendem ſind, auch oft etwas Spaͤtervorkommendes begruͤnden, oder auch dazu beytragen, irgend einen kleinen Zug zur Characterzeichnung hinzuzuthun, ſo duͤrften ſie, als eine Art von Nothwendigkeit, wo nicht geheiliget, doch entſchuldiget werden.
Und ſomit ſage ich nun dieſem lange geheg¬
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[XIII/0019]
nen zuſammen das Weſen und fuͤhren zur Annaͤ¬
herung der Wahrheit ſelber, und ich habe mich
daher ſowohl in dieſen als aͤhnlichen Faͤllen wohl
gehuͤtet, dergleichen ſcheinbare Widerſpruͤche, wie
ſie durch verſchiedenartige Anlaͤſſe und den Verlauf
ungleicher Jahre und Stunden hervorgerufen worden,
bey dieſer Herausgabe zu unterdruͤcken. Ich vertraue
dabey auf die Einſicht und Überſicht des gebildeten
Leſers, der ſich durch etwas Einzelnes nicht irren
laſſen, ſondern das Ganze im Auge halten und
alles gehoͤrig zurechtlegen und vereinigen werde.
Ebenſo wird man vielleicht auf Manches ſto¬
ßen, was beym erſten Anblick den Schein des
Unbedeutenden hat. Sollte man aber tiefer bli¬
ckend bemerken, daß ſolche unbedeutende Anlaͤſſe
oft Traͤger von etwas Bedeutendem ſind, auch
oft etwas Spaͤtervorkommendes begruͤnden, oder
auch dazu beytragen, irgend einen kleinen Zug
zur Characterzeichnung hinzuzuthun, ſo duͤrften
ſie, als eine Art von Nothwendigkeit, wo nicht
geheiliget, doch entſchuldiget werden.
Und ſomit ſage ich nun dieſem lange geheg¬
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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