cheln, die ich metzenweise an wohlhabendere Einwohner, um ihre Gänse damit zu füttern, verkaufte. So wie ich aber genugsam herangewachsen war, begleitete ich meinen Vater auf seinen Wanderungen von Dorf zu Dorf und half einen Bündel tragen. Diese Zeit gehört zu den lieb¬ sten Erinnerungen meiner Jugend.
Unter solchen Zuständen und Beschäftigungen, wäh¬ rend welcher ich auch periodenweise die Schule besuchte und nothdürftig lesen und schreiben lernte, erreichte ich mein vierzehntes Jahr, und man wird gestehen, daß von hier bis zu einem vertrauten Verhältniß mit Goethe ein großer Schritt und überall wenig Anschein war. Auch wußte ich nicht, daß es in der Welt Dinge gebe wie Poesie und schöne Künste, und konnte also auch ein dun¬ keles Verlangen und Streben nach solchen Dingen glück¬ licherweise in mir nicht Statt finden.
Man hat gesagt, die Thiere werden durch ihre Or¬ gane belehrt, und so möchte man vom Menschen sagen, daß er oft durch etwas was er ganz zufällig thut, über das belehrt werde was etwa Höheres in ihm schlummert. Ein solches ereignete sich mit mir, und da es, obgleich an sich unbedeutend, meinem ganzen Leben eine andere Wendung gab, so hat es sich mir als etwas Unverge߬ liches eingeprägt.
Ich saß eines Abends bei angezündeter Lampe mit beyden Eltern am Tische. Mein Vater war von Ham¬ burg zurückgekommen und erzählte von dem Verlauf und
cheln, die ich metzenweiſe an wohlhabendere Einwohner, um ihre Gaͤnſe damit zu fuͤttern, verkaufte. So wie ich aber genugſam herangewachſen war, begleitete ich meinen Vater auf ſeinen Wanderungen von Dorf zu Dorf und half einen Buͤndel tragen. Dieſe Zeit gehoͤrt zu den lieb¬ ſten Erinnerungen meiner Jugend.
Unter ſolchen Zuſtaͤnden und Beſchaͤftigungen, waͤh¬ rend welcher ich auch periodenweiſe die Schule beſuchte und nothduͤrftig leſen und ſchreiben lernte, erreichte ich mein vierzehntes Jahr, und man wird geſtehen, daß von hier bis zu einem vertrauten Verhaͤltniß mit Goethe ein großer Schritt und uͤberall wenig Anſchein war. Auch wußte ich nicht, daß es in der Welt Dinge gebe wie Poeſie und ſchoͤne Kuͤnſte, und konnte alſo auch ein dun¬ keles Verlangen und Streben nach ſolchen Dingen gluͤck¬ licherweiſe in mir nicht Statt finden.
Man hat geſagt, die Thiere werden durch ihre Or¬ gane belehrt, und ſo moͤchte man vom Menſchen ſagen, daß er oft durch etwas was er ganz zufaͤllig thut, uͤber das belehrt werde was etwa Hoͤheres in ihm ſchlummert. Ein ſolches ereignete ſich mit mir, und da es, obgleich an ſich unbedeutend, meinem ganzen Leben eine andere Wendung gab, ſo hat es ſich mir als etwas Unverge߬ liches eingepraͤgt.
Ich ſaß eines Abends bei angezuͤndeter Lampe mit beyden Eltern am Tiſche. Mein Vater war von Ham¬ burg zuruͤckgekommen und erzaͤhlte von dem Verlauf und
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cheln, die ich metzenweiſe an wohlhabendere Einwohner,
um ihre Gaͤnſe damit zu fuͤttern, verkaufte. So wie ich
aber genugſam herangewachſen war, begleitete ich meinen
Vater auf ſeinen Wanderungen von Dorf zu Dorf und
half einen Buͤndel tragen. Dieſe Zeit gehoͤrt zu den lieb¬
ſten Erinnerungen meiner Jugend.
Unter ſolchen Zuſtaͤnden und Beſchaͤftigungen, waͤh¬
rend welcher ich auch periodenweiſe die Schule beſuchte
und nothduͤrftig leſen und ſchreiben lernte, erreichte ich
mein vierzehntes Jahr, und man wird geſtehen, daß von
hier bis zu einem vertrauten Verhaͤltniß mit Goethe ein
großer Schritt und uͤberall wenig Anſchein war. Auch
wußte ich nicht, daß es in der Welt Dinge gebe wie
Poeſie und ſchoͤne Kuͤnſte, und konnte alſo auch ein dun¬
keles Verlangen und Streben nach ſolchen Dingen gluͤck¬
licherweiſe in mir nicht Statt finden.
Man hat geſagt, die Thiere werden durch ihre Or¬
gane belehrt, und ſo moͤchte man vom Menſchen ſagen,
daß er oft durch etwas was er ganz zufaͤllig thut, uͤber
das belehrt werde was etwa Hoͤheres in ihm ſchlummert.
Ein ſolches ereignete ſich mit mir, und da es, obgleich
an ſich unbedeutend, meinem ganzen Leben eine andere
Wendung gab, ſo hat es ſich mir als etwas Unverge߬
liches eingepraͤgt.
Ich ſaß eines Abends bei angezuͤndeter Lampe mit
beyden Eltern am Tiſche. Mein Vater war von Ham¬
burg zuruͤckgekommen und erzaͤhlte von dem Verlauf und
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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