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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Fortgang seines Handels. Da er gern rauchte, so hatte
er sich ein Paket Taback mitgebracht, das vor mir auf
dem Tische lag und als Wappen ein Pferd hatte. Dieses
Pferd erschien mir als ein sehr gutes Bild, und da ich
zugleich Feder und Tinte und ein Stückchen Papier zur
Hand hatte, so bemächtigte sich meiner ein unwidersteh¬
licher Trieb es nachzuzeichnen. Mein Vater fuhr fort von
Hamburg zu erzählen, während ich, von den Eltern un¬
bemerkt, mich ganz vertiefte im Zeichnen des Pferdes. Als
ich fertig war, kam es mir vor, als sey meine Nachbil¬
dung dem Vorbilde vollkommen ähnlich und ich genoß ein
mir bisher unbekanntes Glück. Ich zeigte meinen Eltern
was ich gemacht hatte, die nicht umhin konnten mich
zu rühmen und sich darüber zu wundern. Die Nacht ver¬
brachte ich in freudiger Aufregung halb schlaflos, ich dachte
beständig an mein gezeichnetes Pferd und erwartete mit
Ungeduld den Morgen, um es wieder vor Augen zu neh¬
men und mich wieder daran zu erfreuen.

Von dieser Zeit an verließ mich der einmal erwachte
Trieb der sinnlichen Nachbildung nicht wieder. Da es
aber in meinem Orte an aller weiteren Hülfe in solchen
Dingen fehlte, so war ich schon sehr glücklich, als unser
Nachbar, ein Töpfer, mir ein Paar Hefte mit Contouren
gab, welche ihm bey Bemalung seiner Teller und Schüs¬
seln als Vorbild dienten.

Diese Umrisse zeichnete ich mit Feder und Tinte auf
das sorgfältigste nach, und so entstanden zwey Hefte,

Fortgang ſeines Handels. Da er gern rauchte, ſo hatte
er ſich ein Paket Taback mitgebracht, das vor mir auf
dem Tiſche lag und als Wappen ein Pferd hatte. Dieſes
Pferd erſchien mir als ein ſehr gutes Bild, und da ich
zugleich Feder und Tinte und ein Stuͤckchen Papier zur
Hand hatte, ſo bemaͤchtigte ſich meiner ein unwiderſteh¬
licher Trieb es nachzuzeichnen. Mein Vater fuhr fort von
Hamburg zu erzaͤhlen, waͤhrend ich, von den Eltern un¬
bemerkt, mich ganz vertiefte im Zeichnen des Pferdes. Als
ich fertig war, kam es mir vor, als ſey meine Nachbil¬
dung dem Vorbilde vollkommen aͤhnlich und ich genoß ein
mir bisher unbekanntes Gluͤck. Ich zeigte meinen Eltern
was ich gemacht hatte, die nicht umhin konnten mich
zu ruͤhmen und ſich daruͤber zu wundern. Die Nacht ver¬
brachte ich in freudiger Aufregung halb ſchlaflos, ich dachte
beſtaͤndig an mein gezeichnetes Pferd und erwartete mit
Ungeduld den Morgen, um es wieder vor Augen zu neh¬
men und mich wieder daran zu erfreuen.

Von dieſer Zeit an verließ mich der einmal erwachte
Trieb der ſinnlichen Nachbildung nicht wieder. Da es
aber in meinem Orte an aller weiteren Huͤlfe in ſolchen
Dingen fehlte, ſo war ich ſchon ſehr gluͤcklich, als unſer
Nachbar, ein Toͤpfer, mir ein Paar Hefte mit Contouren
gab, welche ihm bey Bemalung ſeiner Teller und Schuͤſ¬
ſeln als Vorbild dienten.

Dieſe Umriſſe zeichnete ich mit Feder und Tinte auf
das ſorgfaͤltigſte nach, und ſo entſtanden zwey Hefte,

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[7/0027] Fortgang ſeines Handels. Da er gern rauchte, ſo hatte er ſich ein Paket Taback mitgebracht, das vor mir auf dem Tiſche lag und als Wappen ein Pferd hatte. Dieſes Pferd erſchien mir als ein ſehr gutes Bild, und da ich zugleich Feder und Tinte und ein Stuͤckchen Papier zur Hand hatte, ſo bemaͤchtigte ſich meiner ein unwiderſteh¬ licher Trieb es nachzuzeichnen. Mein Vater fuhr fort von Hamburg zu erzaͤhlen, waͤhrend ich, von den Eltern un¬ bemerkt, mich ganz vertiefte im Zeichnen des Pferdes. Als ich fertig war, kam es mir vor, als ſey meine Nachbil¬ dung dem Vorbilde vollkommen aͤhnlich und ich genoß ein mir bisher unbekanntes Gluͤck. Ich zeigte meinen Eltern was ich gemacht hatte, die nicht umhin konnten mich zu ruͤhmen und ſich daruͤber zu wundern. Die Nacht ver¬ brachte ich in freudiger Aufregung halb ſchlaflos, ich dachte beſtaͤndig an mein gezeichnetes Pferd und erwartete mit Ungeduld den Morgen, um es wieder vor Augen zu neh¬ men und mich wieder daran zu erfreuen. Von dieſer Zeit an verließ mich der einmal erwachte Trieb der ſinnlichen Nachbildung nicht wieder. Da es aber in meinem Orte an aller weiteren Huͤlfe in ſolchen Dingen fehlte, ſo war ich ſchon ſehr gluͤcklich, als unſer Nachbar, ein Toͤpfer, mir ein Paar Hefte mit Contouren gab, welche ihm bey Bemalung ſeiner Teller und Schuͤſ¬ ſeln als Vorbild dienten. Dieſe Umriſſe zeichnete ich mit Feder und Tinte auf das ſorgfaͤltigſte nach, und ſo entſtanden zwey Hefte,

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/27>, abgerufen am 21.11.2024.