Stück machen können und es ärgert mich noch, daß ich es nicht gethan habe."
Mittwoch den 8. November 1826.
Goethe sprach heute abermals mit Bewunderung über Lord Byron. "Ich habe, sagte er, seinen Defor¬ med Transformed wieder gelesen und muß sagen, daß sein Talent mir immer größer vorkommt. Sein Teufel ist aus meinem Mephistopheles hervorgegangen, aber es ist keine Nachahmung, es ist alles durchaus originell und neu, und alles knapp, tüchtig und geistreich. Es ist keine Stelle darin, die schwach wäre, nicht so viel Platz, um den Knopf einer Nadel hinzusetzen, wo man nicht auf Erfindung und Geist träfe. Ihm ist nichts im Wege als das Hypochondrische und Negative und er wäre so groß wie Shakspeare und die Alten." Ich wunderte mich. "Ja, sagte Goethe, Sie können es mir glauben, ich habe ihn von neuem studirt und muß ihm dieß immer mehr zugestehen."
In einem früheren Gespräche äußerte Goethe: "Lord Byron habe zu viel Empirie." Ich verstand nicht recht, was er damit sagen wollte, doch enthielt ich mich ihn zu fragen und dachte der Sache im Stillen nach. Es war aber durch Nachdenken nichts zu gewinnen und ich mußte warten, bis meine vorschreitende Cultur oder
Stuͤck machen koͤnnen und es aͤrgert mich noch, daß ich es nicht gethan habe.“
Mittwoch den 8. November 1826.
Goethe ſprach heute abermals mit Bewunderung uͤber Lord Byron. „Ich habe, ſagte er, ſeinen Defor¬ med Transformed wieder geleſen und muß ſagen, daß ſein Talent mir immer groͤßer vorkommt. Sein Teufel iſt aus meinem Mephiſtopheles hervorgegangen, aber es iſt keine Nachahmung, es iſt alles durchaus originell und neu, und alles knapp, tuͤchtig und geiſtreich. Es iſt keine Stelle darin, die ſchwach waͤre, nicht ſo viel Platz, um den Knopf einer Nadel hinzuſetzen, wo man nicht auf Erfindung und Geiſt traͤfe. Ihm iſt nichts im Wege als das Hypochondriſche und Negative und er waͤre ſo groß wie Shakſpeare und die Alten.“ Ich wunderte mich. „Ja, ſagte Goethe, Sie koͤnnen es mir glauben, ich habe ihn von neuem ſtudirt und muß ihm dieß immer mehr zugeſtehen.“
In einem fruͤheren Geſpraͤche aͤußerte Goethe: „Lord Byron habe zu viel Empirie.“ Ich verſtand nicht recht, was er damit ſagen wollte, doch enthielt ich mich ihn zu fragen und dachte der Sache im Stillen nach. Es war aber durch Nachdenken nichts zu gewinnen und ich mußte warten, bis meine vorſchreitende Cultur oder
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Stuͤck machen koͤnnen und es aͤrgert mich noch, daß ich
es nicht gethan habe.“
Mittwoch den 8. November 1826.
Goethe ſprach heute abermals mit Bewunderung
uͤber Lord Byron. „Ich habe, ſagte er, ſeinen Defor¬
med Transformed wieder geleſen und muß ſagen, daß
ſein Talent mir immer groͤßer vorkommt. Sein Teufel
iſt aus meinem Mephiſtopheles hervorgegangen, aber es
iſt keine Nachahmung, es iſt alles durchaus originell
und neu, und alles knapp, tuͤchtig und geiſtreich. Es
iſt keine Stelle darin, die ſchwach waͤre, nicht ſo viel
Platz, um den Knopf einer Nadel hinzuſetzen, wo man
nicht auf Erfindung und Geiſt traͤfe. Ihm iſt nichts
im Wege als das Hypochondriſche und Negative und
er waͤre ſo groß wie Shakſpeare und die Alten.“ Ich
wunderte mich. „Ja, ſagte Goethe, Sie koͤnnen es
mir glauben, ich habe ihn von neuem ſtudirt und muß
ihm dieß immer mehr zugeſtehen.“
In einem fruͤheren Geſpraͤche aͤußerte Goethe: „Lord
Byron habe zu viel Empirie.“ Ich verſtand nicht
recht, was er damit ſagen wollte, doch enthielt ich mich
ihn zu fragen und dachte der Sache im Stillen nach.
Es war aber durch Nachdenken nichts zu gewinnen und
ich mußte warten, bis meine vorſchreitende Cultur oder
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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