fügte hinzu, daß ja dieser Moment auch eigentlich der Kern der ganzen Situation sey, worauf alles ankomme.
Noch hatte ich an dem Gelesenen zu bemerken, daß diese Novelle von allen übrigen der Wanderjahre einen ganz verschiedenen Character trage, indem darin Alles Darstellung des Äußern, Alles real sey, "Sie haben Recht, sagte Goethe, Innerliches finden Sie in dem Gelesenen fast gar nicht und in meinen übrigen Sachen ist davon fast zuviel."
Nun bin ich neugierig zu erfahren, sagte ich, wie man sich des Löwen bemeistern wird; daß dieses auf eine ganz andere Weise geschehen werde, ahne ich fast, doch das Wie ist mir gänzlich verborgen. "Es wäre auch nicht gut, wenn Sie es ahneten, sagte Goethe, und ich will es Ihnen heute nicht verrathen. Donners¬ tag Abend gebe ich Ihnen das Ende; bis dahin liegt der Löwe in der Sonne."
Ich brachte das Gespräch auf den zweyten Theil des Faust, insbesondere auf die classische Walpurgisnacht, die nur noch in der Skizze dalag, und wovon Goethe mir vor einiger Zeit gesagt hatte, daß er sie als Skizze wolle drucken lassen. Nun hatte ich mir vorgenommen, Goe¬ then zu rathen, dieses nicht zu thun, denn ich fürchtete, sie möchte, einmal gedruckt, für immer unausgeführt bleiben. Goethe mußte in der Zwischenzeit das bedacht haben, denn er kam mir sogleich entgegen, indem er sagte, daß er entschlossen sey, jene Skizze nicht drucken
fuͤgte hinzu, daß ja dieſer Moment auch eigentlich der Kern der ganzen Situation ſey, worauf alles ankomme.
Noch hatte ich an dem Geleſenen zu bemerken, daß dieſe Novelle von allen uͤbrigen der Wanderjahre einen ganz verſchiedenen Character trage, indem darin Alles Darſtellung des Äußern, Alles real ſey, „Sie haben Recht, ſagte Goethe, Innerliches finden Sie in dem Geleſenen faſt gar nicht und in meinen uͤbrigen Sachen iſt davon faſt zuviel.“
Nun bin ich neugierig zu erfahren, ſagte ich, wie man ſich des Loͤwen bemeiſtern wird; daß dieſes auf eine ganz andere Weiſe geſchehen werde, ahne ich faſt, doch das Wie iſt mir gaͤnzlich verborgen. „Es waͤre auch nicht gut, wenn Sie es ahneten, ſagte Goethe, und ich will es Ihnen heute nicht verrathen. Donners¬ tag Abend gebe ich Ihnen das Ende; bis dahin liegt der Loͤwe in der Sonne.“
Ich brachte das Geſpraͤch auf den zweyten Theil des Fauſt, insbeſondere auf die claſſiſche Walpurgisnacht, die nur noch in der Skizze dalag, und wovon Goethe mir vor einiger Zeit geſagt hatte, daß er ſie als Skizze wolle drucken laſſen. Nun hatte ich mir vorgenommen, Goe¬ then zu rathen, dieſes nicht zu thun, denn ich fuͤrchtete, ſie moͤchte, einmal gedruckt, fuͤr immer unausgefuͤhrt bleiben. Goethe mußte in der Zwiſchenzeit das bedacht haben, denn er kam mir ſogleich entgegen, indem er ſagte, daß er entſchloſſen ſey, jene Skizze nicht drucken
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fuͤgte hinzu, daß ja dieſer Moment auch eigentlich der
Kern der ganzen Situation ſey, worauf alles ankomme.
Noch hatte ich an dem Geleſenen zu bemerken, daß
dieſe Novelle von allen uͤbrigen der Wanderjahre einen
ganz verſchiedenen Character trage, indem darin Alles
Darſtellung des Äußern, Alles real ſey, „Sie haben
Recht, ſagte Goethe, Innerliches finden Sie in dem
Geleſenen faſt gar nicht und in meinen uͤbrigen Sachen
iſt davon faſt zuviel.“
Nun bin ich neugierig zu erfahren, ſagte ich, wie
man ſich des Loͤwen bemeiſtern wird; daß dieſes auf
eine ganz andere Weiſe geſchehen werde, ahne ich faſt,
doch das Wie iſt mir gaͤnzlich verborgen. „Es waͤre
auch nicht gut, wenn Sie es ahneten, ſagte Goethe,
und ich will es Ihnen heute nicht verrathen. Donners¬
tag Abend gebe ich Ihnen das Ende; bis dahin liegt
der Loͤwe in der Sonne.“
Ich brachte das Geſpraͤch auf den zweyten Theil des
Fauſt, insbeſondere auf die claſſiſche Walpurgisnacht, die
nur noch in der Skizze dalag, und wovon Goethe mir
vor einiger Zeit geſagt hatte, daß er ſie als Skizze wolle
drucken laſſen. Nun hatte ich mir vorgenommen, Goe¬
then zu rathen, dieſes nicht zu thun, denn ich fuͤrchtete,
ſie moͤchte, einmal gedruckt, fuͤr immer unausgefuͤhrt
bleiben. Goethe mußte in der Zwiſchenzeit das bedacht
haben, denn er kam mir ſogleich entgegen, indem er
ſagte, daß er entſchloſſen ſey, jene Skizze nicht drucken
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/308>, abgerufen am 25.11.2024.
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