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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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werden und deren Umgang Ihnen im hohen Grade
lehrreich und nützlich seyn wird."

Goethe nannte mir verschiedene angesehene Namen
und bezeichnete mit wenigen Worten die besonderen Ver¬
dienste jedes Einzelnen.

"Wo finden Sie, fuhr er fort, auf einem so engen
Fleck noch so viel Gutes! Auch besitzen wir eine aus¬
gesuchte Bibliothek und ein Theater, was den besten an¬
derer deutschen Städte in den Hauptsachen keinesweges
nachsteht. Ich wiederhole daher: bleiben Sie bey uns,
und nicht bloß diesen Winter, wählen Sie Weimar zu
Ihrem Wohnort. Es gehen von dort die Thore und
Straßen nach allen Enden der Welt. Im Sommer
machen Sie Reisen, und sehen nach und nach, was Sie
zu sehen wünschen. Ich bin seit funfzig Jahren dort,
und wo bin ich nicht überall gewesen! -- Aber ich bin
immer gerne nach Weimar zurückgekehrt."

Ich war beglückt, Goethen wieder nahe zu seyn nnd
ihn wieder reden zu hören, und ich fühlte mich ihm
mit meinem ganzen Innern hingegeben. Wenn ich nur
dich habe und haben kann, dachte ich, so wird mir
alles Übrige recht seyn. Ich wiederholte ihm daher, daß
ich bereit sey, alles zu thun was er in Erwägung mei¬
ner besonderen Lage nur irgend für gut halte.


werden und deren Umgang Ihnen im hohen Grade
lehrreich und nuͤtzlich ſeyn wird.“

Goethe nannte mir verſchiedene angeſehene Namen
und bezeichnete mit wenigen Worten die beſonderen Ver¬
dienſte jedes Einzelnen.

„Wo finden Sie, fuhr er fort, auf einem ſo engen
Fleck noch ſo viel Gutes! Auch beſitzen wir eine aus¬
geſuchte Bibliothek und ein Theater, was den beſten an¬
derer deutſchen Staͤdte in den Hauptſachen keinesweges
nachſteht. Ich wiederhole daher: bleiben Sie bey uns,
und nicht bloß dieſen Winter, waͤhlen Sie Weimar zu
Ihrem Wohnort. Es gehen von dort die Thore und
Straßen nach allen Enden der Welt. Im Sommer
machen Sie Reiſen, und ſehen nach und nach, was Sie
zu ſehen wuͤnſchen. Ich bin ſeit funfzig Jahren dort,
und wo bin ich nicht uͤberall geweſen! — Aber ich bin
immer gerne nach Weimar zuruͤckgekehrt.“

Ich war begluͤckt, Goethen wieder nahe zu ſeyn nnd
ihn wieder reden zu hoͤren, und ich fuͤhlte mich ihm
mit meinem ganzen Innern hingegeben. Wenn ich nur
dich habe und haben kann, dachte ich, ſo wird mir
alles Übrige recht ſeyn. Ich wiederholte ihm daher, daß
ich bereit ſey, alles zu thun was er in Erwaͤgung mei¬
ner beſonderen Lage nur irgend fuͤr gut halte.


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[50/0070] werden und deren Umgang Ihnen im hohen Grade lehrreich und nuͤtzlich ſeyn wird.“ Goethe nannte mir verſchiedene angeſehene Namen und bezeichnete mit wenigen Worten die beſonderen Ver¬ dienſte jedes Einzelnen. „Wo finden Sie, fuhr er fort, auf einem ſo engen Fleck noch ſo viel Gutes! Auch beſitzen wir eine aus¬ geſuchte Bibliothek und ein Theater, was den beſten an¬ derer deutſchen Staͤdte in den Hauptſachen keinesweges nachſteht. Ich wiederhole daher: bleiben Sie bey uns, und nicht bloß dieſen Winter, waͤhlen Sie Weimar zu Ihrem Wohnort. Es gehen von dort die Thore und Straßen nach allen Enden der Welt. Im Sommer machen Sie Reiſen, und ſehen nach und nach, was Sie zu ſehen wuͤnſchen. Ich bin ſeit funfzig Jahren dort, und wo bin ich nicht uͤberall geweſen! — Aber ich bin immer gerne nach Weimar zuruͤckgekehrt.“ Ich war begluͤckt, Goethen wieder nahe zu ſeyn nnd ihn wieder reden zu hoͤren, und ich fuͤhlte mich ihm mit meinem ganzen Innern hingegeben. Wenn ich nur dich habe und haben kann, dachte ich, ſo wird mir alles Übrige recht ſeyn. Ich wiederholte ihm daher, daß ich bereit ſey, alles zu thun was er in Erwaͤgung mei¬ ner beſonderen Lage nur irgend fuͤr gut halte.

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/70>, abgerufen am 21.11.2024.