Von Jesuiten und deren Reichthümern lenkte sich das Gespräch auf Catholiken und die Emancipation der Irländer. "Man sieht, sagte Coudray, die Emancipa¬ tion wird zugestanden werden, aber das Parlament wird die Sache so verklausuliren, daß dieser Schritt auf keine Weise für England gefährlich werden kann."
"Bey den Catholiken, sagte Goethe, sind alle Vor¬ sichtsmaßregeln unnütz. Der päbstliche Stuhl hat In¬ teressen, woran wir nicht denken, und Mittel, sie im Stillen durchzuführen, wovon wir keinen Begriff haben. Säße ich jetzt im Parlament, ich würde auch die Eman¬ cipation nicht hindern, aber ich würde zu Protocoll neh¬ men lassen, daß wenn der erste Kopf eines bedeutenden Protestanten durch die Stimme eines Catholiken falle, man an mich denken möge."
Das Gespräch lenkte sich auf die neueste Literatur der Franzosen, und Goethe sprach abermals mit Bewun¬ derung von den Vorlesungen der Herren Cousin, Villemain und Guizot. "Statt des Voltairischen leichten oberflächlichen Wesens, sagte er, ist bey ihnen eine Gelehrsamkeit, wie man sie früher nur bey Deut¬ schen fand. Und nun ein Geist, ein Durchdringen und Auspressen des Gegenstandes, herrlich! es ist als ob sie die Kelter träten. Sie sind alle drey vortrefflich, aber dem Herrn Guizot möchte ich den Vorzug geben, er ist mir der liebste."
Von Jeſuiten und deren Reichthuͤmern lenkte ſich das Geſpraͤch auf Catholiken und die Emancipation der Irlaͤnder. „Man ſieht, ſagte Coudray, die Emancipa¬ tion wird zugeſtanden werden, aber das Parlament wird die Sache ſo verklauſuliren, daß dieſer Schritt auf keine Weiſe fuͤr England gefaͤhrlich werden kann.“
„Bey den Catholiken, ſagte Goethe, ſind alle Vor¬ ſichtsmaßregeln unnuͤtz. Der paͤbſtliche Stuhl hat In¬ tereſſen, woran wir nicht denken, und Mittel, ſie im Stillen durchzufuͤhren, wovon wir keinen Begriff haben. Saͤße ich jetzt im Parlament, ich wuͤrde auch die Eman¬ cipation nicht hindern, aber ich wuͤrde zu Protocoll neh¬ men laſſen, daß wenn der erſte Kopf eines bedeutenden Proteſtanten durch die Stimme eines Catholiken falle, man an mich denken moͤge.“
Das Geſpraͤch lenkte ſich auf die neueſte Literatur der Franzoſen, und Goethe ſprach abermals mit Bewun¬ derung von den Vorleſungen der Herren Couſin, Villemain und Guizot. „Statt des Voltairiſchen leichten oberflaͤchlichen Weſens, ſagte er, iſt bey ihnen eine Gelehrſamkeit, wie man ſie fruͤher nur bey Deut¬ ſchen fand. Und nun ein Geiſt, ein Durchdringen und Auspreſſen des Gegenſtandes, herrlich! es iſt als ob ſie die Kelter traͤten. Sie ſind alle drey vortrefflich, aber dem Herrn Guizot moͤchte ich den Vorzug geben, er iſt mir der liebſte.“
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Von Jeſuiten und deren Reichthuͤmern lenkte ſich
das Geſpraͤch auf Catholiken und die Emancipation der
Irlaͤnder. „Man ſieht, ſagte Coudray, die Emancipa¬
tion wird zugeſtanden werden, aber das Parlament wird
die Sache ſo verklauſuliren, daß dieſer Schritt auf keine
Weiſe fuͤr England gefaͤhrlich werden kann.“
„Bey den Catholiken, ſagte Goethe, ſind alle Vor¬
ſichtsmaßregeln unnuͤtz. Der paͤbſtliche Stuhl hat In¬
tereſſen, woran wir nicht denken, und Mittel, ſie im
Stillen durchzufuͤhren, wovon wir keinen Begriff haben.
Saͤße ich jetzt im Parlament, ich wuͤrde auch die Eman¬
cipation nicht hindern, aber ich wuͤrde zu Protocoll neh¬
men laſſen, daß wenn der erſte Kopf eines bedeutenden
Proteſtanten durch die Stimme eines Catholiken falle,
man an mich denken moͤge.“
Das Geſpraͤch lenkte ſich auf die neueſte Literatur
der Franzoſen, und Goethe ſprach abermals mit Bewun¬
derung von den Vorleſungen der Herren Couſin,
Villemain und Guizot. „Statt des Voltairiſchen
leichten oberflaͤchlichen Weſens, ſagte er, iſt bey ihnen
eine Gelehrſamkeit, wie man ſie fruͤher nur bey Deut¬
ſchen fand. Und nun ein Geiſt, ein Durchdringen und
Auspreſſen des Gegenſtandes, herrlich! es iſt als ob ſie
die Kelter traͤten. Sie ſind alle drey vortrefflich, aber
dem Herrn Guizot moͤchte ich den Vorzug geben, er iſt
mir der liebſte.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/108>, abgerufen am 21.11.2024.
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