den die Ober-Baubehörde zu seiner weiteren Ausbildung nach Paris zu schicken im Begriff stand. Er las die Instruktion, sie ward von Goethe gut befunden und ge¬ billigt. Goethe hatte beym Ministerium die nöthige Unterstützung ausgewirkt, man freute sich, daß die Sache gelungen, und sprach über die Vorsichtsmaßregeln, die man nehmen wolle, damit dem jungen Manne das Geld gehörig zu gute komme, und er auch ein Jahr damit ausreiche. Bey seiner Zurückkunft hatte man die Absicht, ihn an der neu zu errichtenden Gewerkschule als Lehrer anzustellen, wodurch denn einem talentreichen jungen Mann alsobald ein angemessener Wirkungskreis eröffnet sey. Es war alles gut und ich gab dazu mei¬ nen Segen im Stillen.
Baurisse, Vorlegeblätter für Zimmerleute von Schin¬ kel wurden darauf vorgezeigt und betrachtet. Coudray fand die Blätter bedeutend und zum Gebrauch für die künftige Gewerkschule vollkommen geeignet.
Man sprach von Bauten, vom Schall und wie er zu vermeiden, und von großer Festigkeit der Gebäude der Jesuiten. "In Messina, sagte Goethe, waren alle Gebäude vom Erdbeben zusammengerüttelt, aber die Kirche und das Kloster der Jesuiten standen ungerührt, als wären sie gestern gebaut. Es war nicht die Spur an ihnen zu bemerken, daß die Erderschütterung den geringsten Effect auf sie gehabt."
II. 7
den die Ober-Baubehoͤrde zu ſeiner weiteren Ausbildung nach Paris zu ſchicken im Begriff ſtand. Er las die Inſtruktion, ſie ward von Goethe gut befunden und ge¬ billigt. Goethe hatte beym Miniſterium die noͤthige Unterſtuͤtzung ausgewirkt, man freute ſich, daß die Sache gelungen, und ſprach uͤber die Vorſichtsmaßregeln, die man nehmen wolle, damit dem jungen Manne das Geld gehoͤrig zu gute komme, und er auch ein Jahr damit ausreiche. Bey ſeiner Zuruͤckkunft hatte man die Abſicht, ihn an der neu zu errichtenden Gewerkſchule als Lehrer anzuſtellen, wodurch denn einem talentreichen jungen Mann alſobald ein angemeſſener Wirkungskreis eroͤffnet ſey. Es war alles gut und ich gab dazu mei¬ nen Segen im Stillen.
Bauriſſe, Vorlegeblaͤtter fuͤr Zimmerleute von Schin¬ kel wurden darauf vorgezeigt und betrachtet. Coudray fand die Blaͤtter bedeutend und zum Gebrauch fuͤr die kuͤnftige Gewerkſchule vollkommen geeignet.
Man ſprach von Bauten, vom Schall und wie er zu vermeiden, und von großer Feſtigkeit der Gebaͤude der Jeſuiten. „In Meſſina, ſagte Goethe, waren alle Gebaͤude vom Erdbeben zuſammengeruͤttelt, aber die Kirche und das Kloſter der Jeſuiten ſtanden ungeruͤhrt, als waͤren ſie geſtern gebaut. Es war nicht die Spur an ihnen zu bemerken, daß die Erderſchuͤtterung den geringſten Effect auf ſie gehabt.“
II. 7
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den die Ober-Baubehoͤrde zu ſeiner weiteren Ausbildung
nach Paris zu ſchicken im Begriff ſtand. Er las die
Inſtruktion, ſie ward von Goethe gut befunden und ge¬
billigt. Goethe hatte beym Miniſterium die noͤthige
Unterſtuͤtzung ausgewirkt, man freute ſich, daß die Sache
gelungen, und ſprach uͤber die Vorſichtsmaßregeln, die
man nehmen wolle, damit dem jungen Manne das
Geld gehoͤrig zu gute komme, und er auch ein Jahr
damit ausreiche. Bey ſeiner Zuruͤckkunft hatte man die
Abſicht, ihn an der neu zu errichtenden Gewerkſchule
als Lehrer anzuſtellen, wodurch denn einem talentreichen
jungen Mann alſobald ein angemeſſener Wirkungskreis
eroͤffnet ſey. Es war alles gut und ich gab dazu mei¬
nen Segen im Stillen.
Bauriſſe, Vorlegeblaͤtter fuͤr Zimmerleute von Schin¬
kel wurden darauf vorgezeigt und betrachtet. Coudray
fand die Blaͤtter bedeutend und zum Gebrauch fuͤr die
kuͤnftige Gewerkſchule vollkommen geeignet.
Man ſprach von Bauten, vom Schall und wie er
zu vermeiden, und von großer Feſtigkeit der Gebaͤude
der Jeſuiten. „In Meſſina, ſagte Goethe, waren alle
Gebaͤude vom Erdbeben zuſammengeruͤttelt, aber die
Kirche und das Kloſter der Jeſuiten ſtanden ungeruͤhrt,
als waͤren ſie geſtern gebaut. Es war nicht die Spur
an ihnen zu bemerken, daß die Erderſchuͤtterung den
geringſten Effect auf ſie gehabt.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/107>, abgerufen am 21.11.2024.
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