Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.uns zu Tisch. Die Unterhaltung war anmuthig belebt, Zum Nachtisch erschien Graf Reinhard wieder, der Er brachte uns die Nachricht, daß der neue Papst Graf Reinhard, der den Winter in Paris gelebt, Nach Tisch und als jedermann gegangen war, nahm uns zu Tiſch. Die Unterhaltung war anmuthig belebt, Zum Nachtiſch erſchien Graf Reinhard wieder, der Er brachte uns die Nachricht, daß der neue Papſt Graf Reinhard, der den Winter in Paris gelebt, Nach Tiſch und als jedermann gegangen war, nahm <TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0146" n="136"/> uns zu Tiſch. Die Unterhaltung war anmuthig belebt,<lb/> man ſprach von Reiſen, von Baͤdern, und Madame<lb/> Schopenhauer intereſſirte beſonders fuͤr die Einrichtung<lb/> ihres neuen Beſitzes am Rhein, in der Naͤhe der Inſel<lb/> Nonnenwerth.</p><lb/> <p>Zum Nachtiſch erſchien Graf Reinhard wieder, der<lb/> wegen ſeiner Schnelle gelobt wurde, womit er waͤhrend<lb/> der kurzen Zeit nicht allein bey Hofe geſpeiſt, ſondern<lb/> ſich auch zweymal umgekleidet hatte.</p><lb/> <p>Er brachte uns die Nachricht, daß der neue Papſt<lb/> gewaͤhlet ſey, und zwar ein Caſtiglione, und Goethe<lb/> erzaͤhlte der Geſellſchaft die Foͤrmlichkeiten, die man bey<lb/> der Wahl herkoͤmmlich beobachtet.</p><lb/> <p>Graf Reinhard, der den Winter in Paris gelebt,<lb/> konnte manche erwuͤnſchte Auskunft uͤber bekannte Staats¬<lb/> maͤnner, Literatoren und Poeten geben. Man ſprach<lb/> uͤber <hi rendition="#g">Chateaubriand</hi>, <hi rendition="#g">Guizot</hi>, <hi rendition="#g">Salvandy</hi>, <hi rendition="#g">B</hi><hi rendition="#aq #g">é</hi><hi rendition="#g">¬<lb/> ranger</hi>, <hi rendition="#g">Merim</hi><hi rendition="#aq #g">é</hi><hi rendition="#g">e</hi> und Andere.</p><lb/> <p>Nach Tiſch und als jedermann gegangen war, nahm<lb/> Goethe mich in ſeine Arbeitsſtube und zeigte mir zwey<lb/> hoͤchſt merkwuͤrdige Scripta, woruͤber ich große Freude<lb/> hatte. Es waren zwey Briefe aus Goethe's Jugendzeit,<lb/> im Jahre 1770 aus Straßburg an ſeinen Freund <hi rendition="#aq">Dr</hi>.<lb/><hi rendition="#g">Horn</hi> in Frankfurt geſchrieben, der eine im July, der<lb/> andere im December. In beyden ſprach ſich ein junger<lb/> Menſch aus, der von großen Dingen eine Ahndung hat<lb/> die ihm bevorſtehen. In dem letzteren zeigten ſich ſchon<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0146]
uns zu Tiſch. Die Unterhaltung war anmuthig belebt,
man ſprach von Reiſen, von Baͤdern, und Madame
Schopenhauer intereſſirte beſonders fuͤr die Einrichtung
ihres neuen Beſitzes am Rhein, in der Naͤhe der Inſel
Nonnenwerth.
Zum Nachtiſch erſchien Graf Reinhard wieder, der
wegen ſeiner Schnelle gelobt wurde, womit er waͤhrend
der kurzen Zeit nicht allein bey Hofe geſpeiſt, ſondern
ſich auch zweymal umgekleidet hatte.
Er brachte uns die Nachricht, daß der neue Papſt
gewaͤhlet ſey, und zwar ein Caſtiglione, und Goethe
erzaͤhlte der Geſellſchaft die Foͤrmlichkeiten, die man bey
der Wahl herkoͤmmlich beobachtet.
Graf Reinhard, der den Winter in Paris gelebt,
konnte manche erwuͤnſchte Auskunft uͤber bekannte Staats¬
maͤnner, Literatoren und Poeten geben. Man ſprach
uͤber Chateaubriand, Guizot, Salvandy, Bé¬
ranger, Merimée und Andere.
Nach Tiſch und als jedermann gegangen war, nahm
Goethe mich in ſeine Arbeitsſtube und zeigte mir zwey
hoͤchſt merkwuͤrdige Scripta, woruͤber ich große Freude
hatte. Es waren zwey Briefe aus Goethe's Jugendzeit,
im Jahre 1770 aus Straßburg an ſeinen Freund Dr.
Horn in Frankfurt geſchrieben, der eine im July, der
andere im December. In beyden ſprach ſich ein junger
Menſch aus, der von großen Dingen eine Ahndung hat
die ihm bevorſtehen. In dem letzteren zeigten ſich ſchon
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