ganz Gutes machtest? Freylich, schlecht waren damals die Sachen auch nicht, denn sonst hätte ich sie nicht geschrieben. Aber wären wir zusammen geblieben, so hättest Du auch die andern nicht sollen drucken lassen; ich hätte sie Dir auch geschrieben und es wäre eben so gut gewesen." Sie sehen, er war noch ganz der Alte. Er war bey Hof sehr gelitten, ich sah ihn immer an der fürstlichen Tafel."
"Zuletzt habe ich ihn im Jahre 1801 gesehen, wo er schon alt war, aber immer noch in der besten Laune. Er bewohnte einige sehr schöne Zimmer im Schloß, de¬ ren eines er ganz mit Geranien angefüllt hatte, womit man damals eine besondere Liebhaberey trieb. Nun hatten aber die Botaniker unter den Geranien einige Unterscheidungen und Abtheilungen gemacht, und einer gewissen Sorte den Namen Pelargonien beygelegt. Darüber konnte sich nun der alte Herr nicht zufrieden geben und er schimpfte auf die Botaniker. "Die dum¬ men Kerle! sagte er; ich denke ich habe das ganze Zim¬ mer voll Geranien und nun kommen sie und sagen es seyen Pelargonien. Was thu ich aber damit wenn es keine Geranien sind, und was soll ich mit Pelar¬ gonien!" So ging es nun halbe Stunden lang fort und Sie sehen, er war sich vollkommen gleich ge¬ blieben."
Wir sprachen sodann über die classische Walpurgis¬ nacht, deren Anfang Goethe mir vor einigen Tagen ge¬
ganz Gutes machteſt? Freylich, ſchlecht waren damals die Sachen auch nicht, denn ſonſt haͤtte ich ſie nicht geſchrieben. Aber waͤren wir zuſammen geblieben, ſo haͤtteſt Du auch die andern nicht ſollen drucken laſſen; ich haͤtte ſie Dir auch geſchrieben und es waͤre eben ſo gut geweſen.“ Sie ſehen, er war noch ganz der Alte. Er war bey Hof ſehr gelitten, ich ſah ihn immer an der fuͤrſtlichen Tafel.“
„Zuletzt habe ich ihn im Jahre 1801 geſehen, wo er ſchon alt war, aber immer noch in der beſten Laune. Er bewohnte einige ſehr ſchoͤne Zimmer im Schloß, de¬ ren eines er ganz mit Geranien angefuͤllt hatte, womit man damals eine beſondere Liebhaberey trieb. Nun hatten aber die Botaniker unter den Geranien einige Unterſcheidungen und Abtheilungen gemacht, und einer gewiſſen Sorte den Namen Pelargonien beygelegt. Daruͤber konnte ſich nun der alte Herr nicht zufrieden geben und er ſchimpfte auf die Botaniker. „Die dum¬ men Kerle! ſagte er; ich denke ich habe das ganze Zim¬ mer voll Geranien und nun kommen ſie und ſagen es ſeyen Pelargonien. Was thu ich aber damit wenn es keine Geranien ſind, und was ſoll ich mit Pelar¬ gonien!“ So ging es nun halbe Stunden lang fort und Sie ſehen, er war ſich vollkommen gleich ge¬ blieben.“
Wir ſprachen ſodann uͤber die claſſiſche Walpurgis¬ nacht, deren Anfang Goethe mir vor einigen Tagen ge¬
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ganz Gutes machteſt? Freylich, ſchlecht waren damals
die Sachen auch nicht, denn ſonſt haͤtte ich ſie nicht
geſchrieben. Aber waͤren wir zuſammen geblieben, ſo
haͤtteſt Du auch die andern nicht ſollen drucken laſſen;
ich haͤtte ſie Dir auch geſchrieben und es waͤre eben ſo
gut geweſen.“ Sie ſehen, er war noch ganz der Alte.
Er war bey Hof ſehr gelitten, ich ſah ihn immer an
der fuͤrſtlichen Tafel.“
„Zuletzt habe ich ihn im Jahre 1801 geſehen, wo
er ſchon alt war, aber immer noch in der beſten Laune.
Er bewohnte einige ſehr ſchoͤne Zimmer im Schloß, de¬
ren eines er ganz mit Geranien angefuͤllt hatte, womit
man damals eine beſondere Liebhaberey trieb. Nun
hatten aber die Botaniker unter den Geranien einige
Unterſcheidungen und Abtheilungen gemacht, und einer
gewiſſen Sorte den Namen Pelargonien beygelegt.
Daruͤber konnte ſich nun der alte Herr nicht zufrieden
geben und er ſchimpfte auf die Botaniker. „Die dum¬
men Kerle! ſagte er; ich denke ich habe das ganze Zim¬
mer voll Geranien und nun kommen ſie und ſagen es
ſeyen Pelargonien. Was thu ich aber damit wenn es
keine Geranien ſind, und was ſoll ich mit Pelar¬
gonien!“ So ging es nun halbe Stunden lang fort
und Sie ſehen, er war ſich vollkommen gleich ge¬
blieben.“
Wir ſprachen ſodann uͤber die claſſiſche Walpurgis¬
nacht, deren Anfang Goethe mir vor einigen Tagen ge¬
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/188>, abgerufen am 27.11.2024.
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