lesen. "Der mythologischen Figuren, die sich hiebey zudrängen, sagte er, sind eine Unzahl; aber ich hüte mich und nehme bloß solche, die bildlich den gehörigen Eindruck machen. Faust ist jetzt mit dem Chiron zu¬ sammen und ich hoffe die Scene soll mir gelingen. Wenn ich mich fleißig dazu halte, kann ich in ein paar Monaten mit der Walpurgisnacht fertig seyn. Es soll mich nun aber auch nichts wieder vom Faust abbringen; denn es wäre doch toll genug, wenn ich es erlebte ihn zu vollenden! Und möglich ist es; -- der fünfte Act ist so gut wie fertig, und der vierte wird sich sodann wie von selber machen."
Goethe sprach darauf über seine Gesundheit, und pries sich glücklich, sich fortwährend vollkommen wohl zu befinden. "Daß ich mich jetzt so gut halte, sagte er, verdanke ich Vogel; ohne ihn wäre ich längst abgefahren. Vogel ist zum Arzt wie geboren, und über¬ haupt einer der genialsten Menschen, die mir je vorge¬ kommen sind. Doch wir wollen nicht sagen wie gut er ist, damit er uns nicht genommen werde."
Sonntag, den 31. Januar 1830.
Bey Goethe zu Tisch. Wir sprachen über Mil¬ ton. "Ich habe vor nicht langer Zeit seinen Simson
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leſen. „Der mythologiſchen Figuren, die ſich hiebey zudraͤngen, ſagte er, ſind eine Unzahl; aber ich huͤte mich und nehme bloß ſolche, die bildlich den gehoͤrigen Eindruck machen. Fauſt iſt jetzt mit dem Chiron zu¬ ſammen und ich hoffe die Scene ſoll mir gelingen. Wenn ich mich fleißig dazu halte, kann ich in ein paar Monaten mit der Walpurgisnacht fertig ſeyn. Es ſoll mich nun aber auch nichts wieder vom Fauſt abbringen; denn es waͤre doch toll genug, wenn ich es erlebte ihn zu vollenden! Und moͤglich iſt es; — der fuͤnfte Act iſt ſo gut wie fertig, und der vierte wird ſich ſodann wie von ſelber machen.“
Goethe ſprach darauf uͤber ſeine Geſundheit, und pries ſich gluͤcklich, ſich fortwaͤhrend vollkommen wohl zu befinden. „Daß ich mich jetzt ſo gut halte, ſagte er, verdanke ich Vogel; ohne ihn waͤre ich laͤngſt abgefahren. Vogel iſt zum Arzt wie geboren, und uͤber¬ haupt einer der genialſten Menſchen, die mir je vorge¬ kommen ſind. Doch wir wollen nicht ſagen wie gut er iſt, damit er uns nicht genommen werde.“
Sonntag, den 31. Januar 1830.
Bey Goethe zu Tiſch. Wir ſprachen uͤber Mil¬ ton. „Ich habe vor nicht langer Zeit ſeinen Simſon
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zudraͤngen, ſagte er, ſind eine Unzahl; aber ich huͤte
mich und nehme bloß ſolche, die bildlich den gehoͤrigen
Eindruck machen. Fauſt iſt jetzt mit dem Chiron zu¬
ſammen und ich hoffe die Scene ſoll mir gelingen.
Wenn ich mich fleißig dazu halte, kann ich in ein paar
Monaten mit der Walpurgisnacht fertig ſeyn. Es ſoll
mich nun aber auch nichts wieder vom Fauſt abbringen;
denn es waͤre doch toll genug, wenn ich es erlebte ihn
zu vollenden! Und moͤglich iſt es; — der fuͤnfte Act
iſt ſo gut wie fertig, und der vierte wird ſich ſodann
wie von ſelber machen.“
Goethe ſprach darauf uͤber ſeine Geſundheit, und
pries ſich gluͤcklich, ſich fortwaͤhrend vollkommen wohl
zu befinden. „Daß ich mich jetzt ſo gut halte, ſagte
er, verdanke ich Vogel; ohne ihn waͤre ich laͤngſt
abgefahren. Vogel iſt zum Arzt wie geboren, und uͤber¬
haupt einer der genialſten Menſchen, die mir je vorge¬
kommen ſind. Doch wir wollen nicht ſagen wie gut er
iſt, damit er uns nicht genommen werde.“
Sonntag, den 31. Januar 1830.
Bey Goethe zu Tiſch. Wir ſprachen uͤber Mil¬
ton. „Ich habe vor nicht langer Zeit ſeinen Simſon
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/189>, abgerufen am 23.11.2024.
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