Wir sprachen über das Theater, und zwar über die Farben der Decorationen und Anzüge. Das Resultat war folgendes.
Im Allgemeinen sollen die Decorationen einen für jede Farbe der Anzüge des Vordergrundes günstigen Ton haben, wie die Decorationen von Beuther, welche mehr oder weniger ins Bräunliche fallen und die Far¬ ben der Gewänder in aller Frische heraussetzen. Ist aber der Decorationsmaler von einem so günstigen un¬ bestimmten Tone abzuweichen genöthigt, und ist er in dem Fall, etwa ein rothes oder gelbes Zimmer, ein weißes Zelt, oder einen grünen Garten darzustellen, so sollen die Schauspieler klug seyn und in ihren Anzügen dergleichen Farben vermeiden. Tritt ein Schauspieler mit einer rothen Uniform und grünen Beinkleidern in ein rothes Zimmer, so verschwindet der Oberkörper und man sieht bloß die Beine; tritt er mit demselbigen An¬ zuge in einen grünen Garten, so verschwinden seine Beine und sein Oberkörper geht auffallend hervor. So sah ich einen Schauspieler mit weißer Uniform und ganz dunkelen Beinkleidern, dessen Oberkörper, in einem wei¬ ßen Zelt, und dessen Beine, auf einem dunkelen Hin¬ tergrund, gänzlich verschwanden.
"Und selbst, fügte Goethe hinzu, wenn der Deco¬ rationsmaler in dem Fall wäre, ein rothes oder gelbes Zimmer, oder einen grünen Garten oder Wald zu ma¬
Mittwoch, den 17. Februar 1830.
Wir ſprachen uͤber das Theater, und zwar uͤber die Farben der Decorationen und Anzuͤge. Das Reſultat war folgendes.
Im Allgemeinen ſollen die Decorationen einen fuͤr jede Farbe der Anzuͤge des Vordergrundes guͤnſtigen Ton haben, wie die Decorationen von Beuther, welche mehr oder weniger ins Braͤunliche fallen und die Far¬ ben der Gewaͤnder in aller Friſche herausſetzen. Iſt aber der Decorationsmaler von einem ſo guͤnſtigen un¬ beſtimmten Tone abzuweichen genoͤthigt, und iſt er in dem Fall, etwa ein rothes oder gelbes Zimmer, ein weißes Zelt, oder einen gruͤnen Garten darzuſtellen, ſo ſollen die Schauſpieler klug ſeyn und in ihren Anzuͤgen dergleichen Farben vermeiden. Tritt ein Schauſpieler mit einer rothen Uniform und gruͤnen Beinkleidern in ein rothes Zimmer, ſo verſchwindet der Oberkoͤrper und man ſieht bloß die Beine; tritt er mit demſelbigen An¬ zuge in einen gruͤnen Garten, ſo verſchwinden ſeine Beine und ſein Oberkoͤrper geht auffallend hervor. So ſah ich einen Schauſpieler mit weißer Uniform und ganz dunkelen Beinkleidern, deſſen Oberkoͤrper, in einem wei¬ ßen Zelt, und deſſen Beine, auf einem dunkelen Hin¬ tergrund, gaͤnzlich verſchwanden.
„Und ſelbſt, fuͤgte Goethe hinzu, wenn der Deco¬ rationsmaler in dem Fall waͤre, ein rothes oder gelbes Zimmer, oder einen gruͤnen Garten oder Wald zu ma¬
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Mittwoch, den 17. Februar 1830.
Wir ſprachen uͤber das Theater, und zwar uͤber die
Farben der Decorationen und Anzuͤge. Das Reſultat
war folgendes.
Im Allgemeinen ſollen die Decorationen einen fuͤr
jede Farbe der Anzuͤge des Vordergrundes guͤnſtigen
Ton haben, wie die Decorationen von Beuther, welche
mehr oder weniger ins Braͤunliche fallen und die Far¬
ben der Gewaͤnder in aller Friſche herausſetzen. Iſt
aber der Decorationsmaler von einem ſo guͤnſtigen un¬
beſtimmten Tone abzuweichen genoͤthigt, und iſt er in
dem Fall, etwa ein rothes oder gelbes Zimmer, ein
weißes Zelt, oder einen gruͤnen Garten darzuſtellen, ſo
ſollen die Schauſpieler klug ſeyn und in ihren Anzuͤgen
dergleichen Farben vermeiden. Tritt ein Schauſpieler
mit einer rothen Uniform und gruͤnen Beinkleidern in
ein rothes Zimmer, ſo verſchwindet der Oberkoͤrper und
man ſieht bloß die Beine; tritt er mit demſelbigen An¬
zuge in einen gruͤnen Garten, ſo verſchwinden ſeine
Beine und ſein Oberkoͤrper geht auffallend hervor. So
ſah ich einen Schauſpieler mit weißer Uniform und ganz
dunkelen Beinkleidern, deſſen Oberkoͤrper, in einem wei¬
ßen Zelt, und deſſen Beine, auf einem dunkelen Hin¬
tergrund, gaͤnzlich verſchwanden.
„Und ſelbſt, fuͤgte Goethe hinzu, wenn der Deco¬
rationsmaler in dem Fall waͤre, ein rothes oder gelbes
Zimmer, oder einen gruͤnen Garten oder Wald zu ma¬
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/197>, abgerufen am 27.11.2024.
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