Ich grüße Frau v. Goethe, Fräulein Ulrike, und Walter, Wolf und die Alma herzlich. Ich habe an Frau v. Goethe Vieles über Sterling zu schreiben, wel¬ ches morgen geschehen soll.
Ich freue mich, von Ew. Excellenz einen Brief in Frankfurt zu erhalten, und bin glücklich in dieser Hoffnung.
Mit den besten Wünschen und treuesten Gesinnun¬ gen verharrend.
E.
Ich reiste am 21. September von Genf ab, und nachdem ich mich in Bern ein paar Tage aufgehalten, kam ich am 27. nach Straßburg, wo ich abermals einige Tage verweilte.
Hier, an dem Fenster eines Friseurs vorbeygehend, sah ich eine kleine Büste Napoleons, die, von der Straße zu gegen das Dunkel des Zimmers betrachtet, alle Ab¬ stufungen von Blau zeigte, vom milchigen Hellblau bis zum tiefen Violet. Ich hatte eine Ahndung, daß, vom Innern des Zimmers gegen das Licht angesehen, die Büste mir alle Abstufungen des Gelben gewähren würde, und so konnte ich einem augenblicklichen lebhaf¬ ten Trieb nicht widerstehen, zu den mir ganz unbekann¬ ten Personen geradezu hineinzutreten.
Ich gruͤße Frau v. Goethe, Fraͤulein Ulrike, und Walter, Wolf und die Alma herzlich. Ich habe an Frau v. Goethe Vieles uͤber Sterling zu ſchreiben, wel¬ ches morgen geſchehen ſoll.
Ich freue mich, von Ew. Excellenz einen Brief in Frankfurt zu erhalten, und bin gluͤcklich in dieſer Hoffnung.
Mit den beſten Wuͤnſchen und treueſten Geſinnun¬ gen verharrend.
E.
Ich reiſte am 21. September von Genf ab, und nachdem ich mich in Bern ein paar Tage aufgehalten, kam ich am 27. nach Straßburg, wo ich abermals einige Tage verweilte.
Hier, an dem Fenſter eines Friſeurs vorbeygehend, ſah ich eine kleine Buͤſte Napoleons, die, von der Straße zu gegen das Dunkel des Zimmers betrachtet, alle Ab¬ ſtufungen von Blau zeigte, vom milchigen Hellblau bis zum tiefen Violet. Ich hatte eine Ahndung, daß, vom Innern des Zimmers gegen das Licht angeſehen, die Buͤſte mir alle Abſtufungen des Gelben gewaͤhren wuͤrde, und ſo konnte ich einem augenblicklichen lebhaf¬ ten Trieb nicht widerſtehen, zu den mir ganz unbekann¬ ten Perſonen geradezu hineinzutreten.
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Ich gruͤße Frau v. Goethe, Fraͤulein Ulrike, und
Walter, Wolf und die Alma herzlich. Ich habe an
Frau v. Goethe Vieles uͤber Sterling zu ſchreiben, wel¬
ches morgen geſchehen ſoll.
Ich freue mich, von Ew. Excellenz einen Brief
in Frankfurt zu erhalten, und bin gluͤcklich in dieſer
Hoffnung.
Mit den beſten Wuͤnſchen und treueſten Geſinnun¬
gen verharrend.
E.
Ich reiſte am 21. September von Genf ab, und
nachdem ich mich in Bern ein paar Tage aufgehalten,
kam ich am 27. nach Straßburg, wo ich abermals
einige Tage verweilte.
Hier, an dem Fenſter eines Friſeurs vorbeygehend,
ſah ich eine kleine Buͤſte Napoleons, die, von der Straße
zu gegen das Dunkel des Zimmers betrachtet, alle Ab¬
ſtufungen von Blau zeigte, vom milchigen Hellblau
bis zum tiefen Violet. Ich hatte eine Ahndung, daß,
vom Innern des Zimmers gegen das Licht angeſehen,
die Buͤſte mir alle Abſtufungen des Gelben gewaͤhren
wuͤrde, und ſo konnte ich einem augenblicklichen lebhaf¬
ten Trieb nicht widerſtehen, zu den mir ganz unbekann¬
ten Perſonen geradezu hineinzutreten.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/248>, abgerufen am 21.11.2024.
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