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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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Äußerungen hervortritt. Dieser Begriff, dieses Gefühl
wird Sie mit seiner Fruchtbarkeit durch Ihr ganzes
Leben begleiten, und sich noch auf manche productive
Weise bey Ihnen legitimiren. Der Irrthum gehört den
Bibliotheken an, das Wahre dem menschlichen Geiste;
Bücher mögen sich durch Bücher vermehren, indessen
der Verkehr mit lebendigen Urgesetzen dem Geiste ge¬
fällt, der das Einfache zu erfassen weiß, das Verwickelte
sich entwirrt und das Dunkle sich aufklärt."

"Wenn Ihr Dämon Sie wieder nach Weimar
führt, sollen Sie jenes Bild in der heftigen klaren
Sonne stehen sehen, wo, unter dem ruhigen Blau des
durchscheinenden Angesichts, die derbe Masse der Brust
und der Epauletten von dem mächtigsten Rubinroth in
allen Schattirungen auf- und abwärts leuchtet, und
wie das Granitbild Memnons in Tönen, so sich hier
das trübe Glasbild in Farbenpracht manifestirt. Man
sieht hier wirklich den Helden auch für die Farbenlehre
sieghaft. Haben Sie den schönsten Dank für diese un¬
erwartete Bekräftigung der mir so werthen Lehre."

"Auch mit der Medaille haben Sie mein Cabinet
doppelt und dreyfach bereichert; ich bin auf einen Mann
aufmerksam worden mit Namen Dupre. Ein vor¬
trefflicher Bildhauer, Erzgießer, Medailleur; er war
es, der das Bildniß Heinrichs des Vierten auf dem
Pontneuf modellirte und goß. Durch die gesendete Me¬
daille angeregt, sah ich meine übrigen durch, fand noch

Äußerungen hervortritt. Dieſer Begriff, dieſes Gefuͤhl
wird Sie mit ſeiner Fruchtbarkeit durch Ihr ganzes
Leben begleiten, und ſich noch auf manche productive
Weiſe bey Ihnen legitimiren. Der Irrthum gehoͤrt den
Bibliotheken an, das Wahre dem menſchlichen Geiſte;
Buͤcher moͤgen ſich durch Buͤcher vermehren, indeſſen
der Verkehr mit lebendigen Urgeſetzen dem Geiſte ge¬
faͤllt, der das Einfache zu erfaſſen weiß, das Verwickelte
ſich entwirrt und das Dunkle ſich aufklaͤrt.“

„Wenn Ihr Daͤmon Sie wieder nach Weimar
fuͤhrt, ſollen Sie jenes Bild in der heftigen klaren
Sonne ſtehen ſehen, wo, unter dem ruhigen Blau des
durchſcheinenden Angeſichts, die derbe Maſſe der Bruſt
und der Epauletten von dem maͤchtigſten Rubinroth in
allen Schattirungen auf- und abwaͤrts leuchtet, und
wie das Granitbild Memnons in Toͤnen, ſo ſich hier
das truͤbe Glasbild in Farbenpracht manifeſtirt. Man
ſieht hier wirklich den Helden auch fuͤr die Farbenlehre
ſieghaft. Haben Sie den ſchoͤnſten Dank fuͤr dieſe un¬
erwartete Bekraͤftigung der mir ſo werthen Lehre.“

„Auch mit der Medaille haben Sie mein Cabinet
doppelt und dreyfach bereichert; ich bin auf einen Mann
aufmerkſam worden mit Namen Dupré. Ein vor¬
trefflicher Bildhauer, Erzgießer, Medailleur; er war
es, der das Bildniß Heinrichs des Vierten auf dem
Pontneuf modellirte und goß. Durch die geſendete Me¬
daille angeregt, ſah ich meine uͤbrigen durch, fand noch

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[242/0252] Äußerungen hervortritt. Dieſer Begriff, dieſes Gefuͤhl wird Sie mit ſeiner Fruchtbarkeit durch Ihr ganzes Leben begleiten, und ſich noch auf manche productive Weiſe bey Ihnen legitimiren. Der Irrthum gehoͤrt den Bibliotheken an, das Wahre dem menſchlichen Geiſte; Buͤcher moͤgen ſich durch Buͤcher vermehren, indeſſen der Verkehr mit lebendigen Urgeſetzen dem Geiſte ge¬ faͤllt, der das Einfache zu erfaſſen weiß, das Verwickelte ſich entwirrt und das Dunkle ſich aufklaͤrt.“ „Wenn Ihr Daͤmon Sie wieder nach Weimar fuͤhrt, ſollen Sie jenes Bild in der heftigen klaren Sonne ſtehen ſehen, wo, unter dem ruhigen Blau des durchſcheinenden Angeſichts, die derbe Maſſe der Bruſt und der Epauletten von dem maͤchtigſten Rubinroth in allen Schattirungen auf- und abwaͤrts leuchtet, und wie das Granitbild Memnons in Toͤnen, ſo ſich hier das truͤbe Glasbild in Farbenpracht manifeſtirt. Man ſieht hier wirklich den Helden auch fuͤr die Farbenlehre ſieghaft. Haben Sie den ſchoͤnſten Dank fuͤr dieſe un¬ erwartete Bekraͤftigung der mir ſo werthen Lehre.“ „Auch mit der Medaille haben Sie mein Cabinet doppelt und dreyfach bereichert; ich bin auf einen Mann aufmerkſam worden mit Namen Dupré. Ein vor¬ trefflicher Bildhauer, Erzgießer, Medailleur; er war es, der das Bildniß Heinrichs des Vierten auf dem Pontneuf modellirte und goß. Durch die geſendete Me¬ daille angeregt, ſah ich meine uͤbrigen durch, fand noch

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/252>, abgerufen am 22.11.2024.