wollen, die sich gerne mit unauflösbaren Problemen beschäftigen, und die nichts besseres zu thun haben."
Wenn ich auch, sagte Herr v. Martius mit einiger Schalkheit, mich als Naturforscher von der Ansicht Eurer Excellenz gerne überzeugen ließ, so fühle ich mich doch als guter Christ in einiger Verlegenheit, zu einer Mei¬ nung überzutreten, die mit den Aussagen der Bibel nicht wohl zu vereinigen seyn möchte.
"Die heilige Schrift, erwiederte Goethe, redet aller¬ dings nur von Einem Menschenpaare, das Gott am sechsten Tage erschaffen. Allein die begabten Männer, welche das Wort Gottes aufzeichneten, das uns die Bi¬ bel überliefert, hatten es zunächst mit ihrem auserwähl¬ ten Volke zu thun, und so wollen wir auch diesem die Ehre seiner Abstammung von Adam keinesweges streitig machen. Wir andern aber, so wie auch die Neger und Lappländer, und schlanke Menschen, die schöner sind als wir alle, hatten gewiß auch andere Urväter; wie denn die werthe Gesellschaft gewiß zugeben wird, daß wir uns von den echten Abkömmlingen Adams auf eine gar mannigfaltige Weise unterscheiden, und daß sie, beson¬ ders was das Geld betrifft, es uns allen zuvorthun."
Wir lachten; das Gespräch mischte sich allgemein; Goethe, durch Herrn v. Martius zu Widersprüchen an¬ geregt, sagte noch manches bedeutende Wort, das, den Schein des Scherzes tragend, dennoch aus dem Grund eines tieferen Hinterhaltes hervorging.
wollen, die ſich gerne mit unaufloͤsbaren Problemen beſchaͤftigen, und die nichts beſſeres zu thun haben.“
Wenn ich auch, ſagte Herr v. Martius mit einiger Schalkheit, mich als Naturforſcher von der Anſicht Eurer Excellenz gerne uͤberzeugen ließ, ſo fuͤhle ich mich doch als guter Chriſt in einiger Verlegenheit, zu einer Mei¬ nung uͤberzutreten, die mit den Ausſagen der Bibel nicht wohl zu vereinigen ſeyn moͤchte.
„Die heilige Schrift, erwiederte Goethe, redet aller¬ dings nur von Einem Menſchenpaare, das Gott am ſechsten Tage erſchaffen. Allein die begabten Maͤnner, welche das Wort Gottes aufzeichneten, das uns die Bi¬ bel uͤberliefert, hatten es zunaͤchſt mit ihrem auserwaͤhl¬ ten Volke zu thun, und ſo wollen wir auch dieſem die Ehre ſeiner Abſtammung von Adam keinesweges ſtreitig machen. Wir andern aber, ſo wie auch die Neger und Lapplaͤnder, und ſchlanke Menſchen, die ſchoͤner ſind als wir alle, hatten gewiß auch andere Urvaͤter; wie denn die werthe Geſellſchaft gewiß zugeben wird, daß wir uns von den echten Abkoͤmmlingen Adams auf eine gar mannigfaltige Weiſe unterſcheiden, und daß ſie, beſon¬ ders was das Geld betrifft, es uns allen zuvorthun.“
Wir lachten; das Geſpraͤch miſchte ſich allgemein; Goethe, durch Herrn v. Martius zu Widerſpruͤchen an¬ geregt, ſagte noch manches bedeutende Wort, das, den Schein des Scherzes tragend, dennoch aus dem Grund eines tieferen Hinterhaltes hervorging.
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wollen, die ſich gerne mit unaufloͤsbaren Problemen
beſchaͤftigen, und die nichts beſſeres zu thun haben.“
Wenn ich auch, ſagte Herr v. Martius mit einiger
Schalkheit, mich als Naturforſcher von der Anſicht Eurer
Excellenz gerne uͤberzeugen ließ, ſo fuͤhle ich mich doch
als guter Chriſt in einiger Verlegenheit, zu einer Mei¬
nung uͤberzutreten, die mit den Ausſagen der Bibel
nicht wohl zu vereinigen ſeyn moͤchte.
„Die heilige Schrift, erwiederte Goethe, redet aller¬
dings nur von Einem Menſchenpaare, das Gott am
ſechsten Tage erſchaffen. Allein die begabten Maͤnner,
welche das Wort Gottes aufzeichneten, das uns die Bi¬
bel uͤberliefert, hatten es zunaͤchſt mit ihrem auserwaͤhl¬
ten Volke zu thun, und ſo wollen wir auch dieſem die
Ehre ſeiner Abſtammung von Adam keinesweges ſtreitig
machen. Wir andern aber, ſo wie auch die Neger und
Lapplaͤnder, und ſchlanke Menſchen, die ſchoͤner ſind als
wir alle, hatten gewiß auch andere Urvaͤter; wie denn
die werthe Geſellſchaft gewiß zugeben wird, daß wir
uns von den echten Abkoͤmmlingen Adams auf eine gar
mannigfaltige Weiſe unterſcheiden, und daß ſie, beſon¬
ders was das Geld betrifft, es uns allen zuvorthun.“
Wir lachten; das Geſpraͤch miſchte ſich allgemein;
Goethe, durch Herrn v. Martius zu Widerſpruͤchen an¬
geregt, ſagte noch manches bedeutende Wort, das, den
Schein des Scherzes tragend, dennoch aus dem Grund
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/32>, abgerufen am 21.11.2024.
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