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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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so widerrieth sie so leidenschaftlich meine beabsichtigte
Verbindung mit Lili."


Wir sprachen heute über Merck, und Goethe er¬
zählte mir noch einige characteristische Züge.

"Der verstorbene Großherzog, sagte er, war Mer¬
cken sehr günstig, so daß er sich einst für eine Schuld
von viertausend Thalern für ihn verbürgte. Nun dauerte
es nicht lange, so schickte Merck zu unserer Verwunde¬
rung die Bürgschaft zurück. Seine Umstände hatten
sich nicht verbessert, und es war räthselhaft, welche Art
von Negotiation er mochte gemacht haben. Als ich
ihn wiedersah, löste er mir das Räthsel in folgenden
Worten."

"Der Herzog, sagte er, ist ein freygebiger, treff¬
licher Herr, der Zutrauen hat und den Menschen hilft,
wo er kann. Nun dachte ich mir: betrügst du diesen
Herrn um das Geld, so wirket das nachtheilig für
tausend Andere; denn er wird sein köstliches Zutrauen
verlieren, und viele unglückliche gute Menschen werden
darunter leiden, daß Einer ein schlechter Kerl war. --
Was habe ich nun gethan? -- ich habe speculirt und
das Geld von einem Schurken geliehen; denn wenn ich
diesen darum betrüge, so thut's nichts, hätte ich aber

ſo widerrieth ſie ſo leidenſchaftlich meine beabſichtigte
Verbindung mit Lili.“


Wir ſprachen heute uͤber Merck, und Goethe er¬
zaͤhlte mir noch einige characteriſtiſche Zuͤge.

„Der verſtorbene Großherzog, ſagte er, war Mer¬
cken ſehr guͤnſtig, ſo daß er ſich einſt fuͤr eine Schuld
von viertauſend Thalern fuͤr ihn verbuͤrgte. Nun dauerte
es nicht lange, ſo ſchickte Merck zu unſerer Verwunde¬
rung die Buͤrgſchaft zuruͤck. Seine Umſtaͤnde hatten
ſich nicht verbeſſert, und es war raͤthſelhaft, welche Art
von Negotiation er mochte gemacht haben. Als ich
ihn wiederſah, loͤſte er mir das Raͤthſel in folgenden
Worten.“

„Der Herzog, ſagte er, iſt ein freygebiger, treff¬
licher Herr, der Zutrauen hat und den Menſchen hilft,
wo er kann. Nun dachte ich mir: betruͤgſt du dieſen
Herrn um das Geld, ſo wirket das nachtheilig fuͤr
tauſend Andere; denn er wird ſein koͤſtliches Zutrauen
verlieren, und viele ungluͤckliche gute Menſchen werden
darunter leiden, daß Einer ein ſchlechter Kerl war. —
Was habe ich nun gethan? — ich habe ſpeculirt und
das Geld von einem Schurken geliehen; denn wenn ich
dieſen darum betruͤge, ſo thut's nichts, haͤtte ich aber

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[332/0342] ſo widerrieth ſie ſo leidenſchaftlich meine beabſichtigte Verbindung mit Lili.“ Dienſtag den 29. Maͤrz 1831. Wir ſprachen heute uͤber Merck, und Goethe er¬ zaͤhlte mir noch einige characteriſtiſche Zuͤge. „Der verſtorbene Großherzog, ſagte er, war Mer¬ cken ſehr guͤnſtig, ſo daß er ſich einſt fuͤr eine Schuld von viertauſend Thalern fuͤr ihn verbuͤrgte. Nun dauerte es nicht lange, ſo ſchickte Merck zu unſerer Verwunde¬ rung die Buͤrgſchaft zuruͤck. Seine Umſtaͤnde hatten ſich nicht verbeſſert, und es war raͤthſelhaft, welche Art von Negotiation er mochte gemacht haben. Als ich ihn wiederſah, loͤſte er mir das Raͤthſel in folgenden Worten.“ „Der Herzog, ſagte er, iſt ein freygebiger, treff¬ licher Herr, der Zutrauen hat und den Menſchen hilft, wo er kann. Nun dachte ich mir: betruͤgſt du dieſen Herrn um das Geld, ſo wirket das nachtheilig fuͤr tauſend Andere; denn er wird ſein koͤſtliches Zutrauen verlieren, und viele ungluͤckliche gute Menſchen werden darunter leiden, daß Einer ein ſchlechter Kerl war. — Was habe ich nun gethan? — ich habe ſpeculirt und das Geld von einem Schurken geliehen; denn wenn ich dieſen darum betruͤge, ſo thut's nichts, haͤtte ich aber

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/342>, abgerufen am 24.11.2024.