Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.tungsvoll, wenn Ihr an Gott glaubtet, so würdet Ihr "Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen, So daß, was in Ihm lebt und webt und ist, Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt" "Beseelte Gott den Vogel nicht mit diesem allmäch¬ Eine ähnliche Äußerung that Goethe vor einiger Montag den 6. Juny 1831. Goethe zeigte mir heute den bisher noch fehlenden tungsvoll, wenn Ihr an Gott glaubtet, ſo wuͤrdet Ihr „Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen, So daß, was in Ihm lebt und webt und iſt, Nie Seine Kraft, nie Seinen Geiſt vermißt“ „Beſeelte Gott den Vogel nicht mit dieſem allmaͤch¬ Eine aͤhnliche Äußerung that Goethe vor einiger Montag den 6. Juny 1831. Goethe zeigte mir heute den bisher noch fehlenden <TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0358" n="348"/> tungsvoll, wenn Ihr an Gott glaubtet, ſo wuͤrdet Ihr<lb/> Euch nicht verwundern.“</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen,</l><lb/> <l>Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,</l><lb/> <l>So daß, was in Ihm lebt und webt und iſt,</l><lb/> <l>Nie Seine Kraft, nie Seinen Geiſt vermißt“</l><lb/> </lg> <p>„Beſeelte Gott den Vogel nicht mit dieſem allmaͤch¬<lb/> tigen Trieb gegen ſeine Jungen, und ginge das Gleiche<lb/> nicht durch alles Lebendige der ganzen Natur, die Welt<lb/> wuͤrde nicht beſtehen koͤnnen! — So aber iſt die goͤtt¬<lb/> liche Kraft uͤberall verbreitet und die ewige Liebe uͤberall<lb/> wirkſam.“</p><lb/> <p>Eine aͤhnliche Äußerung that Goethe vor einiger<lb/> Zeit, als ihm von einem jungen Bildhauer das Modell<lb/> von Myrons Kuh mit dem ſaͤugenden Kalbe geſendet<lb/> wurde. „Hier, ſagte er, haben wir einen Gegenſtand<lb/> der hoͤchſten Art; das, die Welt erhaltende, durch die<lb/> ganze Natur gehende, ernaͤhrende Princip iſt uns hier<lb/> in einem ſchoͤnen Gleichniß vor Augen; dieſes und aͤhn¬<lb/> liche Bilder nenne ich die wahren Symbole der All¬<lb/> gegenwart Gottes.“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="4"> <dateline rendition="#right">Montag den 6. Juny 1831.<lb/></dateline> <p>Goethe zeigte mir heute den bisher noch fehlenden<lb/> Anfang des fuͤnften Actes von Fauſt. Ich las bis zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0358]
tungsvoll, wenn Ihr an Gott glaubtet, ſo wuͤrdet Ihr
Euch nicht verwundern.“
„Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen,
Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,
So daß, was in Ihm lebt und webt und iſt,
Nie Seine Kraft, nie Seinen Geiſt vermißt“
„Beſeelte Gott den Vogel nicht mit dieſem allmaͤch¬
tigen Trieb gegen ſeine Jungen, und ginge das Gleiche
nicht durch alles Lebendige der ganzen Natur, die Welt
wuͤrde nicht beſtehen koͤnnen! — So aber iſt die goͤtt¬
liche Kraft uͤberall verbreitet und die ewige Liebe uͤberall
wirkſam.“
Eine aͤhnliche Äußerung that Goethe vor einiger
Zeit, als ihm von einem jungen Bildhauer das Modell
von Myrons Kuh mit dem ſaͤugenden Kalbe geſendet
wurde. „Hier, ſagte er, haben wir einen Gegenſtand
der hoͤchſten Art; das, die Welt erhaltende, durch die
ganze Natur gehende, ernaͤhrende Princip iſt uns hier
in einem ſchoͤnen Gleichniß vor Augen; dieſes und aͤhn¬
liche Bilder nenne ich die wahren Symbole der All¬
gegenwart Gottes.“
Montag den 6. Juny 1831.
Goethe zeigte mir heute den bisher noch fehlenden
Anfang des fuͤnften Actes von Fauſt. Ich las bis zu
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