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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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"Ein Landschaftsmaler, sagte Goethe ferner, muß
viele Kenntnisse haben. Es ist nicht genug daß er Per¬
spective, Architektur und die Anatomie des Menschen
und der Thiere verstehe, sondern er muß sogar auch
einige Einsichten in die Botanik und Mineralogie be¬
sitzen. Erstere, damit er das Charakteristische der Bäume
und Pflanzen, und letztere, damit er den Character der
verschiedenen Gebirgsarten gehörig auszudrücken verstehe.
Doch ist deßhalb nicht nöthig, daß er ein Mineralog
vom Fache sey, indem er es vorzüglich nur mit Kalk-,
Thonschiefer- und Sandstein-Gebirgen zu thun hat, und
er nur zu wissen braucht, in welchen Formen es liegt,
wie es sich bey der Verwitterung spaltet, und welche
Baumarten darauf gedeihen oder verkrüppeln."

Goethe zeigte mir sodann einige Landschaften von
Hermann von Schwanefeld, wobey er über die
Kunst und Persönlichkeit dieses vorzüglichen Menschen
Verschiedenes aussprach.

"Man findet bey ihm, sagte er, die Kunst als Nei¬
gung und die Neigung als Kunst, wie bey keinem an¬
dern. Er besitzt eine innige Liebe zur Natur und einen
göttlichen Frieden, der sich uns mittheilt wenn wir seine
Bilder betrachten. In den Niederlanden geboren, stu¬
dirte er in Rom unter Claude Lorrain, durch welchen
Meister er sich auf das vollkommenste ausbildete und
seine schöne Eigenthümlichkeit auf das freyeste ent¬
wickelte."

„Ein Landſchaftsmaler, ſagte Goethe ferner, muß
viele Kenntniſſe haben. Es iſt nicht genug daß er Per¬
ſpective, Architektur und die Anatomie des Menſchen
und der Thiere verſtehe, ſondern er muß ſogar auch
einige Einſichten in die Botanik und Mineralogie be¬
ſitzen. Erſtere, damit er das Charakteriſtiſche der Baͤume
und Pflanzen, und letztere, damit er den Character der
verſchiedenen Gebirgsarten gehoͤrig auszudruͤcken verſtehe.
Doch iſt deßhalb nicht noͤthig, daß er ein Mineralog
vom Fache ſey, indem er es vorzuͤglich nur mit Kalk-,
Thonſchiefer- und Sandſtein-Gebirgen zu thun hat, und
er nur zu wiſſen braucht, in welchen Formen es liegt,
wie es ſich bey der Verwitterung ſpaltet, und welche
Baumarten darauf gedeihen oder verkruͤppeln.“

Goethe zeigte mir ſodann einige Landſchaften von
Hermann von Schwanefeld, wobey er uͤber die
Kunſt und Perſoͤnlichkeit dieſes vorzuͤglichen Menſchen
Verſchiedenes ausſprach.

„Man findet bey ihm, ſagte er, die Kunſt als Nei¬
gung und die Neigung als Kunſt, wie bey keinem an¬
dern. Er beſitzt eine innige Liebe zur Natur und einen
goͤttlichen Frieden, der ſich uns mittheilt wenn wir ſeine
Bilder betrachten. In den Niederlanden geboren, ſtu¬
dirte er in Rom unter Claude Lorrain, durch welchen
Meiſter er ſich auf das vollkommenſte ausbildete und
ſeine ſchoͤne Eigenthuͤmlichkeit auf das freyeſte ent¬
wickelte.“

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[353/0363] „Ein Landſchaftsmaler, ſagte Goethe ferner, muß viele Kenntniſſe haben. Es iſt nicht genug daß er Per¬ ſpective, Architektur und die Anatomie des Menſchen und der Thiere verſtehe, ſondern er muß ſogar auch einige Einſichten in die Botanik und Mineralogie be¬ ſitzen. Erſtere, damit er das Charakteriſtiſche der Baͤume und Pflanzen, und letztere, damit er den Character der verſchiedenen Gebirgsarten gehoͤrig auszudruͤcken verſtehe. Doch iſt deßhalb nicht noͤthig, daß er ein Mineralog vom Fache ſey, indem er es vorzuͤglich nur mit Kalk-, Thonſchiefer- und Sandſtein-Gebirgen zu thun hat, und er nur zu wiſſen braucht, in welchen Formen es liegt, wie es ſich bey der Verwitterung ſpaltet, und welche Baumarten darauf gedeihen oder verkruͤppeln.“ Goethe zeigte mir ſodann einige Landſchaften von Hermann von Schwanefeld, wobey er uͤber die Kunſt und Perſoͤnlichkeit dieſes vorzuͤglichen Menſchen Verſchiedenes ausſprach. „Man findet bey ihm, ſagte er, die Kunſt als Nei¬ gung und die Neigung als Kunſt, wie bey keinem an¬ dern. Er beſitzt eine innige Liebe zur Natur und einen goͤttlichen Frieden, der ſich uns mittheilt wenn wir ſeine Bilder betrachten. In den Niederlanden geboren, ſtu¬ dirte er in Rom unter Claude Lorrain, durch welchen Meiſter er ſich auf das vollkommenſte ausbildete und ſeine ſchoͤne Eigenthuͤmlichkeit auf das freyeſte ent¬ wickelte.“

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/363>, abgerufen am 23.11.2024.