Das Gedicht von den glücklichen Gatten, fuhr ich fort, ist gleichfalls sehr reich an Motiven; es erscheinen darin ganze Landschaften und Menschenleben, durchwärmt von dem Sonnenschein eines anmuthigen Frühlingshim¬ mels, der sich über dem Ganzen ausbreitet.
"Ich habe das Gedicht immer lieb gehabt, sagte Goethe, und es freut mich, daß Sie ihm ein besonderes Interesse schenken. Und daß der Spaß zuletzt noch auf eine Doppel-Kindtaufe hinausgeht, dächte ich, wäre doch artig genug."
Wir kamen sodann auf den Bürgergeneral, wo¬ von ich erzählte, daß ich dieses heitere Stück in diesen Tagen mit einem Engländer gelesen, und daß in uns beyden der lebhafte Wunsch entstanden, es auf dem Theater zu sehen. Dem Geiste nach, sagte ich, ist darin nichts veraltet, und im Einzelnen der dramatischen Ent¬ wickelung ist darin kein Zug, der nicht für die Bühne gedacht wäre.
"Es war zu seiner Zeit ein sehr gutes Stück, sagte Goethe, und es hat uns manchen heiteren Abend ge¬ macht. Freylich, es war trefflich besetzt, und so vortreff¬ lich einstudirt, daß der Dialog Schlag auf Schlag ging, [im] völligsten Leben Malkolmi spielte den Märten, man konnte nichts Vollkommneres sehen."
Die Rolle des Schnaps, sagte ich, erscheint mir nicht weniger glücklich; ich dächte, das Repertoir hätte nicht viele aufzuweisen, die dankbarer und besser wären.
Das Gedicht von den gluͤcklichen Gatten, fuhr ich fort, iſt gleichfalls ſehr reich an Motiven; es erſcheinen darin ganze Landſchaften und Menſchenleben, durchwaͤrmt von dem Sonnenſchein eines anmuthigen Fruͤhlingshim¬ mels, der ſich uͤber dem Ganzen ausbreitet.
„Ich habe das Gedicht immer lieb gehabt, ſagte Goethe, und es freut mich, daß Sie ihm ein beſonderes Intereſſe ſchenken. Und daß der Spaß zuletzt noch auf eine Doppel-Kindtaufe hinausgeht, daͤchte ich, waͤre doch artig genug.“
Wir kamen ſodann auf den Buͤrgergeneral, wo¬ von ich erzaͤhlte, daß ich dieſes heitere Stuͤck in dieſen Tagen mit einem Englaͤnder geleſen, und daß in uns beyden der lebhafte Wunſch entſtanden, es auf dem Theater zu ſehen. Dem Geiſte nach, ſagte ich, iſt darin nichts veraltet, und im Einzelnen der dramatiſchen Ent¬ wickelung iſt darin kein Zug, der nicht fuͤr die Buͤhne gedacht waͤre.
„Es war zu ſeiner Zeit ein ſehr gutes Stuͤck, ſagte Goethe, und es hat uns manchen heiteren Abend ge¬ macht. Freylich, es war trefflich beſetzt, und ſo vortreff¬ lich einſtudirt, daß der Dialog Schlag auf Schlag ging, [im] voͤlligſten Leben Malkolmi ſpielte den Maͤrten, man konnte nichts Vollkommneres ſehen.“
Die Rolle des Schnaps, ſagte ich, erſcheint mir nicht weniger gluͤcklich; ich daͤchte, das Repertoir haͤtte nicht viele aufzuweiſen, die dankbarer und beſſer waͤren.
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Das Gedicht von den gluͤcklichen Gatten, fuhr ich
fort, iſt gleichfalls ſehr reich an Motiven; es erſcheinen
darin ganze Landſchaften und Menſchenleben, durchwaͤrmt
von dem Sonnenſchein eines anmuthigen Fruͤhlingshim¬
mels, der ſich uͤber dem Ganzen ausbreitet.
„Ich habe das Gedicht immer lieb gehabt, ſagte
Goethe, und es freut mich, daß Sie ihm ein beſonderes
Intereſſe ſchenken. Und daß der Spaß zuletzt noch auf
eine Doppel-Kindtaufe hinausgeht, daͤchte ich, waͤre
doch artig genug.“
Wir kamen ſodann auf den Buͤrgergeneral, wo¬
von ich erzaͤhlte, daß ich dieſes heitere Stuͤck in dieſen
Tagen mit einem Englaͤnder geleſen, und daß in uns
beyden der lebhafte Wunſch entſtanden, es auf dem
Theater zu ſehen. Dem Geiſte nach, ſagte ich, iſt darin
nichts veraltet, und im Einzelnen der dramatiſchen Ent¬
wickelung iſt darin kein Zug, der nicht fuͤr die Buͤhne
gedacht waͤre.
„Es war zu ſeiner Zeit ein ſehr gutes Stuͤck, ſagte
Goethe, und es hat uns manchen heiteren Abend ge¬
macht. Freylich, es war trefflich beſetzt, und ſo vortreff¬
lich einſtudirt, daß der Dialog Schlag auf Schlag ging,
im voͤlligſten Leben Malkolmi ſpielte den Maͤrten,
man konnte nichts Vollkommneres ſehen.“
Die Rolle des Schnaps, ſagte ich, erſcheint mir
nicht weniger gluͤcklich; ich daͤchte, das Repertoir haͤtte
nicht viele aufzuweiſen, die dankbarer und beſſer waͤren.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/57>, abgerufen am 23.11.2024.
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