daß solche Granitblöcke durch etwas Gewaltsames von Innen hervorgeworfen und zersprengt worden, so deutet er dieses gleich im Titel an, indem er schon dort von zerstreuten Granitblöcken redet, wo denn der Schritt zur Zerstreuung sehr nahe liegt, und dem arglosen Leser die Schlinge des Irrthums über den Kopf gezogen wird, er weiß nicht wie."
"Man muß alt werden, um dieses alles zu über¬ sehen, und Geld genug haben, seine Erfahrungen bezah¬ len zu können. Jedes Bonmot das ich sage, kostet mir eine Börse voll Gold; eine halbe Million meines Privatvermögens ist durch meine Hände gegangen, um das zu lernen was ich jetzt weiß, nicht allein das ganze Vermögen meines Vaters, sondern auch mein Gehalt und mein bedeutendes literarisches Einkommen seit mehr als funfzig Jahren. Außerdem habe ich anderthalb Millionen zu großen Zwecken von fürstlichen Personen ausgeben sehen, denen ich nahe verbunden war und an deren Schritten, Gelingen und Mißlingen ich Theil nahm."
"Es ist nicht genug, daß man Talent habe, es ge¬ hört mehr dazu, um gescheidt zu werden; man muß auch in großen Verhältnissen leben, und Gelegenheit haben, den spielenden Figuren der Zeit in die Karten zu sehen, und selber zu Gewinn und Verlust mitzu¬ spielen."
"Ohne meine Bemühungen in den Naturwissenschaf¬
5*
daß ſolche Granitbloͤcke durch etwas Gewaltſames von Innen hervorgeworfen und zerſprengt worden, ſo deutet er dieſes gleich im Titel an, indem er ſchon dort von zerſtreuten Granitbloͤcken redet, wo denn der Schritt zur Zerſtreuung ſehr nahe liegt, und dem argloſen Leſer die Schlinge des Irrthums uͤber den Kopf gezogen wird, er weiß nicht wie.“
„Man muß alt werden, um dieſes alles zu uͤber¬ ſehen, und Geld genug haben, ſeine Erfahrungen bezah¬ len zu koͤnnen. Jedes Bonmot das ich ſage, koſtet mir eine Boͤrſe voll Gold; eine halbe Million meines Privatvermoͤgens iſt durch meine Haͤnde gegangen, um das zu lernen was ich jetzt weiß, nicht allein das ganze Vermoͤgen meines Vaters, ſondern auch mein Gehalt und mein bedeutendes literariſches Einkommen ſeit mehr als funfzig Jahren. Außerdem habe ich anderthalb Millionen zu großen Zwecken von fuͤrſtlichen Perſonen ausgeben ſehen, denen ich nahe verbunden war und an deren Schritten, Gelingen und Mißlingen ich Theil nahm.“
„Es iſt nicht genug, daß man Talent habe, es ge¬ hoͤrt mehr dazu, um geſcheidt zu werden; man muß auch in großen Verhaͤltniſſen leben, und Gelegenheit haben, den ſpielenden Figuren der Zeit in die Karten zu ſehen, und ſelber zu Gewinn und Verluſt mitzu¬ ſpielen.“
„Ohne meine Bemuͤhungen in den Naturwiſſenſchaf¬
5*
<TEI><text><body><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0077"n="67"/>
daß ſolche Granitbloͤcke durch etwas Gewaltſames von<lb/>
Innen hervorgeworfen und zerſprengt worden, ſo deutet<lb/>
er dieſes gleich im Titel an, indem er ſchon dort von<lb/><hirendition="#g">zerſtreuten</hi> Granitbloͤcken redet, wo denn der Schritt<lb/>
zur <hirendition="#g">Zerſtreuung</hi>ſehr nahe liegt, und dem argloſen<lb/>
Leſer die Schlinge des Irrthums uͤber den Kopf gezogen<lb/>
wird, er weiß nicht wie.“</p><lb/><p>„Man muß alt werden, um dieſes alles zu uͤber¬<lb/>ſehen, und Geld genug haben, ſeine Erfahrungen bezah¬<lb/>
len zu koͤnnen. Jedes Bonmot das ich ſage, koſtet<lb/>
mir eine Boͤrſe voll Gold; eine halbe Million meines<lb/>
Privatvermoͤgens iſt durch meine Haͤnde gegangen, um<lb/>
das zu lernen was ich jetzt weiß, nicht allein das ganze<lb/>
Vermoͤgen meines Vaters, ſondern auch mein Gehalt<lb/>
und mein bedeutendes literariſches Einkommen ſeit mehr<lb/>
als funfzig Jahren. Außerdem habe ich anderthalb<lb/>
Millionen zu großen Zwecken von fuͤrſtlichen Perſonen<lb/>
ausgeben ſehen, denen ich nahe verbunden war und an<lb/>
deren Schritten, Gelingen und Mißlingen ich Theil<lb/>
nahm.“</p><lb/><p>„Es iſt nicht genug, daß man Talent habe, es ge¬<lb/>
hoͤrt mehr dazu, um geſcheidt zu werden; man muß<lb/>
auch in großen Verhaͤltniſſen leben, und Gelegenheit<lb/>
haben, den ſpielenden Figuren der Zeit in die Karten<lb/>
zu ſehen, und ſelber zu Gewinn und Verluſt mitzu¬<lb/>ſpielen.“</p><lb/><p>„Ohne meine Bemuͤhungen in den Naturwiſſenſchaf¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5*<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[67/0077]
daß ſolche Granitbloͤcke durch etwas Gewaltſames von
Innen hervorgeworfen und zerſprengt worden, ſo deutet
er dieſes gleich im Titel an, indem er ſchon dort von
zerſtreuten Granitbloͤcken redet, wo denn der Schritt
zur Zerſtreuung ſehr nahe liegt, und dem argloſen
Leſer die Schlinge des Irrthums uͤber den Kopf gezogen
wird, er weiß nicht wie.“
„Man muß alt werden, um dieſes alles zu uͤber¬
ſehen, und Geld genug haben, ſeine Erfahrungen bezah¬
len zu koͤnnen. Jedes Bonmot das ich ſage, koſtet
mir eine Boͤrſe voll Gold; eine halbe Million meines
Privatvermoͤgens iſt durch meine Haͤnde gegangen, um
das zu lernen was ich jetzt weiß, nicht allein das ganze
Vermoͤgen meines Vaters, ſondern auch mein Gehalt
und mein bedeutendes literariſches Einkommen ſeit mehr
als funfzig Jahren. Außerdem habe ich anderthalb
Millionen zu großen Zwecken von fuͤrſtlichen Perſonen
ausgeben ſehen, denen ich nahe verbunden war und an
deren Schritten, Gelingen und Mißlingen ich Theil
nahm.“
„Es iſt nicht genug, daß man Talent habe, es ge¬
hoͤrt mehr dazu, um geſcheidt zu werden; man muß
auch in großen Verhaͤltniſſen leben, und Gelegenheit
haben, den ſpielenden Figuren der Zeit in die Karten
zu ſehen, und ſelber zu Gewinn und Verluſt mitzu¬
ſpielen.“
„Ohne meine Bemuͤhungen in den Naturwiſſenſchaf¬
5*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/77>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.