Einen Baschkirenbogen? rief ich voll Begeisterung, und einen ächten? --
"Ja, närrischer Kerl, einen ächten! sagte Goethe. Kommen Sie nur."
Wir gingen hinab in den Garten. Goethe öffnete das untere Zimmer eines kleinen Nebengebäudes, das auf den Tischen und an den Wänden umher mit Selten¬ heiten und Merkwürdigkeiten aller Art vollgepfropft erschien. Ich überlief alle diese Schätze nur flüchtig, meine Augen suchten den Bogen. "Hier haben Sie ihn, sagte Goethe, indem er ihn in einem Winkel aus einem Haufen von allerlei seltsamen Geräthschaften hervornahm. Ich sehe, er ist noch in demselbigen Stande, wie er im Jahre 1814 von einem Baschkiren- Häuptling mir verehrt wurde. Nun? was sagen Sie!" Ich war voller Freude, die liebe Waffe in meinen Händen zu halten. Es schien Alles unversehrt und auch die Senne noch vollkommen brauchbar. Ich pro¬ birte ihn in meinen Händen und fand ihn auch noch von leidlicher Schnellkraft. Es ist ein guter Bogen, sagte ich. Besonders aber gefällt mir die Form, die mir künftig als Modell dienen soll.
"Von welchem Holz, denken Sie, ist er gemacht?" sagte Goethe.
Er ist, wie Sie sehen, erwiederte ich, mit feiner Birkenschale so überdeckt, daß von dem Holz wenig sichtbar und nur die gekrümmten Enden frei geblieben.
Einen Baſchkirenbogen? rief ich voll Begeiſterung, und einen ächten? —
„Ja, närriſcher Kerl, einen ächten! ſagte Goethe. Kommen Sie nur.“
Wir gingen hinab in den Garten. Goethe öffnete das untere Zimmer eines kleinen Nebengebäudes, das auf den Tiſchen und an den Wänden umher mit Selten¬ heiten und Merkwürdigkeiten aller Art vollgepfropft erſchien. Ich überlief alle dieſe Schätze nur flüchtig, meine Augen ſuchten den Bogen. „Hier haben Sie ihn, ſagte Goethe, indem er ihn in einem Winkel aus einem Haufen von allerlei ſeltſamen Geräthſchaften hervornahm. Ich ſehe, er iſt noch in demſelbigen Stande, wie er im Jahre 1814 von einem Baſchkiren- Häuptling mir verehrt wurde. Nun? was ſagen Sie!“ Ich war voller Freude, die liebe Waffe in meinen Händen zu halten. Es ſchien Alles unverſehrt und auch die Senne noch vollkommen brauchbar. Ich pro¬ birte ihn in meinen Händen und fand ihn auch noch von leidlicher Schnellkraft. Es iſt ein guter Bogen, ſagte ich. Beſonders aber gefällt mir die Form, die mir künftig als Modell dienen ſoll.
„Von welchem Holz, denken Sie, iſt er gemacht?“ ſagte Goethe.
Er iſt, wie Sie ſehen, erwiederte ich, mit feiner Birkenſchale ſo überdeckt, daß von dem Holz wenig ſichtbar und nur die gekrümmten Enden frei geblieben.
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Einen Baſchkirenbogen? rief ich voll Begeiſterung,
und einen ächten? —
„Ja, närriſcher Kerl, einen ächten! ſagte Goethe.
Kommen Sie nur.“
Wir gingen hinab in den Garten. Goethe öffnete
das untere Zimmer eines kleinen Nebengebäudes, das
auf den Tiſchen und an den Wänden umher mit Selten¬
heiten und Merkwürdigkeiten aller Art vollgepfropft
erſchien. Ich überlief alle dieſe Schätze nur flüchtig,
meine Augen ſuchten den Bogen. „Hier haben Sie
ihn, ſagte Goethe, indem er ihn in einem Winkel aus
einem Haufen von allerlei ſeltſamen Geräthſchaften
hervornahm. Ich ſehe, er iſt noch in demſelbigen
Stande, wie er im Jahre 1814 von einem Baſchkiren-
Häuptling mir verehrt wurde. Nun? was ſagen Sie!“
Ich war voller Freude, die liebe Waffe in meinen
Händen zu halten. Es ſchien Alles unverſehrt und
auch die Senne noch vollkommen brauchbar. Ich pro¬
birte ihn in meinen Händen und fand ihn auch noch
von leidlicher Schnellkraft. Es iſt ein guter Bogen,
ſagte ich. Beſonders aber gefällt mir die Form, die
mir künftig als Modell dienen ſoll.
„Von welchem Holz, denken Sie, iſt er gemacht?“
ſagte Goethe.
Er iſt, wie Sie ſehen, erwiederte ich, mit feiner
Birkenſchale ſo überdeckt, daß von dem Holz wenig
ſichtbar und nur die gekrümmten Enden frei geblieben.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/129>, abgerufen am 24.11.2024.
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