der Fichten. Wir kamen an einer Stelle vorbei, wo Steine gebrochen waren und ein Haufen lag. Goethe ließ halten und bat mich, abzusteigen und ein wenig nachzusehen ob ich nichts von Versteinerungen ent¬ decke. Ich fand einige Muscheln, auch einige zerbro¬ chene Ammonshörner, die ich ihm zureichte, indem ich mich wieder einsetzte. Wir fuhren weiter.
"Immer die alte Geschichte! sagte Goethe. Immer der alte Meeresboden! -- Wenn man von dieser Höhe auf Weimar hinabblickt und auf die mancherlei Dörfer umher, so kommt es Einem vor wie ein Wunder, wenn man sich sagt, daß es eine Zeit gegeben, wo in dem weiten Thale dort unten die Wallfische ihr Spiel ge¬ trieben. Und doch ist es so, wenigstens höchst wahr¬ scheinlich. Die Möve aber, die damals über dem Meere flog, das diesen Berg bedeckte, hat sicher nicht daran gedacht, daß wir Beide heute hier fahren würden. Und wer weiß, ob nach vielen Jahrtausenden die Möve nicht abermals über diesem Berge fliegt."
Wir waren jetzt oben auf der Höhe und fuhren rasch weiter. Rechts an unserer Seite hatten wir Eichen und Buchen und anderes Laubholz. Weimar war rückwärts nicht mehr zu sehen. Wir waren auf der westlichsten Höhe angelangt, das breite Thal der Unstrut, mit vielen Dörfern und kleinen Städten, lag in der heitersten Morgensonne vor uns.
"Hier ist gut seyn! sagte Goethe, indem er halten
der Fichten. Wir kamen an einer Stelle vorbei, wo Steine gebrochen waren und ein Haufen lag. Goethe ließ halten und bat mich, abzuſteigen und ein wenig nachzuſehen ob ich nichts von Verſteinerungen ent¬ decke. Ich fand einige Muſcheln, auch einige zerbro¬ chene Ammonshörner, die ich ihm zureichte, indem ich mich wieder einſetzte. Wir fuhren weiter.
„Immer die alte Geſchichte! ſagte Goethe. Immer der alte Meeresboden! — Wenn man von dieſer Höhe auf Weimar hinabblickt und auf die mancherlei Dörfer umher, ſo kommt es Einem vor wie ein Wunder, wenn man ſich ſagt, daß es eine Zeit gegeben, wo in dem weiten Thale dort unten die Wallfiſche ihr Spiel ge¬ trieben. Und doch iſt es ſo, wenigſtens höchſt wahr¬ ſcheinlich. Die Möve aber, die damals über dem Meere flog, das dieſen Berg bedeckte, hat ſicher nicht daran gedacht, daß wir Beide heute hier fahren würden. Und wer weiß, ob nach vielen Jahrtauſenden die Möve nicht abermals über dieſem Berge fliegt.“
Wir waren jetzt oben auf der Höhe und fuhren raſch weiter. Rechts an unſerer Seite hatten wir Eichen und Buchen und anderes Laubholz. Weimar war rückwärts nicht mehr zu ſehen. Wir waren auf der weſtlichſten Höhe angelangt, das breite Thal der Unſtrut, mit vielen Dörfern und kleinen Städten, lag in der heiterſten Morgenſonne vor uns.
„Hier iſt gut ſeyn! ſagte Goethe, indem er halten
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der Fichten. Wir kamen an einer Stelle vorbei, wo
Steine gebrochen waren und ein Haufen lag. Goethe
ließ halten und bat mich, abzuſteigen und ein wenig
nachzuſehen ob ich nichts von Verſteinerungen ent¬
decke. Ich fand einige Muſcheln, auch einige zerbro¬
chene Ammonshörner, die ich ihm zureichte, indem ich
mich wieder einſetzte. Wir fuhren weiter.
„Immer die alte Geſchichte! ſagte Goethe. Immer
der alte Meeresboden! — Wenn man von dieſer Höhe
auf Weimar hinabblickt und auf die mancherlei Dörfer
umher, ſo kommt es Einem vor wie ein Wunder, wenn
man ſich ſagt, daß es eine Zeit gegeben, wo in dem
weiten Thale dort unten die Wallfiſche ihr Spiel ge¬
trieben. Und doch iſt es ſo, wenigſtens höchſt wahr¬
ſcheinlich. Die Möve aber, die damals über dem Meere
flog, das dieſen Berg bedeckte, hat ſicher nicht daran
gedacht, daß wir Beide heute hier fahren würden. Und
wer weiß, ob nach vielen Jahrtauſenden die Möve
nicht abermals über dieſem Berge fliegt.“
Wir waren jetzt oben auf der Höhe und fuhren
raſch weiter. Rechts an unſerer Seite hatten wir
Eichen und Buchen und anderes Laubholz. Weimar
war rückwärts nicht mehr zu ſehen. Wir waren auf
der weſtlichſten Höhe angelangt, das breite Thal der
Unſtrut, mit vielen Dörfern und kleinen Städten, lag
in der heiterſten Morgenſonne vor uns.
„Hier iſt gut ſeyn! ſagte Goethe, indem er halten
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/208>, abgerufen am 24.11.2024.
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