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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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ließ. Ich dächte, wir versuchten, wie in dieser guten
Luft uns etwa ein kleines Frühstück behagen möchte!"

Wir stiegen aus und gingen auf trockenem Boden
am Fuße halbwüchsiger, von vielen Stürmen verkrüp¬
pelter Eichen einige Minuten auf und ab, während
Friedrich das mitgenommene Frühstück auspackte und
auf einer Rasenerhöhung ausbreitete. Die Aussicht
von dieser Stelle, in der klaren Morgenbeleuchtung der
reinsten Herbstsonne, war in der That herrlich. Nach
Süden und Südwesten hin übersah man die ganze
Reihe des Thüringerwald-Gebirges; nach Westen, über
Erfurt hinaus, das hochliegende Schloß Gotha und
den Inselsberg; weiter nördlich sodann die Berge hinter
Langensalza und Mühlhausen, bis sich die Aussicht,
nach Norden zu, durch die blauen Harzgebirge ab¬
schloß. Ich dachte an die Verse:

"Weit, hoch, herrlich der Blick
Rings ins Leben hinein!
Von Gebirg' zu Gebirg'
Schwebet der ewige Geist,
Ewigen Lebens ahndevoll."

Wir setzten uns mit dem Rücken nach den Eichen
zu, so daß wir während dem Frühstück die weite Aus¬
sicht über das halbe Thüringen immer vor uns hatten.
Wir verzehrten indeß ein Paar gebratene Rebhühner
mit frischem Weißbrod und tranken dazu eine Flasche
sehr guten Wein, und zwar aus einer biegsamen feinen

ließ. Ich dächte, wir verſuchten, wie in dieſer guten
Luft uns etwa ein kleines Frühſtück behagen möchte!“

Wir ſtiegen aus und gingen auf trockenem Boden
am Fuße halbwüchſiger, von vielen Stürmen verkrüp¬
pelter Eichen einige Minuten auf und ab, während
Friedrich das mitgenommene Frühſtück auspackte und
auf einer Raſenerhöhung ausbreitete. Die Ausſicht
von dieſer Stelle, in der klaren Morgenbeleuchtung der
reinſten Herbſtſonne, war in der That herrlich. Nach
Süden und Südweſten hin überſah man die ganze
Reihe des Thüringerwald-Gebirges; nach Weſten, über
Erfurt hinaus, das hochliegende Schloß Gotha und
den Inſelsberg; weiter nördlich ſodann die Berge hinter
Langenſalza und Mühlhauſen, bis ſich die Ausſicht,
nach Norden zu, durch die blauen Harzgebirge ab¬
ſchloß. Ich dachte an die Verſe:

„Weit, hoch, herrlich der Blick
Rings ins Leben hinein!
Von Gebirg' zu Gebirg'
Schwebet der ewige Geiſt,
Ewigen Lebens ahndevoll.“

Wir ſetzten uns mit dem Rücken nach den Eichen
zu, ſo daß wir während dem Frühſtück die weite Aus¬
ſicht über das halbe Thüringen immer vor uns hatten.
Wir verzehrten indeß ein Paar gebratene Rebhühner
mit friſchem Weißbrod und tranken dazu eine Flaſche
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[187/0209] ließ. Ich dächte, wir verſuchten, wie in dieſer guten Luft uns etwa ein kleines Frühſtück behagen möchte!“ Wir ſtiegen aus und gingen auf trockenem Boden am Fuße halbwüchſiger, von vielen Stürmen verkrüp¬ pelter Eichen einige Minuten auf und ab, während Friedrich das mitgenommene Frühſtück auspackte und auf einer Raſenerhöhung ausbreitete. Die Ausſicht von dieſer Stelle, in der klaren Morgenbeleuchtung der reinſten Herbſtſonne, war in der That herrlich. Nach Süden und Südweſten hin überſah man die ganze Reihe des Thüringerwald-Gebirges; nach Weſten, über Erfurt hinaus, das hochliegende Schloß Gotha und den Inſelsberg; weiter nördlich ſodann die Berge hinter Langenſalza und Mühlhauſen, bis ſich die Ausſicht, nach Norden zu, durch die blauen Harzgebirge ab¬ ſchloß. Ich dachte an die Verſe: „Weit, hoch, herrlich der Blick Rings ins Leben hinein! Von Gebirg' zu Gebirg' Schwebet der ewige Geiſt, Ewigen Lebens ahndevoll.“ Wir ſetzten uns mit dem Rücken nach den Eichen zu, ſo daß wir während dem Frühſtück die weite Aus¬ ſicht über das halbe Thüringen immer vor uns hatten. Wir verzehrten indeß ein Paar gebratene Rebhühner mit friſchem Weißbrod und tranken dazu eine Flaſche ſehr guten Wein, und zwar aus einer biegſamen feinen

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/209>, abgerufen am 24.11.2024.