goldenen Schale, die Goethe, in einem gelben Leder¬ futteral, bei solchen Ausflügen gewöhnlich bei sich führt.
"Ich war sehr oft an dieser Stelle, sagte er, und dachte in späteren Jahren sehr oft, es würde das letzte¬ mal seyn, daß ich von hier aus die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten überblickte. Allein es hält immer noch einmal zusammen und ich hoffe, daß es auch heute nicht das letztemal ist, daß wir Beide uns hier einen guten Tag machen. Wir wollen künftig öfter hieher kommen. Man verschrumpft in dem engen Hauswesen. Hier fühlt man sich groß und frei, wie die große Natur, die man vor Augen hat, und wie man eigentlich immer seyn sollte."
"Ich übersehe von hier aus, fuhr Goethe fort, eine Menge Punkte, an die sich die reichsten Erinnerungen eines langen Lebens knüpfen. Was habe ich nicht drüben in den Bergen von Ilmenau in meiner Jugend Alles durchgemacht! Dann dort unten im lieben Er¬ furt, wie manches gute Abenteuer erlebt! Auch in Gotha war ich in frühester Zeit oft und gerne; doch seit langen Jahren so gut wie gar nicht."
Seit ich in Weimar bin, bemerkte ich, erinnere ich mich nicht, daß Sie dort waren.
"Das hat so seine Bewandniß, erwiederte Goethe lachend. Ich bin dort nicht zum Besten angeschrieben. Ich will Ihnen davon eine Geschichte erzählen. Als die Mutter des jetzt regierenden Herrn noch in hübscher
goldenen Schale, die Goethe, in einem gelben Leder¬ futteral, bei ſolchen Ausflügen gewöhnlich bei ſich führt.
„Ich war ſehr oft an dieſer Stelle, ſagte er, und dachte in ſpäteren Jahren ſehr oft, es würde das letzte¬ mal ſeyn, daß ich von hier aus die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten überblickte. Allein es hält immer noch einmal zuſammen und ich hoffe, daß es auch heute nicht das letztemal iſt, daß wir Beide uns hier einen guten Tag machen. Wir wollen künftig öfter hieher kommen. Man verſchrumpft in dem engen Hausweſen. Hier fühlt man ſich groß und frei, wie die große Natur, die man vor Augen hat, und wie man eigentlich immer ſeyn ſollte.“
„Ich überſehe von hier aus, fuhr Goethe fort, eine Menge Punkte, an die ſich die reichſten Erinnerungen eines langen Lebens knüpfen. Was habe ich nicht drüben in den Bergen von Ilmenau in meiner Jugend Alles durchgemacht! Dann dort unten im lieben Er¬ furt, wie manches gute Abenteuer erlebt! Auch in Gotha war ich in früheſter Zeit oft und gerne; doch ſeit langen Jahren ſo gut wie gar nicht.“
Seit ich in Weimar bin, bemerkte ich, erinnere ich mich nicht, daß Sie dort waren.
„Das hat ſo ſeine Bewandniß, erwiederte Goethe lachend. Ich bin dort nicht zum Beſten angeſchrieben. Ich will Ihnen davon eine Geſchichte erzählen. Als die Mutter des jetzt regierenden Herrn noch in hübſcher
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goldenen Schale, die Goethe, in einem gelben Leder¬
futteral, bei ſolchen Ausflügen gewöhnlich bei ſich führt.
„Ich war ſehr oft an dieſer Stelle, ſagte er, und
dachte in ſpäteren Jahren ſehr oft, es würde das letzte¬
mal ſeyn, daß ich von hier aus die Reiche der Welt
und ihre Herrlichkeiten überblickte. Allein es hält immer
noch einmal zuſammen und ich hoffe, daß es auch
heute nicht das letztemal iſt, daß wir Beide uns
hier einen guten Tag machen. Wir wollen künftig
öfter hieher kommen. Man verſchrumpft in dem engen
Hausweſen. Hier fühlt man ſich groß und frei, wie
die große Natur, die man vor Augen hat, und wie man
eigentlich immer ſeyn ſollte.“
„Ich überſehe von hier aus, fuhr Goethe fort, eine
Menge Punkte, an die ſich die reichſten Erinnerungen
eines langen Lebens knüpfen. Was habe ich nicht
drüben in den Bergen von Ilmenau in meiner Jugend
Alles durchgemacht! Dann dort unten im lieben Er¬
furt, wie manches gute Abenteuer erlebt! Auch in
Gotha war ich in früheſter Zeit oft und gerne; doch
ſeit langen Jahren ſo gut wie gar nicht.“
Seit ich in Weimar bin, bemerkte ich, erinnere ich
mich nicht, daß Sie dort waren.
„Das hat ſo ſeine Bewandniß, erwiederte Goethe
lachend. Ich bin dort nicht zum Beſten angeſchrieben.
Ich will Ihnen davon eine Geſchichte erzählen. Als
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/210>, abgerufen am 21.11.2024.
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