ihm noch Stunden lang zuhören mögen. Allein er schien nach und nach müde zu werden, und so gingen wir denn in unserm Alkoven sehr bald zu Bette.
Jena, Montag, den 8. October 1827.
Wir standen frühzeitig auf. Während dem Anklei¬ den erzählte Goethe mir einen Traum der vorigen Nacht, wo er sich nach Göttingen versetzt gesehen und mit dortigen Professoren seiner Bekanntschaft allerlei gute Unterhaltung gehabt.
Wir tranken einige Tassen Kaffee und fuhren sodann an dem Gebäude vor, welches die naturwissenschaftlichen Sammlungen enthält. Wir besahen das anatomische Cabinet, allerlei Skelette von Thieren und Urthieren, auch Skelette von Menschen früherer Jahrhunderte, bei welchen Goethe die Bemerkung machte, daß ihre Zähne eine sehr moralische Race andeuteten.
Er ließ darauf nach der Sternwarte fahren, wo Herr Doctor Schrön uns die bedeutendsten Instrumente vorzeigte und erklärte. Auch das anstoßende meteoro¬ logische Cabinet ward mit besonderem Interesse betrach¬ tet, und Goethe lobte Herrn Doctor Schrön wegen der in allen diesen Dingen herrschenden großen Ordnung.
Wir gingen sodann in den Garten hinab, wo Goethe auf einem Steintisch in einer Laube ein kleines Frühstück hatte arrangiren lassen. "Sie wissen wohl kaum, sagte er, an welcher merkwürdigen Stelle
ihm noch Stunden lang zuhören mögen. Allein er ſchien nach und nach müde zu werden, und ſo gingen wir denn in unſerm Alkoven ſehr bald zu Bette.
Jena, Montag, den 8. October 1827.
Wir ſtanden frühzeitig auf. Während dem Anklei¬ den erzählte Goethe mir einen Traum der vorigen Nacht, wo er ſich nach Göttingen verſetzt geſehen und mit dortigen Profeſſoren ſeiner Bekanntſchaft allerlei gute Unterhaltung gehabt.
Wir tranken einige Taſſen Kaffee und fuhren ſodann an dem Gebäude vor, welches die naturwiſſenſchaftlichen Sammlungen enthält. Wir beſahen das anatomiſche Cabinet, allerlei Skelette von Thieren und Urthieren, auch Skelette von Menſchen früherer Jahrhunderte, bei welchen Goethe die Bemerkung machte, daß ihre Zähne eine ſehr moraliſche Race andeuteten.
Er ließ darauf nach der Sternwarte fahren, wo Herr Doctor Schrön uns die bedeutendſten Inſtrumente vorzeigte und erklärte. Auch das anſtoßende meteoro¬ logiſche Cabinet ward mit beſonderem Intereſſe betrach¬ tet, und Goethe lobte Herrn Doctor Schrön wegen der in allen dieſen Dingen herrſchenden großen Ordnung.
Wir gingen ſodann in den Garten hinab, wo Goethe auf einem Steintiſch in einer Laube ein kleines Frühſtück hatte arrangiren laſſen. „Sie wiſſen wohl kaum, ſagte er, an welcher merkwürdigen Stelle
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[205/0227]
ihm noch Stunden lang zuhören mögen. Allein er
ſchien nach und nach müde zu werden, und ſo gingen
wir denn in unſerm Alkoven ſehr bald zu Bette.
Jena, Montag, den 8. October 1827.
Wir ſtanden frühzeitig auf. Während dem Anklei¬
den erzählte Goethe mir einen Traum der vorigen
Nacht, wo er ſich nach Göttingen verſetzt geſehen und
mit dortigen Profeſſoren ſeiner Bekanntſchaft allerlei
gute Unterhaltung gehabt.
Wir tranken einige Taſſen Kaffee und fuhren ſodann
an dem Gebäude vor, welches die naturwiſſenſchaftlichen
Sammlungen enthält. Wir beſahen das anatomiſche
Cabinet, allerlei Skelette von Thieren und Urthieren,
auch Skelette von Menſchen früherer Jahrhunderte, bei
welchen Goethe die Bemerkung machte, daß ihre Zähne
eine ſehr moraliſche Race andeuteten.
Er ließ darauf nach der Sternwarte fahren, wo
Herr Doctor Schrön uns die bedeutendſten Inſtrumente
vorzeigte und erklärte. Auch das anſtoßende meteoro¬
logiſche Cabinet ward mit beſonderem Intereſſe betrach¬
tet, und Goethe lobte Herrn Doctor Schrön wegen der
in allen dieſen Dingen herrſchenden großen Ordnung.
Wir gingen ſodann in den Garten hinab, wo
Goethe auf einem Steintiſch in einer Laube ein kleines
Frühſtück hatte arrangiren laſſen. „Sie wiſſen wohl
kaum, ſagte er, an welcher merkwürdigen Stelle
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/227>, abgerufen am 21.11.2024.
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