beobachtet haben, wie bringt der Kuckuck sein Ey in das Nest des Zaunkönigs, da es doch nur eine so geringe Oeffnung hat, daß er nicht hineinkommen und er sich nicht selber darauf setzen kann."
Er legt es auf irgend eine trockene Stelle, erwie¬ derte ich, und bringt es mit dem Schnabel hinein. Auch glaube ich, daß er nicht bloß beim Zaunkönig, sondern auch bei den übrigen Nestern so thut. Denn auch die Nester der andern Insecten-Vögel, wenn sie auch oben offen, sind doch so klein, oder so nahe von Zweigen umgeben, daß der große langschwänzige Kuckuck sich nicht darauf setzen könnte. Dieß ist sehr wohl zu denken. Allein wie es kommen mag, daß der Kuckuck ein so außerordentlich kleines Ey legt, ja so klein als wäre es das Ey eines kleinen Insecten-Vo¬ gels, das ist ein neues Räthsel, das man im Stillen bewundert, ohne es lösen zu können. -- Das Ey des Kuckucks ist nur um ein Weniges größer als das der Grasemücke, und es darf im Grunde nicht größer seyn, wenn die kleinen Insecten-Vögel es brüten sollen. Dieß ist durchaus gut und vernünftig. Allein daß die Natur, um im speciellen Fall weise zu seyn, von einem durchgehenden großen Gesetz abweicht, wonach vom Kolibri bis zum Strauß zwischen der Größe des Eyes und der Größe des Vogels ein entschiedenes Verhält¬ niß stattfindet, dieses willkürliche Verfahren, sage
beobachtet haben, wie bringt der Kuckuck ſein Ey in das Neſt des Zaunkönigs, da es doch nur eine ſo geringe Oeffnung hat, daß er nicht hineinkommen und er ſich nicht ſelber darauf ſetzen kann.“
Er legt es auf irgend eine trockene Stelle, erwie¬ derte ich, und bringt es mit dem Schnabel hinein. Auch glaube ich, daß er nicht bloß beim Zaunkönig, ſondern auch bei den übrigen Neſtern ſo thut. Denn auch die Neſter der andern Inſecten-Vögel, wenn ſie auch oben offen, ſind doch ſo klein, oder ſo nahe von Zweigen umgeben, daß der große langſchwänzige Kuckuck ſich nicht darauf ſetzen könnte. Dieß iſt ſehr wohl zu denken. Allein wie es kommen mag, daß der Kuckuck ein ſo außerordentlich kleines Ey legt, ja ſo klein als wäre es das Ey eines kleinen Inſecten-Vo¬ gels, das iſt ein neues Räthſel, das man im Stillen bewundert, ohne es löſen zu können. — Das Ey des Kuckucks iſt nur um ein Weniges größer als das der Graſemücke, und es darf im Grunde nicht größer ſeyn, wenn die kleinen Inſecten-Vögel es brüten ſollen. Dieß iſt durchaus gut und vernünftig. Allein daß die Natur, um im ſpeciellen Fall weiſe zu ſeyn, von einem durchgehenden großen Geſetz abweicht, wonach vom Kolibri bis zum Strauß zwiſchen der Größe des Eyes und der Größe des Vogels ein entſchiedenes Verhält¬ niß ſtattfindet, dieſes willkürliche Verfahren, ſage
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beobachtet haben, wie bringt der Kuckuck ſein Ey in
das Neſt des Zaunkönigs, da es doch nur eine ſo
geringe Oeffnung hat, daß er nicht hineinkommen und
er ſich nicht ſelber darauf ſetzen kann.“
Er legt es auf irgend eine trockene Stelle, erwie¬
derte ich, und bringt es mit dem Schnabel hinein.
Auch glaube ich, daß er nicht bloß beim Zaunkönig,
ſondern auch bei den übrigen Neſtern ſo thut. Denn
auch die Neſter der andern Inſecten-Vögel, wenn ſie
auch oben offen, ſind doch ſo klein, oder ſo nahe von
Zweigen umgeben, daß der große langſchwänzige
Kuckuck ſich nicht darauf ſetzen könnte. Dieß iſt ſehr
wohl zu denken. Allein wie es kommen mag, daß der
Kuckuck ein ſo außerordentlich kleines Ey legt, ja ſo
klein als wäre es das Ey eines kleinen Inſecten-Vo¬
gels, das iſt ein neues Räthſel, das man im Stillen
bewundert, ohne es löſen zu können. — Das Ey des
Kuckucks iſt nur um ein Weniges größer als das der
Graſemücke, und es darf im Grunde nicht größer ſeyn,
wenn die kleinen Inſecten-Vögel es brüten ſollen.
Dieß iſt durchaus gut und vernünftig. Allein daß die
Natur, um im ſpeciellen Fall weiſe zu ſeyn, von einem
durchgehenden großen Geſetz abweicht, wonach vom
Kolibri bis zum Strauß zwiſchen der Größe des Eyes
und der Größe des Vogels ein entſchiedenes Verhält¬
niß ſtattfindet, dieſes willkürliche Verfahren, ſage
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/235>, abgerufen am 21.11.2024.
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