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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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sah, beim Frühstück, er krank und ohne Neigung etwas
zu genießen, fragte er noch lebendig nach den von
Schweden herüber gekommenen Granitgeschieben baltischer
Länder, nach Kometschweifen, welche sich unserer At¬
mosphäre trübend einmischen könnten, nach der Ursache
der großen Winterkälte an allen östlichen Küsten."

"Als ich ihn zuletzt sah, drückte er mir zum Ab¬
schied die Hand mit den heiteren Worten: "Sie glau¬
ben, Humboldt, Töplitz und alle warmen Quellen seyen
wie Wasser, die man künstlich erwärmt? Das ist nicht
Küchenfeuer! Darüber streiten wir in Töplitz, wenn
Sie mit dem Könige kommen. Sie sollen sehen, Ihr
altes Küchenfeuer wird mich doch noch einmal wieder
zusammenhalten." Sonderbar! denn Alles wird be¬
deutend bei so einem Manne."

"In Potsdam saß ich mehrere Stunden allein mit
ihm auf dem Kanapee; er trank und schlief abwechselnd,
trank wieder, stand auf, um an seine Gemahlin zu
schreiben, dann schlief er wieder. Er war heiter, aber
sehr erschöpft. In den Intervallen bedrängte er mich
mit den schwierigsten Fragen über Physik, Astronomie,
Meteorologie und Geognosie, über Durchsichtigkeit eines
Kometenkerns, über Mond-Atmosphäre, über die farbi¬
gen Doppelsterne, über Einfluß der Sonnenflecke auf
Temperatur, Erscheinen der organischen Formen in der
Urwelt, innere Erdwärme. Er schlief mitten in seiner
und meiner Rede ein, wurde oft unruhig, und sagte

ſah, beim Frühſtück, er krank und ohne Neigung etwas
zu genießen, fragte er noch lebendig nach den von
Schweden herüber gekommenen Granitgeſchieben baltiſcher
Länder, nach Kometſchweifen, welche ſich unſerer At¬
moſphäre trübend einmiſchen könnten, nach der Urſache
der großen Winterkälte an allen öſtlichen Küſten.“

„Als ich ihn zuletzt ſah, drückte er mir zum Ab¬
ſchied die Hand mit den heiteren Worten: „Sie glau¬
ben, Humboldt, Töplitz und alle warmen Quellen ſeyen
wie Waſſer, die man künſtlich erwärmt? Das iſt nicht
Küchenfeuer! Darüber ſtreiten wir in Töplitz, wenn
Sie mit dem Könige kommen. Sie ſollen ſehen, Ihr
altes Küchenfeuer wird mich doch noch einmal wieder
zuſammenhalten.“ Sonderbar! denn Alles wird be¬
deutend bei ſo einem Manne.“

„In Potsdam ſaß ich mehrere Stunden allein mit
ihm auf dem Kanapee; er trank und ſchlief abwechſelnd,
trank wieder, ſtand auf, um an ſeine Gemahlin zu
ſchreiben, dann ſchlief er wieder. Er war heiter, aber
ſehr erſchöpft. In den Intervallen bedrängte er mich
mit den ſchwierigſten Fragen über Phyſik, Aſtronomie,
Meteorologie und Geognoſie, über Durchſichtigkeit eines
Kometenkerns, über Mond-Atmoſphäre, über die farbi¬
gen Doppelſterne, über Einfluß der Sonnenflecke auf
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[260/0282] ſah, beim Frühſtück, er krank und ohne Neigung etwas zu genießen, fragte er noch lebendig nach den von Schweden herüber gekommenen Granitgeſchieben baltiſcher Länder, nach Kometſchweifen, welche ſich unſerer At¬ moſphäre trübend einmiſchen könnten, nach der Urſache der großen Winterkälte an allen öſtlichen Küſten.“ „Als ich ihn zuletzt ſah, drückte er mir zum Ab¬ ſchied die Hand mit den heiteren Worten: „Sie glau¬ ben, Humboldt, Töplitz und alle warmen Quellen ſeyen wie Waſſer, die man künſtlich erwärmt? Das iſt nicht Küchenfeuer! Darüber ſtreiten wir in Töplitz, wenn Sie mit dem Könige kommen. Sie ſollen ſehen, Ihr altes Küchenfeuer wird mich doch noch einmal wieder zuſammenhalten.“ Sonderbar! denn Alles wird be¬ deutend bei ſo einem Manne.“ „In Potsdam ſaß ich mehrere Stunden allein mit ihm auf dem Kanapee; er trank und ſchlief abwechſelnd, trank wieder, ſtand auf, um an ſeine Gemahlin zu ſchreiben, dann ſchlief er wieder. Er war heiter, aber ſehr erſchöpft. In den Intervallen bedrängte er mich mit den ſchwierigſten Fragen über Phyſik, Aſtronomie, Meteorologie und Geognoſie, über Durchſichtigkeit eines Kometenkerns, über Mond-Atmoſphäre, über die farbi¬ gen Doppelſterne, über Einfluß der Sonnenflecke auf Temperatur, Erſcheinen der organiſchen Formen in der Urwelt, innere Erdwärme. Er ſchlief mitten in ſeiner und meiner Rede ein, wurde oft unruhig, und ſagte

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/282>, abgerufen am 22.11.2024.