Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.Montag, den 18. Januar 1830*. Goethe sprach über Lavater und sagte mir viel Freitag, den 22. Januar 1830*. Wir sprachen über die Geschichte Napoleon's "Es ist wahr, sagte Goethe, man kann dem Ver¬ Montag, den 18. Januar 1830*. Goethe ſprach über Lavater und ſagte mir viel Freitag, den 22. Januar 1830*. Wir ſprachen über die Geſchichte Napoleon's „Es iſt wahr, ſagte Goethe, man kann dem Ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="3"> <pb facs="#f0301" n="[279]"/> <div n="4"> <dateline rendition="#right">Montag, den 18. Januar 1830*.<lb/></dateline> <p><hi rendition="#in">G</hi>oethe ſprach über Lavater und ſagte mir viel<lb/> Gutes von ſeinem Charakter. Auch Züge von ihrer<lb/> früheren intimen Freundſchaft erzählte mir Goethe, und<lb/> wie ſie zu jener Zeit oft brüderlich zuſammen in einem<lb/> und demſelbigen Bette geſchlafen. „Es iſt zu bedauern,<lb/> fügte er hinzu, daß ein ſchwacher Myſticismus dem<lb/> Aufflug, ſeines Genies ſo bald Grenzen ſetzte!“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="4"> <dateline rendition="#right">Freitag, den 22. Januar 1830*.<lb/></dateline> <p>Wir ſprachen über die <hi rendition="#g">Geſchichte Napoleon's</hi><lb/> von <hi rendition="#g">Walter Scott</hi>.</p><lb/> <p>„Es iſt wahr, ſagte Goethe, man kann dem Ver¬<lb/> faſſer dabei große Ungenauigkeiten und eine ebenſo große<lb/> Parteilichkeit vorwerfen; allein gerade dieſe beiden Män¬<lb/> gel geben ſeinem Werke in meinen Augen einen ganz<lb/> beſonderen Werth. — Der Erfolg des Buches war in<lb/> England über alle Begriffe groß, und man ſieht alſo,<lb/> daß Walter Scott eben in ſeinem Haß gegen Napoleon<lb/> und die Franzoſen der wahre Dolmetſcher und Re¬<lb/> präſentant der engliſchen Volksmeinung und des eng¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[279]/0301]
Montag, den 18. Januar 1830*.
Goethe ſprach über Lavater und ſagte mir viel
Gutes von ſeinem Charakter. Auch Züge von ihrer
früheren intimen Freundſchaft erzählte mir Goethe, und
wie ſie zu jener Zeit oft brüderlich zuſammen in einem
und demſelbigen Bette geſchlafen. „Es iſt zu bedauern,
fügte er hinzu, daß ein ſchwacher Myſticismus dem
Aufflug, ſeines Genies ſo bald Grenzen ſetzte!“
Freitag, den 22. Januar 1830*.
Wir ſprachen über die Geſchichte Napoleon's
von Walter Scott.
„Es iſt wahr, ſagte Goethe, man kann dem Ver¬
faſſer dabei große Ungenauigkeiten und eine ebenſo große
Parteilichkeit vorwerfen; allein gerade dieſe beiden Män¬
gel geben ſeinem Werke in meinen Augen einen ganz
beſonderen Werth. — Der Erfolg des Buches war in
England über alle Begriffe groß, und man ſieht alſo,
daß Walter Scott eben in ſeinem Haß gegen Napoleon
und die Franzoſen der wahre Dolmetſcher und Re¬
präſentant der engliſchen Volksmeinung und des eng¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/301 |
Zitationshilfe: | Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. [279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/301>, abgerufen am 16.07.2024. |