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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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und zwar auf bedeutender Stufe, zusammenwirken, so
giebt es ein Fest, das mit keinem andern zu vergleichen.
Wäre aber auch Einiges schlecht und nur Einiges gut,
so ist es immer noch mehr, als ob man zum Fenster
hinaus sähe, oder in irgend einer geschlossenen Gesellschaft
beim Dampf von Cigarren eine Partie Whist spielte.
Das Weimar'sche Theater ist, wie Sie fühlen, noch
keineswegs zu verachten; es ist immer noch ein alter
Stamm aus unserer besten Zeit da, dem sich neuere
frische Talente zugebildet haben, und wir können immer
noch etwas produciren, das reizt und gefällt und wenig¬
stens den Schein eines Ganzen bietet."

Ich hätte es vor zwanzig, dreißig Jahren sehen
mögen! versetzte ich.

"Das war freilich eine Zeit, erwiederte Goethe,
die uns mit großen Avantagen zu Hülfe kam. Denken
Sie sich, daß die langweilige Periode des französischen
Geschmackes damals noch nicht gar lange vorbei und
das Publicum noch keineswegs überreizt war, daß
Shakspeare noch in seiner ersten Frische wirkte, daß die
Opern von Mozart jung, und endlich, daß die Schiller¬
schen Stücke erst von Jahr zu Jahr hier entstanden
und auf dem Weimar'schen Theater, durch ihn selber
einstudirt, in ihrer ersten Glorie gegeben wurden, und
Sie können sich vorstellen, daß mit solchen Gerichten
Alte und Junge zu tractiren waren und daß wir immer
ein dankbares Publicum hatten."

und zwar auf bedeutender Stufe, zuſammenwirken, ſo
giebt es ein Feſt, das mit keinem andern zu vergleichen.
Wäre aber auch Einiges ſchlecht und nur Einiges gut,
ſo iſt es immer noch mehr, als ob man zum Fenſter
hinaus ſähe, oder in irgend einer geſchloſſenen Geſellſchaft
beim Dampf von Cigarren eine Partie Whiſt ſpielte.
Das Weimar'ſche Theater iſt, wie Sie fühlen, noch
keineswegs zu verachten; es iſt immer noch ein alter
Stamm aus unſerer beſten Zeit da, dem ſich neuere
friſche Talente zugebildet haben, und wir können immer
noch etwas produciren, das reizt und gefällt und wenig¬
ſtens den Schein eines Ganzen bietet.“

Ich hätte es vor zwanzig, dreißig Jahren ſehen
mögen! verſetzte ich.

„Das war freilich eine Zeit, erwiederte Goethe,
die uns mit großen Avantagen zu Hülfe kam. Denken
Sie ſich, daß die langweilige Periode des franzöſiſchen
Geſchmackes damals noch nicht gar lange vorbei und
das Publicum noch keineswegs überreizt war, daß
Shakſpeare noch in ſeiner erſten Friſche wirkte, daß die
Opern von Mozart jung, und endlich, daß die Schiller¬
ſchen Stücke erſt von Jahr zu Jahr hier entſtanden
und auf dem Weimar'ſchen Theater, durch ihn ſelber
einſtudirt, in ihrer erſten Glorie gegeben wurden, und
Sie können ſich vorſtellen, daß mit ſolchen Gerichten
Alte und Junge zu tractiren waren und daß wir immer
ein dankbares Publicum hatten.“

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[64/0086] und zwar auf bedeutender Stufe, zuſammenwirken, ſo giebt es ein Feſt, das mit keinem andern zu vergleichen. Wäre aber auch Einiges ſchlecht und nur Einiges gut, ſo iſt es immer noch mehr, als ob man zum Fenſter hinaus ſähe, oder in irgend einer geſchloſſenen Geſellſchaft beim Dampf von Cigarren eine Partie Whiſt ſpielte. Das Weimar'ſche Theater iſt, wie Sie fühlen, noch keineswegs zu verachten; es iſt immer noch ein alter Stamm aus unſerer beſten Zeit da, dem ſich neuere friſche Talente zugebildet haben, und wir können immer noch etwas produciren, das reizt und gefällt und wenig¬ ſtens den Schein eines Ganzen bietet.“ Ich hätte es vor zwanzig, dreißig Jahren ſehen mögen! verſetzte ich. „Das war freilich eine Zeit, erwiederte Goethe, die uns mit großen Avantagen zu Hülfe kam. Denken Sie ſich, daß die langweilige Periode des franzöſiſchen Geſchmackes damals noch nicht gar lange vorbei und das Publicum noch keineswegs überreizt war, daß Shakſpeare noch in ſeiner erſten Friſche wirkte, daß die Opern von Mozart jung, und endlich, daß die Schiller¬ ſchen Stücke erſt von Jahr zu Jahr hier entſtanden und auf dem Weimar'ſchen Theater, durch ihn ſelber einſtudirt, in ihrer erſten Glorie gegeben wurden, und Sie können ſich vorſtellen, daß mit ſolchen Gerichten Alte und Junge zu tractiren waren und daß wir immer ein dankbares Publicum hatten.“

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/86>, abgerufen am 23.11.2024.